Pat
Mit hinter dem Kopf verschränkten Armen liege ich auf dem Rücken und starre an die Decke. Wie lange ich schon so liege, weiß ich gar nicht, gefühlt eine Ewigkeit. Malia neben mir schläft noch, ihre Nacht scheint ruhig gewesen zu sein, soweit ich das beurteilen kann. Ich hingegen war immer wieder wach und wenn ich geschlafen habe, dann habe ich absoluten Quatsch geträumt. Immer wieder habe ich Malias Gesichtsausdruck vor Augen. Ich weiß, dass sie etwas anderes von mir erwartet hat, dass sie auf ein „Ich liebe dich" gehofft hat, aber es kam mir einfach nicht über die Lippen. Ich mag sie, das war nicht gelogen, aber ich weiß nicht, ob da mehr ist, ob da mehr sein wird. Ich will ihr nicht weh tun, das hat sie nicht verdient, aber ich befürchte, dass ich es über kurz oder lang tun werde. Gestern im Studio war ich total unkonzentriert, immer wieder sind meine Gedanken abgeschweift, zu Malia, zu Jo, zu dem ganzen Chaos, in das ich mich da hineinkatapultiert habe. Vielleicht sollte ich einen sauberen Cut machen, Jo und Malia gleichermaßen weh tun und einfach verschwinden, mich wieder ins Kloster absetzen. Andererseits wäre das meiner Karriere nicht wirklich zuträglich, die Vertragsstrafe wäre ziemlich empfindlich und wahrscheinlich wäre es das Ende von allem. Unruhig wälze ich mich hin und her, Malia neben mir brummt leise und tastet im Halbschlaf nach meiner Hand. Ich drücke sie einmal und warte, bis sie wieder ruhiger wird, dann schlüpfe ich leise aus dem Bett und greife mir Jogginghose und Pulli. Im Wohnzimmer atme ich erleichtert auf und merke sofort, wie sich mein Körper mit der entstandenen Distanz direkt wieder entspannt. Ich greife mir mein Songbook und setze mich auf die Fensterbank. Über Dublin geht grade die Sonne auf und taucht die Stadt in dieses magische Licht, das nur in den frühen Morgenstunden herrscht. Noch ist alles ruhig auf den Straßen, nur wenige Menschen und Autos sind unterwegs, noch schläft die Stadt. Mich zieht es nach draußen, zu gerne würde ich diese kurze Zeit der Ruhe nutzen, um durch die Stadt zu streifen, allerdings mag ich Malia auch nicht alleine lassen, wenn sie wach wird und ich bin nicht da ist es auch doof. Mit einem frustrierten Seufzen greife ich nach meinem Handy und lese immer wieder die letzten Nachrichten von Pino durch. So unproduktiv ich gestern im Studio gewesen bin, so viel mehr haben Pino und ich gestern geregelt. Auch etwas, das ich heute dringend mit Malia besprechen muss, etwas, wo ich sie schon wieder vor vollendete Tatsachen stellen muss. Das ganze Grübeln bereitet mir langsam Kopfschmerzen, ich muss hier einfach raus. Schnell kritzele ich Malia ein paar Zeilen auf ein Blatt Papier, greife mir meine Kopfhörer und meine Laufschuhe und schließe vorsichtig die Tür hinter mir. Mit schnellen Schritten verlasse ich die Hotellobby und atme die frische Morgenluft ein. Ich achte nicht auf meinen Weg, sondern lasse meine Füße machen, laufe immer der Nase nach. Schon nach wenigen Minuten merke ich, wie sich mein Körper entspannt, meine Gedanken nicht mehr kreisen, sondern sich einzig auf das Laufen und Atmen konzentrieren. Langsam erwacht die Stadt um mich herum zum Leben, der Verkehr nimmt zu und ich muss immer wieder Menschen auf dem Gehweg ausweichen, die augenscheinlich auf dem Weg zur Arbeit sind. Mit leisem Bedauern schlage ich den Rückweg zum Hotel ein, auch wenn mir der Gedanke vor dem Gespräch, das mir bevorsteht, Bauchschmerzen bereitet. Kurz vor dem Hotel hole ich in einem kleinen Café zwei Becher Kaffee und zwei Croissants, in der Hoffnung, dass Malia sie essen mag. Als ich ins Zimmer komme höre ich das Rauschen der Dusche, mir bleibt also noch eine Galgenfrist. Nervös tigere ich durch das Zimmer und zucke dann doch fast erschrocken zusammen, als Malia auf einmal im Türrahmen auftaucht.
„Hey, du warst joggen?", fragt sie leise.
Ich nicke und deute auf den Kaffeebecher. „Ich habe uns Kaffee mitgebracht, aber ich glaube, ich gehe auch erst einmal duschen."
„Du hättest auch zu mir unter die Dusche kommen können." Malia grinst mich an, kommt auf mich zu und legt ihre Arme um meinen Hals. Als sie mich küssen will, drehe ich schnell meinen Kopf zur Seite, so dass sie nur meine Wange trifft.
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Temptation Island
FanfictionVier Wochen... Vier Wochen Zwangsurlaub für Malia, vier Wochen um das Land ihrer Vorfahren kennenzulernen, vier Wochen um sich ihrem neusten Projekt zu widmen. Was passiert wenn, wenn man sich aus seiner Komfortzone herauswagen muss, sich neuen Ding...