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Malia

Hand in Hand schlendern wir die Klippen entlang, seitdem wir das Café verlassen haben, haben wir wenig miteinander gesprochen. Ich genieße seine Nähe, die Wärme seines Körpers an meinem. „Was hast du eigentlich für Pläne, wenn du wieder zu Hause bist?", will ich von Pat wissen.

Er schweigt einen Moment, brummt etwas vor sich hin. „In diesem Jahr nicht mehr viel. Ich müsste an meinem Album weiterarbeiten, aber mir geht es da so wie dir mit deinem Roman."

„Heftchen", verbessere ich ihn leise.

„Okay auch das. Es stockt im Moment und ich weiß nicht, wie lange ich die Plattenfirma noch hinhalten kann. Und dann fliege ich Anfang des nächsten Jahres nach Südafrika, wir drehen eine neue Staffel Sing meinen Song, dafür muss ich mich auch noch vorbereiten, die Künstler kennenlernen, nächstes Jahr ist es eine ziemlich spezielle Truppe und ich kenne die Wenigsten, da kommt noch eine Menge Arbeit auf mich zu. Die Lebensgeschichten kennenlernen, Songs anhören, überlegen, welche ich singen will. Dann die Songs arrangieren, mit der Band proben."

Interessiert höre ich ihm zu, das ist alles eine mir unbekannte Welt, etwas von dem ich überhaupt keine Ahnung habe. „Das hört sich spannend an, aber auch nach viel Arbeit."

Er zuckt mit den Schultern. „Ich finde es ist okay, ich liebe es Musik zu machen, es ist immer spannend Menschen und deren Musik kennenzulernen. Weißt du, wenn es darum geht Künstler auszusuchen und einzuladen, dann ist es immer wieder faszinierend was für Facetten man entdeckt. Jetzt im Frühjahr war Wincent Weiß dabei, ich habe gedacht, dass er ein Jüngling ist, der keine Ahnung vom Leben hat. Wir sind alle überrascht worden. Ich habe viele Kollegen besser kennengelernt und am Ende Freunde gefunden. Es lohnt sich einfach die Arbeit hineinzustecken, auch wenn es bedeutet wochenlang alles zu geben."

Ich schlucke, das klingt nicht danach, als wenn in seinem Leben viel Platz für eine Beziehung wäre und so langsam dämmert es mir, was Jo so gegen den Strich gegangen ist. „Und nach Sing meinen Song?", will ich mit brüchiger Stimme wissen. „Was ist da geplant?"

„Reisen, ich will endlich reisen. Ich habe mir ein Jahr Konzertpause gegönnt und werde die Zeit nutzen mir all die Länder anzuschauen, die ich gerne bereisen möchte. Und dann natürlich das Album. Ich arbeite mit Studios in L.A. und London zusammen, dann die Promo und Videodrehs, ich denke ich bekomme das Jahr gut rum." Er klingt stolz und in meinem Bauch macht sich ein Grummeln breit, ich weiß gar nicht, was ich dazu sagen soll. Natürlich möchte ich ihm sagen, dass sich das toll anhört, dass das bestimmt ein tolles Jahr wird, aber es will mir einfach nicht über die Lippen kommen. „Du sagst ja gar nichts, habe ich was Falsches gesagt?" Pat ist stehen geblieben und sieht mich besorgt an.

Nervös bohre ich meinen Fuß in den Boden, vergrabe die Hände in meinen Jackentaschen. Es steht mir nicht zu darüber zu urteilen, wie er seine Freizeit verbringt und doch würde ich ihn gerne fragen, wo ich in seinem Plan bleibe.

Er hebt mein Kinn an, so dass ich ihm in die Augen blicken muss, sofort werden meine Knie weich und das altbekannte Kribbeln ist wieder da. „Malia, was ist los? Warum bist du auf einmal so komisch?"

„Dein Terminplan hört sich ganz schön voll an.", nuschele ich und presse die Lippen aufeinander.

Er zuckt mit den Schultern. „Ich liebe was ich tue, ich will ein gutes Ergebnis abliefern und das bedeutet, dass ich viel Arbeit hineinstecken muss. Ich kenne es nicht anders." Das, was er so lapidar sagt, versetzt mir einen weiteren Stich. Es ist also nicht einfach nur eine arbeitsreiche Zeit, sondern der Normalzustand?

„Okay", sage ich und versuche mir nicht anmerken zu lassen wie sehr mich dieser Gedanke mitnimmt.

"Irgendwie habe ich das Gefühl, dass hier etwas ganz und gar nicht okay ist." Sein Blick scheint mich fast zu durchbohren, seine Augen mustern mich kritisch.

Temptation IslandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt