16.1 | Alfheim

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Der Abschied fällt mir schwerer, als ich erwartet hätte

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Der Abschied fällt mir schwerer, als ich erwartet hätte. Nadaia leiht mir noch ein paar ihrer Sachen, bequemere Hosen und einen Mantel, unter der Voraussetzung, dass ich eines Tages nach Vanaheim komme und sie ihr zurückgebe. Ingi drückt mir zum Abschied beide Hände, zufrieden damit, dass ich meine Kräfte anscheinend soweit unter Kontrolle habe, dass sie nicht auf der Stelle umkippt. Katla gibt mir eine ihrer selbstgemachten Strohpuppen, und Eryk hört gar nicht auf, sich bei mir zu bedanken.

Der Versuch, mich auf ein eigenes Pferd zu setzen, ist fabelhaft gescheitert, daher sitze ich nun vor Thor auf einem großen, weißen Schimmel. Mir tut das Tier leid, doch Hogun hat uns versichert, dass die Pferde Vanaheims stark genug sind, um viel Gewicht zu tragen.

Mein Herz wird ganz schwer, als sich das Pferd in Bewegung setzt und wir von der Siedlung wegreiten. Vielleicht will ich doch nicht so eilig von hier weg. Ich bin Nadaia dankbar für das Training, Ingi für die langen Gespräche, und den anderen Dorfbewohnern für ihre Gastfreundlichkeit. Doch das Risiko ist zu groß, dass ich vielleicht doch irgendwann die Kontrolle über meine Kräfte verliere, so schnell, wie ich sie gewonnen habe.

Auf einer von Thors Wanderungen hat er einen Eingang nach Alfheim entdeckt, in einer Höhle hinter einem Wasserfall. Manchmal bilden sich Portale zwischen den Welten, da sie alle durch den Weltenbaum miteinander verbunden sind. Doch auch sie wandern, und deshalb haben wir Glück, dass das Portal immer noch an Ort und Stelle ist, als wir dort eintreffen. Der Ort ist vielleicht schon zu magisch, so wie das Wasser aus zehn Metern Höhe in einen kleinen Teich plätschert, und sich das Sonnenlicht in den Wassertropfen bricht, um einen Regenbogen zu bilden.

Hier steigt Thor ab, hebt mich vom Pferd, und zu Fuß betreten wir die niedrige Höhle. Lange Zeit ist es dunkel, doch nach einigen Minuten erstrahlt ein Licht auf der anderen Seite. Die Öffnung wird immer größer, und ehe ich mich versehe, stehe ich in einer anderen Welt. Das Licht ist so grell, dass ich meine Augen abschirmen muss. Ich weiß nicht, ob es von einer Sonne kommt, oder vielleicht sogar von zweien, denn die Helligkeit macht es mir unmöglich, direkt in den Himmel zu schauen. Eine Sonnenbrille wäre jetzt vom Vorteil.

Auch Thor kneift die Augen zusammen. »Ja, das ist zweifellos Alfheim. Mal sehen, ob wir ein paar Lichtelfen finden.«

Selbst unter den Bäumen im Wald ist das Licht unnatürlich hell, als hätte jemand die Sättigung auf die höchste Stufe gestellt. Auf dem weichen Moos machen unsere Schritte fast gar kein Geräusch, ebenso wenig die des Pferdes, das ich inoffiziell auf den Namen Felipe getauft habe. Um uns herum summt die Luft vor Insekten, Schmetterlingen und Libellen, und bunte Blumen wachsen zwischen den Bäumen. Ihre helle Rinde ist ganz glatt, fast schon zart.

»Wie sind die Elfen hier?«, frage ich, während ich im Weitergehen über die Farne streiche. Natürlich kenne ich die Geschichten aus der nordischen Mythologie, doch, wie ich bereits erkennen musste, sind sie nicht immer zu einhundert Prozent zuverlässig.

»Elfen sind Zauberwesen«, erzählt Thor. »Groß und bleich. Anders als die Dunkelelfen beschäftigen sie sich hauptsächlich mit weißer Magie. Naturmagie. Ich war noch nicht so oft in Alfheim. Das Licht hier ist zu ungemütlich.«

Lethargy | ᵗʰᵒʳ ᵒᵈⁱⁿˢᵒⁿWo Geschichten leben. Entdecke jetzt