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Pat

„Ich... Ich... Ich wollte das nicht." Verzweifelt sieht Malia mich an, Tränen schimmern in ihren Augen. Ich muss mich beherrschen nicht loszupoltern und sie anzubrüllen, stattdessen atme ich tief durch und presse die Zähen zusammen.

„Du wolltest das nicht? Aha. Dann erklär mir bitte, wie ein Foto von mir seinen Weg ins Internet gefunden hat."

„Wollen wir das nicht in Ruhe klären? Im Hotel?" Malia steht auf und kommt auf mich zu, doch ich gehe abwehrend einen Schritt nach hinten. Ich muss allerdings zugeben, dass sie in dem Punkt Recht hat, ich will nicht noch mehr Aufsehen erregen.

„Komm mit!", knurre ich und zerre Malia am Ärmel zum Taxistand. Als wir im Taxi sitzen will Malia immer wieder beginnen mir etwas zu erklären, doch ich hebe nur die Hand und bedeute ihr zu schweigen. Stattdessen wähle ich Pinos Nummer und wappne mich innerlich auf ein riesiges Donnerwetter. „Hi Pino, du hast versucht mich zu erreichen.", bringe ich locker über die Lippen.

„Ich hoffe, du hast eine gute Erklärung für das Foto. Wer hat es gemacht? Und wie hat es seinen Weg ins Internet gefunden?" Okay, noch nicht einmal die üblichen Begrüßungsfloskeln sind heute möglich.

„Ja, ich freue mich auch von dir zu hören." Das leise Schnauben von Pino ignoriere ich gekonnt. „Das Bild hat... Ein Bekannter gemacht, ich habe keine Ahnung wie es den Weg ins Internet gefunden hat, bin da aber dran." Ich sehe zwar im Augenwinkel, dass Malia zusammenzuckt als ich von einem Bekannten spreche, aber ich will grade nicht mehr erklären als nötig. „Ich könnte selbst noch einen Post verfassen, morgen vor dem Studio und neue Musik ankündigen."

„Du solltest heute schon was posten, um die Wogen ruhig zu halten, es wird schon spekuliert wo du bist und die ersten haben richtig getippt." Pino klingt kühl, sachlich, ganz der Manager. Ich schlucke, zum Glück habe ich vorhin ein Selfie gemacht mit dem Meer im Hintergrund, das werde ich benutzen.

„Okay, wird gemacht. Sonst noch was?"

„Sieh zu, dass da nicht noch mehr kommt. Du solltest noch mal mit deinem Bekannten ein ernstes Wörtchen reden." Alleine wie Pino den Bekannten betont ist mir klar, dass er ganz genau weiß, dass es sich mitnichten um einen entfernten Bekannten handelt, sondern um mehr.

„Wird gemacht.", sage ich kleinlaut und stecke dann das Handy wieder weg.

„Wie sauer ist er?", fragt Malia kleinlaut.

Ich schnaube nur und werfe ihr einen bösen Blick zu. Bis wir im Hotel sind wechsele ich kein Wort mit Malia, noch bin ich so wütend, dass mir jedes Wort wahrscheinlich später leidtun würde. Erst als die Zimmertür hinter uns ins Schloss fällt beginne ich zu sprechen. „So Malia und nun hoffe ich, dass du eine gute Erklärung hast wie das Foto von mir seinen Weg ins Internet gefunden hat. Warum du überhaupt auf die Idee gekommen bist ein Foto von mir zu machen, ohne mich zu fragen, du weißt wie sehr ich das hasse und hast es trotzdem getan." Kühl mustere ich sie, stelle auf einmal alles in Frage. Was wenn sie doch nur eine dieser elenden Stalkerinnen ist? Was wenn sie von Anfang an geplant hat mich auszuspionieren und ich Depp öffne mich ihr gegenüber, setze meine Ehe aufs Spiel, setze alles aufs Spiel.

„Ich... Ich wollte das nicht! Wirklich nicht, das muss du mir glauben. Ich habe das Foto gemacht, weil du so entspannt ausgesehen hast und dann habe ich es Nina geschickt, einfach weil... Ich habe mir echt nichts dabei gedacht, schließlich hat sie dich ja schon mal im Videochat gesehen." Sie schnieft und wischt sich über die Augen.

„Komm zum Punkt Malia und hör auf zu heulen, du bist keine 14 mehr.", knurre ich und tigere nervös durch das Zimmer.

„Sie... Im Videochat konnte sie dich nicht richtig sehen, weil es so dunkel war und bei dem Foto war sie sich auch nicht so sicher und da hat sie... Sie hat das Foto an eine Freundin geschickt und die hat dich erkannt, aber wohl auch das Bild weitergeschickt und so... Es tut mir leid."

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