•мinus XX•

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"Ganz still, für mich selbst wimmer ich unter Tränen meinen größten Wunsch, der nur so drauf wartet erfüllt zu werden
"Suga, bitte komm wieder zu mir zurück. Ich brauche dich doch."

Yoongi

Das tiefe Schwarz um mich herum, immer mehr erhellt es sich, geht von jenem in ein dunkles bishin zu einem hellen grau.
Meine Bewusstlosigkeit kam mir wie eine halbe Ewigkeit vor, andererseits fühlt es sich auch an als sei sie in sekundenschnelle verflogen. Ich merke wie sich Stück für Stück mein Geist wieder Kontrolle verschafft und mein Körper ebenfalls langsam wieder reagiert. Er ist schlapp und kraftlos, doch scheint nichts zu schmerzen.
Jene Erkenntnis lässt einen großen Stein von meinem Herzen fallen.

Langsam nehme ich wieder Geräusche war, die vollkommene Taubheit wird ebenso bald der Vergangenheit angehören und tröstet mich ein wenig.
Aufzuwachen ohne hören zu können wäre wohl wirklich eine schlimme Situation, der ganze Körper und Geist leistet alle Arbeit, doch der Sinn nicht und das nur wegen einem kleinen Zwischenfall oder doch nicht?

Noch bin ich nicht in der Lage zu entziffern was passiert, aber es hört sich nach einem hitzigen Gespräch zwischen drei Leuten an, nur Taehyung erkenne ich wieder.

Wirklich schockieren lässt mich die Tatsache, dass er, beziehungsweise seine Stimme, so anders klingen als sonst. Nicht so fest, standhaft und selbstbewusst, was einem wieder seinen niederen Platz anerkennt.
Nein, hin und wieder bricht seine Klangfarbe, er spricht schon fast im Flüsterton im Gegensatz zu den beiden anderen, die ihn scheinbar anschreien oder zumindest etwas lauter reden.
Zwischen den abgehackten Sätzen von dem Weißhaarigen vernehme ich herzzerreißende Schluchzer, die immer stärker werden und sogar in mir Mitleid ihm gegenüber auslösen, ihm der mir so weh tat.

So wie das ganze insgesamt zusammenspielt, ist es so, als würden Eltern ihrem Kind eine Standpauke vortragen und belehren über seine Fehler, während der Junge verzweifelt versucht sich zu rechtfertigen, aber vor lautem Weinen nicht mehr klar denken kann.

Und tatsächlich, nachdem ich meine Augenlider gehoben habe konnte ich es erkennen, das soeben beschriebene Szenario spielt sich direkt vor mir ab.
Taehyung wie er mit rotem, gesenkten Kopf da steht. Einzelne Tränen benetzen seine Wangen und schimmern leicht.
Ihm gegenüber stehen zwei Personen, die äußerlich ein wenig älter wirken und mir bisher völlig unbekannt sind, doch eindeutig hier die Rolle der empörten Eltern übernehmen.

Ein Mann mit blondem, langem Haar, der hauptsächlich am Sprechen ist und generell recht dominant wirkt.
Seine Augen leuchten in einem intensiven Grün, sind leicht gerötet. Neben ihm, der Passivere, er hat rosanes Kopfbewuchs und wirkt blass, beinahe weiß.
Piercings schmücken sein Gesicht und einige Ketten befinden sich an seinen Körper. Sofort fiel mir auf; er schwebt, den Boden berührt er kein bisschen mit seinen nackten Füßen.
Seine Erscheinung gleicht der eines Geistes, was mich ehrlich gesagt auch nicht überraschen würde, wäre er wirklich einer.

Doch so sehr ich die Schadenfreude genieße Taehyung so vollkommen fertig zu sehen, mein Kopf ist immernoch recht benebelt, es fiel mir schwer überhaupt zu erkennen, dass ich in meinem Zimmer liege. Ihren Streit dürfen sie gerne verschieben oder wo anders hin verlegen, bereit für Stress bin ich sicher nicht.

Um dem also ein Ende zu setzen räuspere ich mich möglichst laut. Schnell fliegen ihre Köpfe zur Seite und betrachten mich wie ein Exponat, ungläubig, dass ich wohl wach bin.
"Könnt ihr bitte leiser sein" krächze ich so gut es geht, mein Hals ist total trocken.

Plötzlich scheinen alle zu realisieren, dass meine Wenigkeit erwacht ist, denn der Blauäugige will sich geradezu auf mich stürzen zu, so auch der Geist.
Bevor dies aber geschehen konnte packt der Blonde Taehyung am Handgelenk und zieht ihn mit sich, bis er ihn vor die Tür stellt und zu schlägt. Dennoch, auch wenn ich alles noch durch einen Schleier wahrnehme und dieser Akt für einen sehr kurzen Augenblick ereignete, konnte ich es sehen.

Mir stockt der Atem bei dem Anblick, von dem ich nie gedacht habe er sei möglich.

Der Weißhaarige warf mir einen bedauernden Blick zu, er sah so unendlich traurig und enttäuscht aus.
Aber von wem?
Von mir oder doch sich selbst?
Seine Lippen formten sich zu stummen Worten. Zwar kann ich so etwas nicht erlesen, doch bin ich mir sicher.
Er hat sich entschuldigt und das bei mir.

In meinem Kopf rattert es und versucht für alles einen logischen Grund zu ersuchen, doch nichts, nichts fügt sich zusammen.
Ich kann seine Handlungen nicht durchschauen, es scheint eher so, als müsse ich ihn später selbst noch fragen was er mir mitteilen wollte.

Mittlerweile versuche ich mir einen Grund oder Vorwand zu erschummeln ihn nicht darauf ansprechen zu müssen und rede mir ein ich müsse nicht alles wissen.
Gleichzeitig will ich es unbedingt, nicht das erste Mal, dass mein Wissensdurst mir im Wege steht, das beste Beispiel hierbei wäre schon der Einbruch, welcher Ewigkeiten zurückliegen scheint.

Wieder meinen Fokus auf das Geschehen gelenkt, schickt der Grünäugige den Rosahaarigen weg, aus dem Raum mit den Worten "Namjoon, versuche du doch mal mit ihm zu reden" Frustration ist klar hörbar aus der Klangfarbe des Mannes, der dem Gegenüber, welcher sich als Namjoon entpuppte, die Anweisung gab.
Zögerlich nickt der Geist ehe er durch die Tür gleitet, mir zuvor aber ein freundliches Lächeln schenkt bei welchem man leichte Grübchen erkennen kann.
'Sympathisch' fällt mir nur zu ihm ein.

Mit einem geschafften Seufzen reibt sich der Blonde zwischen die Augenbrauen, scheint kurz zu versuchen die Fassung wieder zu erlangen, die er offensichtlich während der Standpauke verloren hat.

Er nimmt ein Glas und schenkt in jenes ein wenig Wasser um es mir anschließend zu bringen, beides befand sich zuvor auf der Kommode. "Danke" hauche ich nur und nehme den Behälter mit zitternden Händen an. Mein Gegenüber lächelt zart und hilft mir daraufhin mich aufzusetzen, ich selber hab es nicht einmal versucht, ich wusste sofort, so viel Kraft habe ich leider noch nicht. Zufrieden nippe ich daran, trinke einen Schluck. Sogleich bemerke ich die Zufriedenheit die Wüste eines Halses bewässert haben zu können, stelle das leere Glas auf meinen Nachttisch.

Abwartend schaue ich den Blonden an, der noch ein wenig in seinen Gedanken verloren schien.
"Alles okay?" hake ich nach, ein wenig besorgt. Der Mann erschreckt sich ein wenig von meiner plötzlichen Gesprächigkeit winkt aber sofort ab.

"Also, wie fühlst du dich Kleiner?" spricht er schließlich doch, scheint wieder komplett bei der Sache zu sein.

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Random Fact: Ich merke sofort wie viel einfacher es mir fällt die Kaps zu schreiben nachdem ich eine Geschichte pausiert habe.
Ich hoffe es läuft weiterhin recht gut.

Cut of life~TaegiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt