12.

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Pat

Kritisch stochere ich auf meinem Teller herum, es sieht... Interessant aus.

„Schmeckt es dir nicht?", will Malia wissen und schiebt sich eine weitere Gabel in den Mund.

„Ich... Also... Ich habe das noch nie gegessen. Was ist das?" Ihre Augen verengen sich und ich rudere schnell zurück. „Also, das ist bestimmt lecker." Todesmutig schiebe ich mir die erste Gabel in den Mund und kaue tapfer. Gut, es schmeckt jetzt nicht absolut eklig, aber auch irgendwie... Nicht besonders gut.

„Zoodeln mit Avocado und Tomate, ich esse das total gerne.", sie klingt begeistert, was ich irgendwie nicht so nachvollziehen kann.

„Zoo was?", frage ich irritiert.

„Zoodeln, Nudel aus Zucchini, lecker und gesund, mit Guacamole."

Zucchini? Kein Wunder, dass es nach nichts schmeckt. „Das klingt, als wenn es was für Jo wäre, ich wundere mich grade, dass ich das noch nie gegessen habe." Wie leicht mir diese Lüge über die Lippen kommt, Jo würde mir so etwas nie vorsetzen, weil sie meine Abneigung gegen Zucchini kennt. Dafür würde ich ihr niemals Broccoli vorsetzen, weil ich weiß, dass diese kleinen Bäumchen sie dezent zum Würgen bringen.

„Ist Jo deine Frau?"

Ich nicke. „Ja genau, Joelle heißt sie."

„Seid ihr schon lange verheiratet?" Obwohl ich sonst Fragen über meine Ehe und Jo nicht so gerne beantworte fühlt es sich bei Malia ganz normal an, nicht neugierig, sondern einfach interessiert.

„Sieben Jahre mittlerweile, aber wir kennen uns schon eine halbe Ewigkeit." Mit einem Lächeln auf den Lippen denke ich an unsere Hochzeit hier in Irland zurück. Wahnsinn, wie lange es doch schon her ist. Die letzten Jahre sind scheinbar irgendwie an mir vorbeigeflogen, während die Jahre davor sich teilweise wie Kaugummi gezogen haben. „Hast du eigentlich einen Freund?" Geschickt versuche ich das Essen so auf meinem Teller zu verteilen, dass es nicht auffällt, dass ich kaum etwas gegessen habe, vielleicht finde ich nachher noch ein paar Kekse oder Chips.

Malia schüttelt heftig den Kopf. „Nein, kein Freund, kein Mann, kein Liebhaber, nichts."

Erstaunt sehe ich sie an, ja sie ist schon etwas speziell, aber ganz nüchtern betrachtet ist sie ziemlich hübsch. Die roten, wirren Locken, die blitzenden grünen Augen, die kleine Stupsnase, sie ist schon eine Erscheinung. Widerwillig schüttele ich den Kopf, was sind das nur für unsinnige Gedanken?

„Ich lebe mit meinen Großeltern und Eltern unter einem Dach. Wir haben eine alte Stadtvilla, ich bewohne das Dachgeschoss.", fährt sie unbeirrt fort.

„Und das klappt?", will ich wissen. Ich erinnere mich noch zu gut an die Zeiten, in denen ich mit meiner ganzen Familie auf engstem Raum gelebt habe. Nie seine Ruhe zu haben, immer jemanden um sich herum zu haben, das ist etwas was ich nicht vermisse.

Verwundert sieht Malia mich an. „Warum sollte das nicht klappen? Ich habe meine eigene Wohnung, meine eigenen vier Wände, es ist jetzt nicht so, dass ich meinen Eltern permanent am Rockzipfel hänge. Ich kann sehr gut alleine leben."

„Das habe ich ja auch gar nicht behauptet, ich finde es nur sehr verwunderlich, wenn man mit Mitte Zwanzig noch bei seinen Eltern lebt."

Nun lacht Malia schallend auf und schüttelt den Kopf. „Sag das bitte noch mal!"

Ich runzele die Stirn. „Mmh? Was?" Ich habe keine Ahnung, was sie von mir will.

„Na das mit Mitte Zwanzig! Denkst du wirklich, dass bin Mitte Zwanzig bin?"

Temptation IslandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt