17.

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Pat

„Also, was wollen wir heute Abend essen?", fragend sehe ich Malia an, die entschuldigend mit den Schultern zuckt. Ich seufze, kenne diesen Zustand nur zu gut von Joelle, wahrscheinlich geht sie mir in zehn Minuten an die Gurgel, weil sie Hangry ist. Ich habe mir irgendwann angewöhnt im Auto und in der Jackentasche Müsliriegel zu bunkern, was mir so manchen Tag gerettet hat. Ich lasse meinen Blick über die Regale gleiten, groß ist die Auswahl an diesem Samstagnachmittag wirklich nicht mehr, vor allem das frische Obst und Gemüse ist ziemlich ausgedünnt. Ich wandere weiter zur Fleischtheke und deute auf die Auslage mit den Steaks. Sie sehen so gut aus, dass mir glatt das Wasser im Munde zusammenläuft. „Wie wäre es mit Steak und Pommes?", frage ich und bin schon im Begriff zwei der kleinen Babys zu bestellen.

„Ich bin Vegetarierin.", kommt es da von Malia und ich lasse enttäuscht die Hand sinken.

„Oh, das wusste ich nicht." Ich seufze und sehe mein leckeres Abendessen vor meinem inneren Auge in Staub zerfallen.

„Aber du kannst gerne Steak essen, ich habe da kein Problem mit. Vielleicht statt der Pommes Bratkartoffeln? Und ein Salat dazu?" Malia hat einen versöhnlichen Ton eingeschlagen

Nachdenklich sehe ich sie an und nicke dann. „Wenn das okay ist für dich." Sie zuckt mit den Schultern und somit bestelle ich mir ein Steak. Malia deutet grinsend auf das Chipsregal. „Schau mal, sie haben wieder aufgefüllt. Jetzt gibt es Essigchips, die für uns beide reichen." Grinsend befördert sie vier Tüten in den Einkaufskorb und mit einem Augenzwinkern noch zwei Tafeln Schokolade dazu. „Die spendiere ich uns."

Knapp zwei Stunden später parke ich den Mietwagen vor der Pension, sofort fällt uns das Auto von Jenny und Brady ins Auge. „Sie sind früher wiedergekommen.", entfährt es mir seufzend. „Wahrscheinlich hat ihnen irgendjemand erzählt, was hier passiert ist."

Genauso ist es dann auch, kaum dass ich ausgestiegen bin wird die Haustür aufgerissen und Jenny kommt auf uns zu gestürmt. „Oh mein Gott Pat, Malia, euch geht es gut! Es tut mir so leid, dass wir euch mit dem ganzen Chaos alleine gelassen haben. Warum habt ihr nichts gesagt? Martha hat mir Bescheid gegeben, dass sie von Henry gehört hat, dass der Fremde bei Silas angerufen hat und wegen neuer Fensterscheiben gefragt hat."

Ich rolle leicht mit den Augen, ich habe tatsächlich den Dorffunk unterschätzt, obwohl ich es hätte besser wissen müssen. „Alles gut Jenny, uns ist nichts passiert, wir haben versucht zu retten was ging. Dienstag kommt jemand für die Fenster.", versuche ich sie zu beruhigen, sie benimmt sich wie ein aufgescheuchtes Huhn.

„Aber ihr musstet im Wohnzimmer auf dem Boden schlafen. Malia, es tut mir so leid! Ihr bekommt natürlich zwei neue Zimmer, gebt mir ein paar Stunden, dann sind sie einzugsbereit." Jenny hat Malias Hände ergriffen und schüttelt immer wieder den Kopf.

„Jenny, mach dir bitte keine Umstände, alles ist wunderbar! Ich schlafe gerne noch weiter im Wohnzimmer, eigentlich ist es ganz gemütlich. Ich weiß nicht wie Pat das sieht, aber für mich brauchst du dir keinen Stress machen."

Überrascht schnellt mein Kopf nach oben, damit habe ich nun nicht gerechnet, der kleine Kobold schafft es immer wieder mich zu überraschen. Ich sehe, dass Jenny protestieren will, doch ich nicke bekräftigend. „Das ist vollkommen okay Jenny. Das ist ein wenig wie Campingurlaub mit Lagerfeuer und Stockbrot und guter Musik. Apropos, ich habe da noch ein Konzert bei Malia offen, kommt doch auch dazu, du und Brady, ich könnte mein Repertoire an irischen Volksliedern wieder etwas auffrischen." Ich lächele sie so entwaffnend an, dass sie gar nicht anders kann als stumm zu nicken. „Fein! Dann würde ich sagen bringen wir unsere Einkäufe und die Wäsche rein und dann erzählt ihr von eurem Enkelkind. Ist es süß?"

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