Bäume, Felder, Wiesen. Ab und zu ein Dorf. Die Zugfahrt durch den Süden Englands erweist sich als wenig abenteuerlich. Dafür wird unser Ziel es umso mehr sein. Diesmal sitzt Thor neben mir, auf dem Fensterplatz, und sein Blick wandert über die Landschaft.
»Wenn du irgendetwas über meinen Vater wissen willst, dann frag«, sage ich, als wir schon mindestens eine Stunde gefahren sind. »Das bin ich dir schuldig.«
Thors Kopf dreht sich zu mir. Seine blauen Augen strahlen auch jetzt eine gewisse Ruhe aus, während ich kaum still auf meinem Platz sitzen kann. »Du bist mir gar nichts schuldig, Eira. Und wenn du kein Interesse daran hast, mir von deiner Familie zu erzählen, dann ist das auch in Ordnung.«
»Jetzt tu nicht so. Du bist neugierig, ob tatsächlich jeder in meiner Familie komplett durchgeknallt ist.«
»Anhand dessen, was ich bisher von euch erfahren habe, scheint ihr kaum verschieden von meiner Familie zu sein.«
Ich ziehe zweifelnd die Stirn in Falten. »Ihr seid Asen. Und deine Mutter hat dich nicht so sehr gehasst.«
»Nein, tatsächlich nicht. Sie war eine gute Frau. Eine mächtige Zauberin, des Weiteren. Sie verteidigte sogar Loki und glaubte an ihn, als kein anderer das getan hat. Er hat sie nie so geschätzt, wie sie ihn.« Thor überlegt einen Moment lang. »Gut, wenn ich so darüber nachdenke, unterscheidet uns doch mehr.«
Ich schmunzele. Dann beginne ich, zu erzählen: »Mein Vater war Professor für angelsächsische, nordische und keltische Kultur. Anfangs unterrichtete er auch noch. Doch irgendwann kam er auf die Idee, dass hinter den ganzen Sagen mehr stecken müsste. Also machte er sich auf die Suche nach allerhand mythologischen Dingen, die als verschollen galten, oder von denen die Quellen nur sehr wenig berichten. Manchmal war er tagelang fort, und wir wussten nicht, wo er war.«
Ich mache eine kurze Pause. Ich glaube nicht, dass ich in den letzten Jahren überhaupt jemandem davon erzählt habe. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, dass alles ist zu verrückt, um wahr zu sein. »Es stellte sich ja heraus, dass er Recht hatte«, gebe ich zu bedenken. »Besonders nachdem die Avengers in Aktion getreten waren, und letztes Jahr die Dunkelelfen in Greenwich eingefallen sind. Das änderte aber nichts an Mutters Meinung über ihn.«
»Und deshalb lebt er nun als Einsiedler?«
»Seine Kollegen haben ihn für verrückt erklärt. Und nach dieser einen Expedition hatte Mutter es auch endgültig satt und trennte sich von ihm. Sie blieb mit mir und Finnegan auf dem Familienanwesen bei Oxford, und wo Vater hinging, wusste ich bis gestern nicht.«
»Ich denke, er wird eine Erklärung dafür haben.«
»Dafür, warum er sich all die Jahre nicht hat blicken lassen?«, frage ich bitter. »Und nicht einmal Weihnachts- oder Geburtstagskarten verschickt hat? Er hat uns wohl einfach vergessen.«
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Lethargy | ᵗʰᵒʳ ᵒᵈⁱⁿˢᵒⁿ
Fanfiction⟫ Ist es tatsächlich eine Gabe? Oder doch eher ein Fluch? ⟪ ⟫ Niemand in den neun Welten könnte je so zornig auf dich sein, um sich mit einem Fluch an dir rächen zu wollen ⟪ ᴘᴏꜱᴛ ᴀɢᴇ ᴏꜰ ᴜʟᴛʀᴏɴ - ɪɴꜰɪɴɪᴛʏ ᴡᴀʀ Eira steht vor einem...