Don't leave me, Johnny || Maël und Jonas FF

Party auf der Bühne - Teil 2

Der Morgen war stressig und ich kam aus dem Rennen fast gar nicht mehr raus. Trotzdem schaffte ich es, um kurz nach halb zwei vor der Bühne schlitternd zum Stehen zu kommen. „Entschuldigt bitte, ich habe es nicht schneller geschafft." Ich ging zu den Finalisten auf die Bühne und begrüßte sie. „Ich glaube, wir kennen uns noch nicht", sagte ich, als ich zu Alessandro, Paula und Oliver ging. Ich streckte ihnen die Faust entgegen. „Ich bin Jenny, Nicos Assistentin." „Schön, dich kennenzulernen. Echt cool, dass du das alles hier ermöglicht hast", bedankte sich Oliver und alle anderen nickten zustimmend. „Ey, kein Problem. Wenn ihr irgendwas habt, könnt ihr euch immer an mich wenden. So, und jetzt lasst uns shooten." Jonas gab mir seine Kamera und ich stellte mich damit vor die Stühle der Coaches, um alle Talente auf das Bild zu bekommen. Nach einer Viertelstunde sah ich auf das Display und meinte: „Ich denke, da sollte was dabei sein. Tut mir einen Gefallen und zieht euch bitte die Masken auf, bevor ihr euch alle wie wild auf das Ergebnis stürzt." Ich gab Jonas die Kamera und mein Tablet, damit er mir das finale Bild darauf ziehen konnte und ich es noch eben schnell entwickeln konnte. Paula mischte sich zuerst unter die anderen, klinkte sich dann aber aus und kam zu mir. „Hey. Ich...ähm... ich wollte dich frage, ob du vielleicht nachher mal kurz Zeit zum Reden hast? Normalerweise würde ich mich an Milena wenden, aber die hat sich ja heute Morgen krank gemeldet und mit Samu und Rea will ich darüber irgendwie nicht reden", sagte sie schüchtern. „Klar, kein Problem. Ich will nur gleich erst eben die Bilder ausdrucken gehen. Aber danach..." „Kein Stress, ich hab bis zum Abendessen auch noch einiges zu tun. Aber danach wäre es ganz gut." Ich lächelte sie durch die Maske an und hoffte, dass sie es anhand der Augen erkennen konnte. „Alles klar. Komm dann einfach zu mir oder ruf mich eben an, dann reden wir", sagte ich. Sie nickte und ging dann wieder zu den anderen Finalisten. Ich ließ sie in Ruhe die Bilder aussuchen und bemerkte plötzlich, dass jemand die Musik aufgedreht hatte. „Hey Christian, dreh mal lauter", brüllte ich dem Showanheizer zu, der über dem Publikum an seinem Mischpult saß. Wegen Corona spielte er den Applaus in den Shows ein. Er hatte mich scheinbar wirklich gehört, denn die Musik wurde in dem Moment lauter. „Jetzt will ich aber auch was sehen, Jen", sagte Christian durch die Lautsprecher. „Jawoll", hörte ich von der Bühne und als ich mich umdrehte, sah ich, dass die Finalisten mich erwartungsvoll ansahen. Maël, Tosi, Alessandro und Oliver groovten schon zu dem Song, während sich Paula sichtbar zurückhielt. Irgendwie schien sie sich gerade nicht so richtig dazugehörig zu fühlen. Ich sah Jonas strafend, aber mit einem Grinsen auf den Lippen an und meinte: „Musst du dich auf Christians Seite schlagen?" Ich stieg die Treppe zur Bühne hoch, wobei ich seinen Blick ohne Unterbrechung erwiderte und griff mir ein Mikrofon, das auf Lillos Klavier lag. Der Song wechselte zu „S&M" von Rihanna. ‚Oh Mann, das konnte ja jetzt was werden', dachte ich, aber in dem Moment kam mir ein Gedanke. Ich schnappte mir noch ein zweites Mikrofon und ging damit zu Paula, während ich schon das Intro mitsang. Ich reichte es ihr und winkte sie zu mir. Sie sah mich unsicher an. Schon in den bisherigen Shows hatte ich das Gefühl gehabt, dass sie ein sehr schüchterner Mensch war. Ich sang die erste Strophe alleine, sah sie dabei aber weiterhin an und im Refrain stieg sie mit ein und kam zu mir. Ich fing an zu tanzen und ermutigte sie dazu, mitzumachen.  Sie verlor ihre Scheu überraschend schnell und tanzte auf Tosi zu, der sie anfeuerte. Es war echt cool, dass die Männer sie so supporteten. Während sie die zweite Strophe sang, baute ich wieder Blickkontakt mit meinem Freund auf und ging im Takt der Musik zu ihm. Ich ging einmal um ihn herum und er folgte mir mit seinem Blick. Ich strich ihm mit den Fingerspitzen über den Unterarm und ging dann rückwärts von ihm weg. Flirten konnte ich bei dem Lied auf jeden Fall. Ich hörte, wie jemand pfiff, ließ mich davon aber nicht beirren. Ich sang den Song mit Paula zu Ende, wobei ich weiter heftig mit Jonas flirtete. Ob ich mich gerade blamierte, war mir in dem Moment egal. Ich nahm das Mikrofon runter, als der Song wechselte. „Was war das denn eben?", fragte mich mein Freund leise. „Du hast es herausgefordert", flüsterte ich zurück und zwinkerte einmal. „Da wusste ich aber nicht, dass sowas kommt", lachte er. Ich kicherte. Uns trennten nur wenige Zentimeter und es knisterte schon wieder zwischen uns, doch ich widerstand der Versuchung und machte grinsend einen Schritt von ihm weg. „Gebt's zu. Zwischen euch beiden läuft was." Ich drehte mich zu Tosi, der mich mit verschränkten Armen ansah. „Wie kommst du denn darauf?", sagte Maël an meiner Stelle sarkastisch. „Hast du Tomaten auf den Augen? So wie die eben miteinander geflirtet haben", sagte Tosi und Jonas kratzte sich am Hinterkopf und lief dabei tatsächlich rot an. Ich lachte und brachte mein Mikrofon zurück. Dann meinte ich: „Was erwartest du bei dem Song? Ich hätte das auch bei einem von euch Vieren machen können, aber ich weiß, dass ihr alle in einer Beziehung oder sogar verheiratet seid. Und das hätte nur komische Fragen gegeben." „Und diese Frage ist nicht komisch?", fragte Paula. „Nö", meinte ich schulterzuckend, „eigentlich ist die ganz einfach zu beantworten. Stimmt's, Johnny?" Ich war vor ihm stehen geblieben und sah ihn an, wobei ich mich sehr bemühte, nicht in Lachen auszubrechen. Warum war ihm das nur so unangenehm? „Ähm, also...", stotterte er und sah über meinen Kopf hinweg zu den anderen und dann wieder zu mir. „Alles okay?", fragte ich ihn leise. Er nickte zögernd. Ich verschränkte meine Hände in seinem Nacken. „In jemanden verliebt zu sein, ist nichts, wofür man sich schämen muss", flüsterte ich und zog ihn zu mir, um ihn zu küssen. „Ich wusste es", hörte ich Tosi rufen, während Jonas die Arme um meine Taille legte und mich näher an sich zog. „Ähm, ihr könnt jetzt trotzdem aufhören, rumzuknutschen. Wir haben es verstanden."