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Malia

„Und er hat dich wirklich aus dem Hotelzimmer geschmissen? Und jetzt?" Nina klingt völlig fassungslos und hat sich schon etliche Male für ihren Fauxpas entschuldigt.

„Keine Ahnung, ich habe versucht hier im Hotel ein Zimmer zu bekommen, aber keine Chance, es ist alles ausgebucht, außerdem sprengt das Hotel hier eh meine Reisekasse." Ich seufze leise und nehme einen Schluck von meinem Kaffee. Im Moment sitze ich in einer versteckten Ecke der kleinen Bar und hoffe, dass ich hier noch etwas Unterschlupf finde. „Also entweder finde ich irgendein bezahlbares Hotel oder ich fliege wieder nach München zurück und vergesse die letzten Wochen."

„Einen Teufel wirst du tun!" Nina klingt ziemlich entrüstet. „Und wenn ich nochmal mit ihm spreche und ihm erkläre, dass du keine Schuld daran hast, sondern ich?"

„Das bringt doch nichts, es geht ihm ums Prinzip. Ich habe ein Foto von ihm gemacht, ohne zu fragen, das hasst er ziemlich."

„Aber er muss trotzdem nicht so durchdrehen. Er kann dich doch nicht einfach vor die Tür setzen. Erst schleppt er dich nach Dublin und dann das? Das kann ja nicht sein." Ich kann Ninas Entrüstung förmlich spüren und muss etwas schmunzeln.

„Das Zimmer ist auf seinen Namen gebucht, er zahlt es, was soll ich machen? Ich glaube ich werde wirklich nach Hause fliegen und mich mit Arbeit ablenken."

„Richtig finde ich das immer noch nicht.", murmelt Nina und seufzt. „Ach Mensch, ich hätte dir es so gegönnt, dass du endlich Glück hast."

Ich zahle meinen Kaffee und überlege ob ich es wagen soll schon zurück ins Zimmer zu gehen oder doch noch etwas durch die Stadt zu schlendern. Da ich noch nicht einmal meine Jacke mitgenommen habe. fällt der abendliche Spaziergang flach und mit einem unguten Gefühl im Bauch mache ich mich auf den Weg nach oben. Ich atme einmal tief durch, bevor ich die Zimmertür öffne und eintrete. Es brennt nur das Licht am Schreibtisch, Pat sitzt dort, über sein Notizheft gebeugt, anscheinend hat er die Kopfhörer auf, denn er reagiert nicht auf das Klacken der Tür. Ich räuspere mich, sich einfach reinzuschleichen fühlt sich falsch an. „Pat?", sage ich leise.

„Du kannst das Bett nehmen, ich schlafe auf der Couch, dann störe ich dich morgen früh nicht.", sagt er, ohne sich umzudrehen.

„Ich... Du setzt mich nicht vor die Tür?", frage ich verwirrt.

Jetzt dreht er sich um und sieht mich durchdringend an. „Natürlich nicht, ich bin ja kein Monster, wenn du magst kannst du bleiben."

Ich schlucke und nicke. „Danke.", murmele ich.

„Ich werde morgen den ganzen Tag im Studio sein, du kannst also tun und lassen was du magst. Vielleicht... Vielleicht können wir morgen Abend in Ruhe miteinander sprechen." Ich sehe, dass ihn dieses Eingeständnis viel Kraft kostet und so nicke ich nur ohne etwas darauf zu erwidern. „Ich hole mir gleich noch mein Bettzeug und Klamotten aus dem Schlafzimmer, dann störe ich dich nachher nicht."

„Das musst du nicht, ich kann auch auf der Couch schlafen, schließlich musst du morgen fit sein.", sage ich, doch er winkt ab.

„Wie gesagt, so störe ich dich nicht und ich kann überall schlafen, ich schlafe sonst auch gerne mal im Auto, da ist die Couch echter Luxus." Er dreht sich wieder um und steckt sich die Kopfhörer wieder in die Ohren, mein Zeichen, dass unser Gespräch beendet ist.

Ich mache mich im Bad bettfertig und als ich zurück ins Schlafzimmer komme ist seine Bettseite leer, ein ziemlich trauriger Anblick. Ich schicke Nina noch eine kurze Nachricht, dass ich im Hotelzimmer bin und schließe dann erschöpft die Augen.

Am nächsten Morgen ist es totenstill und das Zimmer leer, auf meinem Nachttisch finde ich allerdings einen Zettel vor.

„Bin heute Abend wieder da, lass uns reden. Pat"

Temptation IslandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt