Kapitel 1 - Alltag

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Hallo herzlich Willkommen zu meiner allerersten FanFic! Ich hoffe, sie gefällt euch - lasst mir gern ein Review da, für Lob und Kritik bin ich überaus dankbar!
Und jetzt viel Spaß beim lesen, ich versuche, regelmäßig zu updaten. ;)

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Es war ein trister, grauer Tag auf der sonst eher sonnigen Frühlingsinsel Curious. Es regnete zwar (noch) nicht, aber die Wolken hingen tief und ein unangenehm kalter Wind wehte durch die gepflasterten Straßen der gleichnamigen Stadt, die von weitläufigen, dicht bewaldeten Hügeln und einem breiten Kiesstrand umrandet war.

Diese wirklich riesige Stadt konnte man nur als chaotisch oder gar bizzar bezeichnen (und machte ihrem Namen so alle Ehre!)- es gab keinen einheitlichen Baustil, nicht einmal eine einheitliche oder auch nur halbwegs nachvollziehbare Straßenführung, und sie erfand sich beinahe täglich neu.

Beschauliche Bauernhäuschen drängten sich an wuchtige Steinbauten, Türme unterschiedlichster Größen und Stile wuchsen zwischen prunkvollen Villen und kleinen, dürftig zusammengenagelten Bretterverschlägen empor. Wirklich bemerkenswert waren jedoch jene Bauwerke, die überhaupt kein Konzept zu haben schienen - wahllos wurden Räume an allen möglichen Seiten dazugezimmert, oder waghalsig aufs Dach gebaut, bis sie nicht einmal im Entferntesten an so etwas wie ein Haus erinnerten. Abenteuerliche Holzkonstruktionen standen neben abstrakten Steinhäusern, andere waren aus Beton, Metall, Lehm und sogar aus Glas gefertigt. Viele Fassaden waren noch dazu kunterbunt angestrichen; manche konnte man als echte Kunstwerke bezeichnen, andere sahen aus, als wäre eine Horde betrunkener Blinder mit Farbeimern über sie hergefallen.

Auch die Straßen waren ein Fall für sich. Es gab nur wenige Stellen in der ganzen Stadt, die mehr als zehn Meter die selbe Breite und Richtung aufwiesen. Der Rest schlängelte und wand sich wild durcheinander, mal kaum größer als ein Trampelpfad, mal breit genug für ein ganzes Kriegsschiff. Hier und da ragte auch urplötzlich ein Baum oder eine Skulptur mitten aus der Straße.

Die einzige Ausnahme in diesem einzigartig-planlosen Chaos war der Marinestützpunkt am nördlichen Ende der Stadt. Dort gab es tatsächlich eine strukturierte, einheitliche Soldatensiedlung vor einer soliden, wenn auch kleineren Festung. Diesen Teil der Insel mied Junie wie die Pest.

Trotz des lausigen Wetters lief die Vierzehnjährige, die wegen ihrer lachhaft kleinen Körpergröße und der viel zu dünnen Statur oft für deutlich jünger gehalten wurde, mit guter Laune durch die noch größtenteils schlafende Stadt - kein Wunder, es war erst kurz nach Sonnenaufgang. Doch unten am (kaum weniger unübersichtlichen) Hafen herrschte sicherlich bereits reger Betrieb, und wenn sie Glück hatte, konnte sie Arbeit ergattern und sich so eine warme Mahlzeit verdienen. Was als Straßenkind nicht selbstverständlich war.

Sie strich sich wiederholt ihre wilden schwarzen Locken aus den ebenso nachtschwarzen Augen und zog ihren viel zu großen, zerschlissenen braunen Mantel enger um sich. Auch ihre ausgebleichten, grauen Hosen und der rote Pullover waren sichtlich abgetragen, aber tadellos sauber und gepflegt. Einzig ihre hellbraunen Stiefel passten perfekt und wirkten noch relativ neu. Für die hatte Junie lange gespart, mit wunden Füßen konnte man schließlich nicht gut arbeiten.

Endlich wichen die letzten Bauten vor ihr zurück, und sie atmete tief die herbe Meeresluft ein. Laute Rufe schallten ihr entgegen, und ein geschäftiges Treiben herrschte zwischen den langen (nicht immer geraden) Stegen, den riesigen Lagerhallen und den dort vor Anker liegenden Schiffen. Handelsgüter wurden ver- oder entladen, Proviant aufgestockt und emotionsgeladen um Preise gefeilscht. Suchend blickte sie sich um, ehe ein großer Mann mit Glatze und beträchtlicher Leibesfülle, der sich gerade lautstark mit einigen Matrosen stritt, ihre Aufmerksamkeit erregte.

„Loui! Hey Loui!" rief sie winkend und rannte zu ihm. Der Angesprochene drehte sich erbost schnaufend um und wischte sich mit einem Stofftuch den Schweiß vom Gesicht, nachdem seine Gesprächspartner unzufrieden und kleinlaut vor ihm geflohen waren. Er grinste jedoch erfreut, als er das Mädchen sah.
„Junie, Moin! Kommst grad recht Kurze, der Schoner da hinten braucht neuen Proviant. Zeig ihnen wo sie's kriegen!", dröhnte er basslastig, wuschelte kräftig durch Junies Haar und deutete auf ein Schiff in der Nähe, dessen kleine Besatzung mit einer Mischung aus Faszination und Verwirrung auf die Stadt blickte. Junie brachte sich lachend vor dem Hafenvorstand in Sicherheit und ordnete milde schimpfend ihre Haare. Sie wusste, dass sie dem korpulenten Mann in den letzten Jahren irgendwie ans Herz gewachsen war und freute sich über seine raue Zuneigung. Als sie wieder manierlich aussah, trat sie zu den Neuankömmlingen.

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