„Jenny!“ Ich sprang auf und rannte ins Studio, wo Nico mit seinen Talenten auf der Bühne stand. „Wo brennt’s?“, brüllte ich zurück. „Es brennt nicht, aber komm trotzdem mal her“, rief mir mein Kumpel zu und ich betrat die Bühne. „Hallo erstmal“, begrüßte ich das Team und streckte jedem die Faust zum Fist Bump entgegen. Jonas erwiderte meinen Blick länger als nötig und ich sah schnell weg, um nicht vor versammelter Mannschaft knallrot anzulaufen. Heute wurden die Sing Offs von Nicos Talenten gefilmt und ich freute mich wahnsinnig darauf. Schon seit einer Woche wurde fleißig geprobt und Choreos entwickelt, Nicos Gastcoach Lea hatte den Talenten ihr Feedback gegeben und jetzt war das Team Nico nahezu optimal für die Dreharbeiten vorbereitet. „Ich hab das Gefühl, die haben irgendwas ausgeheckt“, raunte Nico mir zu, als ich mich neben ihn stellte. „Ich auch“, murmelte ich mit einem Blick auf sein aufgeregt tuschelndes Team und grinste dabei. Das war schon echt ein sehr schräger Haufen Leute, aber irgendwie war das auch gerade das Besondere an diesem Team. Ein Kamerateam kam auf die Bühne und ich verschwand zügig von der Bühne, sodass ich auf den Aufnahmen nicht zu sehen war, auch wenn es nur für Instagram war. „Hey Jen, wo willst du hin?“, rief Jonas mir hinterher. „Ihr wisst, dass ich mich hier nicht vor eine Kamera stelle“, rief ich zurück und setzte mich in Nicos Sessel. Ich hörte zu, wie Jonas dem Coach erzählte, dass das gesamte Team als Dank für Nicos Unterstützung und offenes Ohr seinen Song „Safe“ als Cover zusammen aufgenommen hatte. Der Blick des Coaches wurde immer ungläubig und als Jonas ihm sein Handy reichte, nahm er es mit zittrigen Händen entgegen. Ich beobachtete das Geschehen aus der Ferne und bedauerte ein wenig, dass ich die Bühne verlassen hatte, denn ich konnte den Ton des Videos leider nicht hören. Nicos Blick wanderte immer wieder vom Video zu seinem Team und in seinem Gesicht spiegelten sich die verschiedensten Emotionen. Irgendwann ließ er das Handy sinken und sah kopfschüttelnd in die Runde. „Ist das euer Ernst?“ „Klar, bei dem, was du uns gibt, ist das das Mindeste, was wir tun können, ohne Scheiß“, erwiderte Jonas und das restliche Team nickte. Nico wischte sich über die Augen. „Ihr seid ja der Wahnsinn.“ So sprachlos hatte ich meinen Kumpel selten gesehen. Auf der Bühne wurde noch geredet, dann gab Nico Jonas das Handy zurück. Dieser sagte noch etwas zu ihm und kam schließlich zu mir. Er blieb vor mir stehen und meinte: „So, hier ist keine Kamera, also kannst du dir das Video jetzt auch ansehen. Wir möchten uns damit auch bei dir bedanken. Du bist immer für uns da, wenn wir ein Problem oder Sorgen haben und deshalb waren wir der Meinung, dass wir dir auch eine Freude machen wollen.“ Er sah mich entschuldigend an und fuhr fort: „Wir haben es nicht mehr geschafft, für dich noch einen eigenen Song aufzunehmen, aber Maël und ich wussten ja, dass ,Safe' dein Lieblingssong ist. Und vielleicht findest du ja die Botschaft, die wir da für dich reingemacht haben.“ Er reichte mir sein Handy wie zuvor Nico und ich startete das Video. Das ganze Team hatte mitgewirkt und sang gemeinsam den Song. Die zweite Strophe bestand aus eigenen Texten, Sion hatte sogar einen eigenen Rap geschrieben. Ich wusste gar nicht, wie ich das alles gleichzeitig aufnehmen sollte. Dann kam folgende Textzeilen von Maël und Jonas: „Ich hab’s versucht, ohne deine Liebe geht’s nicht. Ganz egal, was ich erzähle, du verstehst mich. Es fühlt sich gut an, bei dir zu sein. Wir laufen Meilen zu zweit, doch sind eilig allein.“ Ich bekam Gänsehaut am ganzen Körper, die das restliche Lied über anhielt. Der Bildschirm wurde schwarz und ich wusste nicht, was ich sagen sollte. „Findest du es gut?“, fragte Jonas vorsichtig nach. Er hatte sich auf die Armlehne des Sessels gesetzt und sah mich unsicher an. „Gut ist untertrieben, das ist der komplette Wahnsinn. Wann habt ihr das denn bitte noch auf die Beine gestellt?“ „Letzte Woche zwischen den Proben. War dann doch ein bisschen stressig, das Ganze geheim zu halten. Vor allem vor dir, weil du ja eigentlich über alles immer Bescheid weißt.“ Er lächelte und ich schüttelte ungläubig den Kopf. „Das wäre echt nicht nötig gewesen.“ Ich stand auf, stellte mich auf den Stuhl und rief: „Hab ich euch eigentlich schon mal gesagt, dass ihr die geilste Truppe seid, die ich kenne? Vielen lieben Dank.“ Ich applaudierte den Talenten auf der Bühne zu. „Ey, die Verrückteste von uns bist ja wohl du“, lachte Max. Ich kicherte. Damit könnte er vielleicht sogar recht haben. Ich sprang von dem Stuhl runter und sah Jonas an. Er erwiderte meinen Blick und sagte dann zögernd: „Hör mal, ich wollte dich noch etwas fragen. Hast du vielleicht Lust, nach Drehschluss noch etwas mit mir zu unternehmen?“ Oh Mist, da war sie also, die Situation, für die ich noch keine Lösung gefunden hatte. „Ich, ähm…“ Sein Handy, das ich immer noch in der Hand hielt, vibrierte in diesem Moment und auf dem Bildschirm poppte eine Nachricht auf. Ich gab ihm das Handy wieder und realisierte dabei, was da für ein Bild auf seinem Sperrbildschirm war. Ich erkannte mich selbst am Abend nach den ersten Battles. Es war das Bild, das er von mir gemacht hatte. Es brachte mich vollkommen aus der Fassung. Ich machte einen Schritt zurück und wusste nicht, wie ich aus der Situation rauskommen sollte. Ich fühlte mich von ihm in eine Ecke gedrängt, was er natürlich nicht wissen konnte. Ich wollte ihm nicht vor den Kopf stoßen, aber genau das tat ich jetzt. „Ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist, Jonas. Sieh mal, ich muss mich um so viel hier kümmern und euch alle managen. Ich will nicht, dass irgendwer denkt, dass Nico und ich Maël und dich bevorzugen, weil ich mehr Zeit mit dir verbringe.“ Mir taten diese Sätze unfassbar weh und die Enttäuschung in seinen Augen machte das Ganze nicht besser. „Es gibt einfach Dinge, die man nicht kombinieren sollte und Privat und Arbeit gehören in diesem Fall dazu. Nimm’s mir nicht übel, aber ich glaube, es ist besser, wenn wir die Arbeit momentan über alles andere stellen.“ Er nickte langsam und meinte dann: „Schon klar. Die Message ist angekommen.“ Er drehte sich um und ging ohne ein weiteres Wort, aber sichtlich geknickt wieder auf die Bühne. Nico schaute schockiert zwischen Jonas und mir hin und her, sprang dann von der Bühne und sagte zu mir: „Jetzt erzähl mir bitte nicht, dass du irgendetwas wahnsinnig Doofes angestellt hast.“ „Jonas hat gefragt, ob wir nach den Dreharbeiten was zusammen machen und ich hab ziemlich vehement Nein gesagt“, gab ich zu und vergrub mein Gesicht in den Händen. „Mitkommen“, zischte Nico wütend und stürmte dann aus dem Studio, über den Flur und in seine Garderobe. Er knallte die Tür hinter uns ins Schloss und explodierte: „Jenny, wie doof bist du eigentlich manchmal? Dir ist bewusst, dass der total in dich verschossen ist und neulich hast du mir erzählt, dass du ihn auch magst. Was soll das?“ Er fuchtelte mit den Händen wild durch die Gegend. „Der redet mit Maël neben dem ganzen Musikkram nur noch über dich und ist nur noch am Grinsen, wenn du in der Nähe bist. Der kommentiert unter jedem deiner Bilder und macht dir die ganze Zeit Komplimente. Warum spielst du so mit ihm?“ „Das tue ich doch gar nicht.“ „Was tust du dann? Warum korbst du ihn, wenn du eigentlich was von ihm willst? Weißt du was, ich versteh dich einfach nicht mehr? Ich weiß nur, dass die gleich einen totalen Gute-Laune-Song singen. Wie soll das denn mit einem so geknickten Jonas funktionieren? Eins sag ich dir, die beiden sind richtig gut und wenn dieser Auftritt jetzt in die Hose geht, weil du mit deinem Korb nicht bis nach den Aufnahmen warten konntest und ich die nicht weiter lassen kann, dann kriegen wir ein richtiges Problem miteinander.“ „Was hätte ich denn tun sollen?“, schrie ich ihn an und brach in Tränen aus. „Du weißt genauso gut wie ich, was in meinem Vertrag steht. Du weißt, dass ich nicht mit einem Talent ausgehen darf. Ich verliere sonst meinen Job hier. Glaubst du, ich wollte das zu ihm sagen? Jonas geht mir seit Wochen nicht mehr aus dem Kopf und ich würde nichts lieber tun, als mehr Zeit mit ihm verbringen. Aber das kann ich nicht, weil nicht nur ich dadurch Probleme bekommen könnte, sondern auch er und Maël. Es würde behauptet werden, sie würden bevorzugt werden, wenn das rauskommt. Aber die brauchen diese Show als Sprungbrett um ihre Karriere in Schwung zu bringen. Und die brauchen dich als ihren Coach, um die nötigen Connections knüpfen zu können. Und was mich angeht, ich brauche diesen Job, weil ich sonst demnächst wieder finanziell in Schwierigkeiten komme. Ich will nicht wieder bei dir auf dem Sofa pennen, ohne zu wissen, wie es mit mir weitergeht und ich über die Runden komme.“ Meine Beine gaben nach und ich sackte schluchzend auf dem Teppich. Der ganze seelische Stress war gerade einfach zu viel für mich. Nico hockte sich neben mich und nahm mich in den Arm. „Es macht mich fertig, Nico“, flüsterte ich. Ich fühlte, wie er nickte, während er mich leicht hin und her wiegte. „Warum hast du das nicht vorher gesagt, Jen?“ „Weil ich gehofft habe, dass sich das Problem irgendwann von selbst löst, aber das tut es nicht.“ Er nahm mein Gesicht in beide Hände und wischte mit dem Daumen eine Träne von meiner Wange. „Wir finden zusammen eine Lösung. Das verspreche ich dir.“ Er zog mich hoch und verfrachtete mich auf das rote Sofa, wo er mir eine Flasche Wasser in die Hand drückte. „Nimm dir kurz Zeit für dich und komm dann wieder, wenn’s dir besser geht. Ich sag dem Team, dass es dir gerade nicht gut geht.“ Ich lächelte ihn dankbar an. Er sah mich mitfühlend an und verließ dann die Garderobe. Ich hoffte nur, dass er Recht behalten und wir eine Lösung finden würden.
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Don't leave me, Johnny || Maël und Jonas FF
FanfictionJenny unterstützt ihren Kumpel Nico bei den Dreharbeiten zur 10. Staffel von The Voice of Germany. Dabei trifft sie nicht nur viele talentierte Künstler, sondern auch jemanden, der ihre Welt ordentlich auf den Kopf stellt.