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Pat

Nachdenklich gehe ich zurück zu Malia. Natürlich bleibt mir ihr fragender Blick nicht verborgen, ihre Unsicherheit ist nahezu spürbar. Ich zwinge mich zu einem Lächeln und setze mich wieder neben sie.

„Alles gut?", fragt sie mich und ich muss überlegen was ich ihr antworte. Es ist mitnichten alles gut, aber ich will sie nicht noch mehr verunsichern, also nicke ich und zwinge mich zu einem knappen: „Ja natürlich." Der Hunger auf Sushi ist mir mittlerweile vergangen, ich leere mein Wasserglas in einem hektischen Zug und zücke dann mein Portemonnaie.

„Du willst gehen?", fragt Malia mich leise.

Ich nicke wieder. „Ja, ich bin müde. Oder willst du noch was essen? Einen Nachtisch? Oder noch mehr Sushi?"

Hektisch schüttelt sie den Kopf. „Um Gottes Willen! Es wird eine Ewigkeit dauern, bis ich diesen fischigen Geschmack aus dem Mund bekomme."

Ich balle meine Hände zu Fäusten und atme tief gut. „Ich habs kapiert, du magst kein Sushi, ich werde dich nie wieder damit behelligen.", knurre ich. Als ich Malias erschrockenen Gesichtsausdruck sehe, tut mir dieser Anranzer schon wieder leid. „Sorry... Ich wollte dich nicht so anfahren. Ich bin einfach müde, lass uns zurück ins Hotel gehen." Und das ist noch nicht einmal gelogen, ich fühle mich kaputt, völlig zerschlagen, als wenn ich einen Marathon hinter mich gebracht habe.

Schweigend gehen wir nebeneinander her, immer wieder streift Malias Hand wie zufällig meine Hüfte, doch meine eigene Hand bleibt stur in der Jackentasche. Meine Schritte werden schneller, länger, ich bemerke wohl, dass Malia Mühe hat mit mir Schritt zu halten, aber ich möchte endlich zurück ins Hotel. Als wir die Lobby betreten gehe ich nicht direkt zu den Aufzügen, sondern biege ab Richtung Bar.

„Du willst doch noch nicht ins Bett?", höre ich Malias überraschte Stimme.

„Ja, ich habe Lust auf ein Guinness.", sage ich und füge in Gedanken ein oder zwei oder drei hinzu. „Du kannst aber gerne schon ins Bett gehen, wenn du müde bist." Fast hoffe ich, dass sie wirklich schon geht, ich bin viel zu sehr in meinen eigenen Gedanken, als dass ich grade ein guter Gesprächspartner wäre, aber Malia schüttelt den Kopf und setzt sich zu mir in eine abgelegene ruhige Ecke. Ich ordere mir ein Guinness und sehe Malia irritiert an, als sie sich einen Kamillentee bestellt.

„Mir ist irgendwie ein wenig flau im Magen.", murmelt sie. Ich merke ihren musternden, kritischen Blick, der auf mir ruht, sehr wohl, versuche ihn aber zu ignorieren. „Bist du eigentlich momentan zufrieden?", will sie wissen.

Ich starre schweigend in die dunkle Flüssigkeit in meinem Glas, dann nicke ich langsam. „Ja... Schon. Ich habe endlich das Gefühl an meinem Album weiterzukommen, so als wenn der Knoten geplatzt ist. Ich bin gerne im Studio und ich habe es echt vermisst in den letzten Wochen. Und ich freue mich auf Sing mein Song und alles was nächstes Jahr kommt. Vielleicht gehe ich doch Richtung Herbst wieder auf Tour, ich vermisse es irgendwie doch mehr als ich mir eingestehen wollte. Ich habe gedacht ich brauche ein ganzes Jahr für meine Erholung aber ehrlich gesagt juckt es mich jetzt schon in den Fingern."

Langsam nickt Malia und dreht ihre Teetasse in den Händen. „Ein Workaholic wie er im Buche steht. Es wäre gelogen, wenn ich sagen würde, dass ich dich nicht verstehe. Ich freue mich mittlerweile auch wieder zurück an den Schreibtisch zu kommen, mir fehlt meine Arbeit."

Immer wieder verzieht Malia das Gesicht und reibt sich unauffällig den Bauch. „Ist alles okay mit dir?", frage ich besorgt, mittlerweile ist sie auch ein wenig blass um die Nase.

„Mmh, mir ist irgendwie nicht gut, ich glaube, ich gehe jetzt ins Bett. Du bleibst noch ein bisschen?" Sie wirkt nicht überrascht, als ich nicke und stemmt sich mit leisem Stöhnen hoch.

Temptation IslandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt