•мinus V•

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"Dieses Mal dulde ich deinen ungehobelten Ton, aber das nächste Mal bedankst du dich dafür" knurre ich obwohl es mir in der Seele weh tut. So eine Schmerz hatte ich noch nie empfunden, der Junge verändert mich langsam und ich weis nicht ob ich es aufhalten soll."

Yoongi

So schnell wie möglich renne ich die vielen Treppenstufen hinauf, auf der Flucht vor Taehyung in meinen 'Safe Space', also mein Schlafzimmer, der einzige Raum, der mich zu Ruhe kommen lässt in diesem erdrückenden Gebäude. Wie oft habe ich hier schon die Fassung verloren und habe mich für den Rest des Tages in dem Bett verkrochen, geflennt und über jede einzelne meiner Entscheidungen gezweifelt.
Ich sollte aufhören mich selbst so fertig zu machen, aber meine Schuld kann ich leider nicht auf jemand anderen übertragen, auch den Hausherr trifft keinerlei Schuld, so gerne ich sie auch bei ihm abwälzen würde.

Mit ein wenig zu viel Wumms reiße ich die Zimmersperre auf, um sie mit in etwa der selben Kraft zuzuschlagen.
Dass es den Weißhaarigen erzürnen könnte blende ich gekonnt aus, denn die Tränen, die sich in meine Sicht verirren und benebeln, stehen deutlich im Vordergrund.
Es sind kleine Tröpfchen, die sich langsam von meiner Wasserlinie los lösen, sie sind aber keinesfalls mit Trauer verbunden, viel mehr mit der Wut auf mich selbst.
All das hier hätte nie passieren müssen, hätte ich einmal im Leben meinen Verstand eingeschaltet. Doch dieser meldet sich typischerweise viel zu selten und vor allem zu spät.

Stumm weinend stehe ich beinahe fehl am Platz im Raum, überfordert ob meine Beine einfach nachgeben sollten und ich somit zu Boden sinke oder mich lieber in mein Bett schmeißen sollte, um meine Kissen mit meinem Emotionswasser zu durchnässen; wie üblich.

Entgegen beider Ideen bleibe ich einfach an der Stelle stehen, ziellos ohne irgendetwas fokussieren zu können. Die Hände zu festen Fäusten geballt, mit denen ich sicher eine Prügelei beginnen und gewinnen könnte.
Meine Zähne, die sich auf der Unterlippe festgenagt haben, um ein stickiges Wimmern zu unterdrücken.
Ich will nicht schwach sein, vor allem so aussehen, was würde mein Bruder nur von mir denken.

Er und mein Freund; beide hab ich zurückgelassen weil ich auf die Wette von dem Gleichaltrigen eingegangen bin.
Es ist beinahe vollkommen verschwommen in meinen Erinnerungen, ich kann mich nur schemenhaft an kleine Fragmente erinnern.
Der Kern der Wette war simpel: da Jugendliche sich scheinbar nicht vor dem Tod fürchteten müssen sie Mutproben machen. Doch ich weis ich war nie bereit für den Tod, allerdings hält Taehyung mein Leben jetzt in seinen Pranken. Es wundert mich so schon, warum er nicht einfach den Ausschalter bei mir gedrückt hat, den Stecker gezogen. Ich bin ihm doch nur ein Dorn im Auge, eine Plage, die geradeso für den Haushalt geeignet ist.

Mein Atem geht ungewöhnlich schnell, genau so, wie mein Herzschlag auf das Gaspedal getreten hat. Ich spüre noch immer die vor Scham und Wut aufgeheizten Wangen, welche sicher noch immer knallrot sind. Es fühlt sich unangenehm an und das Gefühl seiner Hand auf meinen Gesäß scheint nicht schwinden zu wollen. Je mehr ich über seine Handlung nachdenke, vor allem an seine Drohung, steigt die Panik in mir.
Ich fühle mich jetzt zwar ein Stück sicherer, da ich mich in meinem Räumchen befinde, aber schwinden will die Angst trotzdem nicht. Die richtige Menge an Sauerstoff will nicht eindringen, ich habe das Gefühl bald ersticken zu müssen, wenn ich nichts unternehme
"Tief ein- und ausatmen Yoongi"

Auch wenn diese Methode wirklich einer Filmszene gleicht- in meinen Augen, habe ich noch nie den Eindruck gehabt, dass es tatsächlich helfen könnte. Doch entgegen meiner Erwartung bemerke ich wie sich mein Herzschlag ein wenig beruhigt und ich meine Lunge wieder besser strapazieren kann.

Ich sollte so professionell wie immer bleiben und mich einfach für die beiden Gäste fertig machen, denn ich frage mich wie die Freunde meines Herren so drauf sind. Würde ein Mensch dabei sein, wäre ich wohl das glücklichste kleine Erdenwesen auf dem Planeten, ich könnte ihn möglicherweise fragen ob er kurz bei mir Zuhause vorbeischauen könnte.
Es würde mir auf jeden Fall eine riesige Last nehmen, wenn ich wüsste das es beiden gut ginge.

Endlich ruhig gestellt, nehme ich meine Aufgaben wieder wahr und diese bestand darin mich für das Erste lediglich umzuziehen. Ich kann es kaum abwarten wieder in bequemere Klamotten zu schlüpfen, diese engen bedrängen mich unnötigerweise. Schnell knöpfe ich meine Weste auf, sowie das darunter liegende Hemd. Achtlos werfe ich sie auf mein Bett, um gleich danach meine Hose dazu zu werfen, der ich mich mit Freuden entledige.
Jetzt zwar nur in Boxer und Socken gekleidet ist mir zwar kühler, aber das ist nunmal die beflügelnde Freiheit.

Am liebsten würde ich sie weiterhin genießen können, doch trödeln sieht mein knapper Zeitplan leider nicht vor.
In Rekordzeit, vollbeladen mit den frischen Klamotten, schwinde ich in mein eigenes Badezimmer, das nur durch mein Gemach betretbar ist. In jenem werfe ich die erst aufgegabelten Klamotten zu Boden und betrachte anschließend mein Gesicht im Spiegel. Bis auf meine roten Augen und den getrockneten Tränen, die mich so schwach, zerbrechlich, wirken lassen, sehe ich nicht so schlimm aus, ein wenig Wasser in Gesicht und ich bin wie neu.

Den Einfall führe ich direkt aus und spritze das kühle Nass in mein aufgeheiztes Gesicht, um es möglichst frisch wirken zu lassen.
Meine Haare lege ich ein wenig mit meinen befeuchteten Fingerspitzen zurecht.
Es sieht nicht glatt geleckt aus, aber ich soll mich ja locker machen und dem habe ich sicher nichts entgegen zu setzen.
Den großen Pullover, mit dem breiten V-Ausschnitt stülpe ich ohne Probleme über meinen Schädel und richte diesen ein wenig. Die Hose ziehe ich mir in geschwind über und knöpfte sie geschickt zu.
Anschließend den Hosenstall schließen und Et Voila, ich bin endlich fertig, meinem fast strahlenden Gesichtsausdruck würde man niemals anmerken, dass dieser vor kurzem noch so zerstört war.

Doch als ich dachte es würde endlich bergauf gehen erklang der schrille Ton einer Türklingel.
Sie sind da und wenn ich nicht gleich unten bin, habe ich ein Problem.

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Random Fact: Wer hätte es gedacht, Yoongi is my Bias and Tae my Bias Wrecker 🤡

Cut of life~TaegiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt