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Pat

Ich muss mir ein Schmunzeln verkneifen, als ich Malia zusehe, wie sie mit großen Augen durch das Studio streicht. Ja, es ist wirklich beeindruckend hier, das riesige Studio in dem ganze Chöre Platz haben, die vielen unterschiedlichen Aufnahmeräume. Mein Bereich, den Pino angemietet hat, ist deutlich kleiner, aber alleine die Möglichkeiten, die ich hier habe, sind gewaltig. „Steve, das hier ist Malia, sie gehört zu meinem Team und wird mich begleiten um Fotos für meinen Instagram Account zu machen.", stelle ich Malia vor.

„Na, so lange sie nicht stört, soll es mir egal sein.", lautet seine knappe Antwort und deutet mit dem Kopf auf ein Sofa.

„Sorry, ich hätte dich vorwarnen sollen, Steve ist nicht unbedingt der sozialste Mensch hier im Studio. Ich hoffe, du hast dir was zum Lesen oder Arbeiten mitgebracht? Ich hqb vergessen, dir das zu sagen, sorry.", flüstere ich Malia zu.

„Kein Problem, ich habe meinen Laptop und ein Buch mitgebracht, ich habe mir schon sowas gedacht." Sie stellt ihren Rucksack auf dem Sofa ab und sieht sich um. „Viel Tageslicht hast du hier ja nicht gerade.", stellt sie grinsend fest."

„Wir Künstler scheuen jegliche Form von Tageslicht, war dir das noch nicht bekannt.", erwidere ich lachend und ernte ein genervtes Räuspern von Steve.

„Können wir dann, oder braucht ihr noch Zeit? Dann würde ich ne Runde um den Block gehen."

Schnell lenke ich ein. „Nein, nein, wir können starten. Ich nehme Malia noch kurz mit in den Aufnahmebereich und lasse sie ein paar Fotos machen okay."

Steve zuckt mit den Schultern. „Tu, was du nicht lassen kannst, es ist deine Zeit und dein Geld."

Ich ziehe Malia mit in den abgetrennten Bereich, in dem ebenfalls ein kleines Sofa steht, sowie ein Hocker und ein Mikrofon. „Vielleicht könntest du ein paar Fotos von mir machen, wenn ich meine Gitarre stimme und nachher vielleicht das ein oder andere Bild durch die Scheibe, vom Mischpult, einfach alles was dir so in den Sinn kommt."

Unsicher sieht sie mich an. „Klar kann ich das machen, aber ich habe doch keine Ahnung vom Fotografieren."

Nun lache ich schallend auf. „Aber du bist in der Werbebranche tätig, du weißt, wie man ein Produkt in Szene setzt, damit die Leute es kaufen wollen."

„Aber... Du... Du bist doch kein Produkt.", stammelt sie und sieht mich ungläubig an.

„Oh doch Malia, das bin ich. Ich bin etwas das vermarktet wird, damit man meine Musik kauft, aber das zu erklären... Ein anderes Mal okay, jetzt muss ich wirklich arbeiten, sonst haut Steve doch noch ab." Mit einem unsicheren Lächeln halte ich ihr mein Handy entgegen. Eigentlich gebe ich mein Smartphone nie aus der Hand, aber der Gedanke, dass Malia mit ihrem Handy so sensible Fotos macht hat mir dann doch Bauchschmerzen bereitet. Während ich auf dem kleinen Sofa hocke und meine Gitarre stimme hüpft Malia um mich herum und schießt ein Foto nach dem anderen. Anfangs höre ich sie ab und an leise fluchen und muss aufpassen, dass ich nicht loslache, sondern weiter in meiner Konzentration bleibe. Ich bin mittlerweile auf den Hocker gewechselt, spiele und singe mich warm, ziemlich schnell bin ich wieder in meinem Arbeitstunnel, blende meine Umwelt aus. So merke ich gar nicht, wie Malia sich irgendwann leise zurückzieht.

Malia

Etwas unschlüssig stehe ich im kleinen Technikraum, weiß grade nicht so wirklich, wo mein Platz ist. „Sofa!", knurrt Steve und fuchtelt mit den Armen in Richtung der kleinen Sitzgelegenheit.

„Kay", murmele ich und räume die Polster und das kleine Tischchen frei, um Platz für meine Sachen zu haben. Mein Blick fällt auf einen Stapel Zettel und ohne groß darüber nachzudenken blättere ich ihn durch. Mehrere Seiten mit gekritzelten Zeilen, die stark nach Songtexten aussehen. Einige sind direkt durchgestrichen, andere haben ein Fragezeichen an der Seite. Ein Blatt fällt mir direkt ins Auge, am Rand sind mehrere rote Ausrufezeichen, unter dem Text mehrere englische Wörter, die alle mit Dankbarkeit zu tun haben. Ich wühle in meinem Rucksack, krame mein Täschchen mit den Kalligraphiestiften hervor und beginne herum zu experimentieren. Immer wieder schiebe ich meine Locken hinter die Ohren, drehe das Papier, verwerfe Sachen, knülle Papierbögen zusammen, schreibe, male, skizziere. Erst als mein Magen mehr als deutlich zu knurren beginnt schrecke ich aus meiner Konzentration hoch. Steve dreht sich um und sieht mich mit hochgezogener Augenbraue an. „In der Küche gibt's Frühstück. Auf den Flur raus, rechts und dann am Ende von Gang links der kleine Raum, bedien dich einfach."

Temptation IslandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt