18.3 | Folkwang

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Thor unternimmt einige weitere Reisen in die Neun Welten

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Thor unternimmt einige weitere Reisen in die Neun Welten. Ohne mich. Dennoch hat er es nicht noch einmal angesprochen, mich nach Midgard zurückzubringen. Mit jedem Tag werde ich frustrierter, und meine Wut und Verzweiflung macht sich immer deutlicher bemerkbar. Im Nahkampf werde ich schlampiger und unaufmerksamer. Asleif merkt spöttisch an, dass ich nicht einmal einen Gegner bräuchte, um mich umzubringen, da ich mich in meiner Raserei wohl eher noch selbst aufspieße.

Ich fühle mich elend. Lustlos stochere ich in meinem Essen herum. Freya zwingt mich immer noch dazu, mit ihr an der Ehrentafel Platz zu nehmen. Gerade unterhält sie sich mit einem Mann, während ich mich dabei erwische, wie meine Augen den Saal nach Thor absuchen. Dabei bin ich diejenige, die ihm aus dem Weg geht. Ich habe Angst vor dem Moment, in dem er merkt, dass ich nicht die bin, für die er mich hält. Ich bin nicht die beste Wahl für ihn, und das wissen wir beide. Er braucht es nur noch einzusehen.

Mit lautem Gekreische fliegt ein Rabe durch eines der Fenster und landet direkt vor Freya. Dabei wirft er eine Schüssel um. Das schwarze Gefieder wird mit brauner Soße besprenkelt. Die Göttin winkt eine Bedienstete heran, damit sie die Unordnung beseitigt, und löst den Zettel, den der Vogel um die Kralle getragen hat. Was auch immer darauf steht, es kann nichts Gutes bedeuten. Ihre Miene verhärtet sich. Abrupt steht sie auf.

»Hört her!«, ruft sie durch den Saal. Ihre Stimme klingt unnatürlich laut. Alle Gespräche verstummen. »Die Erdriesen haben die östlichen Ländereien Vanaheims angegriffen. Jeder Mann, und jede Frau, die kämpfen kann, soll sich binnen fünf Stunden am Osttor einfinden, um die Eindringlinge zurückzutreiben.«

Für wenige Sekunden herrscht angespannte Stille. Dann springen alle Anwesenden auf und drängen zum Ausgang, begleitet von lauten Rufen. Die Herrin von Folkwang selbst stützt beide Arme auf den Tisch. Ihre roten Haare flammen auf.

Ich lege mein Besteck neben dem Teller ab. »Erdriesen?«

»Wir hatten ein Friedensabkommen«, sagt Freya, die Lippen nur noch ein schmaler Strich. »Nach der letzten Schlacht vor drei Jahren. Wieso wagen sie sich ausgerechnet jetzt aus Jotunheim heraus?« Mit einem einzigen Schwenk ihrer Hand ist der Tisch vor uns abgeräumt. Sie rafft ihre Röcke. Grimmige Entschlossenheit liegt auf ihrem Gesicht. »Kommt, Eira. Wir müssen Kriegsrat halten.«

Ein Krieg. Ich werde in eine echte Schlacht verwickelt, die sich allem Anschein nach nicht aufhalten lässt. Vielleicht sollte ich mitkämpfen. Nein, das wäre Selbstmord. Aber möglicherweise ist das meine Chance, mich zu beweisen.

Zum Rat eingeladen sind, außer der Göttin und mir, außerdem noch zwei weitere Frauen und ein Mann, der wohl auch schon seine besten Tage hinter sich hat. Er breitet gerade eine große Karte auf dem Tisch in der Mitte der Bibliothek aus.

»Wann können wir beginnen?«, fragt Freya ohne Umschweife.

»Lady Freya, unsere Krieger und Kriegerinnen werden in dieser Sekunde ausgestattet. Es wird wohl noch eine Weile dauern. Noch vor Einbruch der Dämmerung sind wir bereit zum Abmarsch.«

Lethargy | ᵗʰᵒʳ ᵒᵈⁱⁿˢᵒⁿWo Geschichten leben. Entdecke jetzt