•мinus XII•

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"Warum ich dem vermeintlichen Einbrecher so sehr helfen will, obwohl mir diese Tat keinerlei Nutzen erbringt.
Ich schätze niemand wird mir die Antwort darauf liefern können, genauso wie der Grund meiner Existenz."

Yoongi

Wie die Flügel von bezaubernden Schmetterlingen flattern meine Augenlider auf, während ich immer näher an mein Bewusstsein schreite. Bedauerlicherweise fühle ich mich nicht wie dieses schöne Insekt, welches mit seiner Grazie und Eleganz durch die Lüfte gleitet. Ich fühle mich eher, als wäre das Tierchen an die Windschutzscheibe eines tonnenschweren Lastwagens geraten. Mein Kopf pocht wie wild, weshalb ich meinen könnte irgendjemand würde von innen gewaltig gegen meine Schädeldecke klopfen.

Alles fühlt sich irgendwie unreal an.

Der weiche Stoff, der mich wärmt und sich zwischen meinen Fingern verfangen hat. Die gegensätzlich kühle Luft meiner Umgebung, die meine Gesichtshaut streift.
Meine Sinne, die sich erst langsam an die Umgebung gewöhnen, allen voran meine Augen, welche immer mehr an Sicht gewinnen. Es ist stockdunkel, wäre nicht dieser leichte Kerzenschein würde es sicher vollkommen schwarz sein. Erst jetzt realisiere ich, dass ich in meinem Zimmer bin. Vorsichtig, bedacht keine ruckartigen Bewegungen zu vollziehen, setze ich mich auf, noch immer von dem Daunentuch bedeckt.

War etwa schon der nächste Morgen angebrochen?

Auch wenn meine Sinne immer mehr ihre alte Frische wiedererlangen, meine Gedanken, vor allem Erinnerungen, sind verborgen durch düstere Nebelschwaden.
Ich erinnere mich nicht was passiert war, ich kann weiß nur aufgestanden zu sein, ab dem Zeitpunkt -Filmriss.
Habe ich mich gestern etwa an alkoholischen Getränken vergriffen und meine Leber mit den Stoffen weiter vergiftet? Das würde zwar meinen Zustand und Filmriss erklären, aber mein Körper spricht andere Sprachen. Ich verspüre keinerlei Übelkeit, nein mein grummelnder Magen verrät mir das ich sogar Hunger habe. Zwar ist mein Hals staubtrocken, doch vertraue ich meinem Hungerorgan da ein Stückchen mehr.

Erst jetzt fällt mir meine Einsamkeit auf, ich bin alleine in dem Raum, welchen ich als meines zuvor identifizierte. Meine Gedanken liegen blank, ich weiß nicht was ich da hinein interpretieren soll.
War es etwas Gutes?
Es könnte zwar mitten in der Nacht sein, doch sprechen die geschlossenen Rollläden dagegen, beziehungsweise wankt damit meine Annahme. Um dem auf den Grund gehen zu können müsste ich wohl schweren Herzens aufstehen - ausgeschlossen viel zu anstrengend, da überwiegt meine stetig präsente Faulheit in großem Maße.
Außerdem kann ich nicht einschätzen wie weit meine Beine mich tragen würden, die Erschöpfung spüre ich bis ins Knochenmark. Genervt von meiner eigenen Unfähigkeit seufze ich und strampel aufgeregt mit meiner Restkraft.
Es ist still, fast zu still, ich bin mir sogar sehr sicher meinen eigenen Atem hören zu können.

Umso dankbarer bin ich, als ich ein leises Klopfen an meiner geschlossenen Tür höre, die mit einem "Ich komme rein" Stück für Stück weiter geöffnet wird. Doch sobald die Klangfarbe erklingt, verschwindet meine Vorfreude auf einen Schlag. Das war Taehyungs Stimme, das heißt das er in meiner Umgebung ist und jenes heißt nichts gutes.
In mein Zimmer kommt er sonst nie.
Alles positive in mir scheint sich dagegen zu stämmen, will es nicht an mich ran lassen, doch gegen solch starke Emotionen ist es vollkommen ausgeliefert.
Wie ein Straßenroller überwälzt mich die blanke Panik und Furcht vor ihm wie niemals zuvor.

Ich war mir meiner Angst bewusst, aber dieses Ausmaß kann ich mir selbst nicht erklären, es wirkt so surreal. Zuvor war ich die Ruhe selbst, dennoch bemerke ich wie Stück für Stück meine Selbstkontrolle nachlässt. Sie hängt an einem seidenen Faden, er wird dünner und dünner, droht zu zerreißen, das einzige was ihn noch zusammenhält- meine Vernunft.
Ich kann nicht wissen was los ist, ich sollte nicht zu früh urteilen. Gleichzeitig darf ich mein Bauchgefühl nicht vernachlässigen.
Es flüstert mir zu, dass ich nicht einfach geschlummert habe, nein.
Noch kann ich es nicht deuten, aber klar wird mir, der Executor hat definitiv seine Griffel im Spiel, wie sonst sollte es sein, hier ist und war niemand außer wir beide. 

Mühsam versuche ich zu erkennen wie es um den Weißhaarigen steht. Ich kann nicht erkennen was seine Mimik sagt, seitdem er wohl gesehen hat das ich so wach da sitze hat er sich kein bisschen bewegt, wie angekettet bleibt er auf der Stelle stehen, den Blick wahrscheinlich auf mich gerichtet. In seinen Händen trägt er ein dünnes Brett mit einer mir unbekannten Beladung. Was war da wohl drauf, nicht etwa Drogen oder ähnliches?
Will er mich endgültig loswerden und hat mir deswegen die Bewusstlosigkeit auferlegt?

Unweigerlich treibt der Gedanke mir die Tränen in die Augen, noch immer paralysiert von der Panik wage ich es erst gar nicht mich zu regen. Ich höre das Herz gegen meine Brust schlagen immer wieder, kräftiger und immer schneller werdend.
Der Herr des Körpers, immer mehr trete ich von dieser Stelle ab, während die negativen Gedanken das Steuer übernehmen.
So aufgeregt wie ich bin verschlechtert sich zusätzlich meine Sicht und der Schwindel macht sich bemerkbar. Meine Hände vergraben sich in den Stoff, verkrampfen sich dort vollständig. Ich spüre sogar durch den Fetzen ein wenig, wie ich mir die Fingernägel in die Handballen treibe.

Stolz bin ich, darauf noch nicht die Kontrolle verloren zu haben. Jedoch scheint Taehyung diese anschließend genauso wertlos zu machen, wie elendiger Kies am Wegesrand. Mit einem bedeutungsvollen, großen Schritt geht er auf mich zu und streckt seine Hand nach mir, das Tablett hat er mittlerweile auf der Kommode abgelegt.
"Was ist los Yoongi?" erkundigt er sich, seine Stimme scheint um einige Oktaven tiefer geworden zu sein. Diese bedrohliche Klangfarbe, mit der eigentlich gut gemeinten Frage, lässt nun bei mir die Sicherungen durchbrennen.
Mein Körper bebt, ohne das ich ihn zurückhalten kann, während ich vehement mit dem Kopf schüttel.
"L-lass mich i-in Ru-he" wimmer ich zwischen zusammengepressten Zähnen.

Auf der Stelle hält er in seiner Bewegung inne, steht still da. Einerseits löst diese Tatsache Erleichterung in mir aus, andererseits sollte ich mich nicht in Sicherheit wiegen.
"G-geh...bitte" murmel ich beinahe im Flüsterton vor mich hin mit der klitzekleinen Hoffnung, dass er mich verstanden hat.
Noch eine ganze Weile steht er wie angewurzelt da, bis ich erkennen kann das er leicht nickt.
"Ich habe Essen mitgebracht... falls du Hunger hast" klärt er mich auf, die Verunsicherung aus seiner Stimme herauszuhören.
Löste ich dies etwa aus?

Ehe ich irgendetwas erwidern kann stürmt Taehyung aus den Zimmer. Mit einem lauten Knall fällt die Tür ins Schloss, weshalb ich nicht anders kann als zusammen zu zucken.

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Random fact: Ich bin gerade auf Energyentzug... Ich weiß wieder warum ich die zu Hauf gesoffen habe, ich bin so müde die letzten Tage holy und Kaffee macht es nur schlimmer.

Cut of life~TaegiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt