8 | Geheimnisse und Mythen

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Ich weiß ganz genau, wieso ich damals ausgezogen bin

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Ich weiß ganz genau, wieso ich damals ausgezogen bin. Wie konnte ich es die letzten zwanzig Jahre überhaupt überstehen, mit ihr im gleichen Haus zu leben?

»Schließt die Tür«, sagt Mutter unwirsch. »Von innen oder von außen, nur bald. Es zieht.«

Thor kommt der Aufforderung nach. Die zweite Variante hätte ich sehr begrüßt, doch jetzt sind wir zu dritt in diesem Raum eingesperrt. Vorsichtig stellt der Donnergott den Hammer Mjölnir in den Schirmständer neben der Tür. Ich lasse mich auf einem der zwei Besucherstühle vor dem Schreibtisch nieder. Mutter hat ihren Blick wieder gesenkt und schreibt etwas in ihrer feinsäuberlichen Handschrift.

Mein Blick ist starr auf einen Kratzer in dem dunklen Holz gerichtet, während Thor zusehends ungeduldiger wird.

»Mrs Anderson, der Grund unseres Besuches–«

»Professor Anderson«, berichtigt sie ihn. »Und wer sind Sie

»Das ist Thor, Mutter«, sage ich mit schwacher Stimme. »Der Gott des Donners aus Asgard. Einer der Avengers.«

Ihre Mundwinkel zucken. Sie betrachtet Thor genauer, sucht vermutlich nach irgendwelchen Zeichen, die ihn als altnordische Gottheit auszeichnen, und legt nun ihren Rotstift zur Seite. »Wie komme ich zu der Ehre?«, fragt sie.

»Ich bin auf einer Suche«, sagt Thor. »Eira meinte, Sie wüssten Näheres über den Aufenthaltsort von Alexander van Houten.«

Der Anflug eines Lächelns umspielt ihre Mundwinkel. »Das tue ich in der Tat. Mich würde nur noch interessieren, weshalb.«

»Er braucht nur seine Hilfe wegen irgendwelchen kosmischen Steinen«, murmele ich.

»Kosmische Steine. Interessant. Ja, da kann Ihnen Alexander sicher weiterhelfen. Vorausgesetzt, er empfängt Sie. In jedem Fall wird er sehr interessiert an der Herkunft seines Besuchers sein. Er hat eine Schwäche für das Mythische. Das hat ihm seinen Job und seine Ehe gekostet. Ich nehme an, dass Sie zu mir gekommen sind, weil Sie ihn mit ihren herkömmlichen Mitteln nicht finden konnten, habe ich Recht?«

»Sie sind mit den Mythen vertraut?«, fragt Thor, milde überrascht.

»Natürlich.» Ihre Lippen bilden einen Strich. »Ebenso wie Eira hier.«

Ich schaue demonstrativ an ihr vorbei und aus dem Fenster. Sie hat es gehasst. All diesen mystischen Kram, sie verabscheute die Geschichten, die Sagen, die Tatsache, dass wir uns für seine Arbeit mehr interessierten als für ihre.

»In unserer Familie war das, leider, häufig Thema«, fährt Mutter fort.

Thor wirft mir einen Seitenblick zu. »Wie das?«

Mutters Lippen kräuseln sich. »Oh, Eira hat es Ihnen nicht erzählt?«

»Was erzählt?«

»Dass Alexander ihr Vater ist.«

Lethargy | ᵗʰᵒʳ ᵒᵈⁱⁿˢᵒⁿWo Geschichten leben. Entdecke jetzt