16. Hilfe!

196 16 2
                                    

Schon erreichten wir den Raum, in dem wir heute Vampirgeschichte hatten. Zum Glück waren wir noch pünklich. Wir hatten oft das Pech zu spät zu kommen.
Unser Lehrer lächelte uns an, als er uns sah. Er war wohl auch froh, dass wir pünklich waren.

An diesem Tag lernten wir viel über den mächtigen Vampir auf der ganzen Welt: Garlus Modusi. Vieles von dem, was wir lasen, glich sich mit dem, was Sebastian mir während des Fluges erzählt hatte. Sebastian. Schnell wandete ich meine Gedanken wieder davon ab.
Der mächtigste Vampir wurde erschaffen wie jeder andere Vampir auch, doch zusätlich wurde er noch mit dem selben Fluch belegt wie ich. Nur ich könnte ihn töten. Dazu ist er in meinem Alter und tötet jeden Tag wer weiß wie viele unschuldige Menschen. So etwas musste man doch von der Welt befreien! So konnte das einfach nicht weiter gehen. Wenn ich alles lernen würde, was ich zum Kampf bräuchte, würde ich ihn doch sicher besiegen können...oder etwa nicht?
Anfangs war ich skeptisch, doch ich musste nur an mich glauben. Ich würde das sicher irgendwie schaffen können. Ich brauchte nur viel Mut und Geschick. Oder brauchte ich mehr?

Nach dem Unterricht wendet ich an meinen Lehrer. Vielleicht konnte er mir ja helfen. Er wusste sehr viel über Garlus. Er schien sich auch sehr für ihn zu interessieren, sonst würde er wohl kaum dieses Fach unterrichten.
"Was kann ich für dich tun, Alexandra?", wollte er mit einem schiefen Grinsen wissen.
Meine Mine war ernst. "Nun ja...es heißt ja, dass ich Garlus Mo..."
"Pscht!", zischte Herr Historie und hielt mir einen Finger auf meine Lippen. Ich hielt erschrocken inne.
"Bitte spreche diesen Namen nicht laut aus", raunte er in meine Ohren. "Sei vorsichtig damit! Das gibt Unglück!" Ich nickte und er nahm seinen Finger zurück.
"Tut mir leid. Also...es heißt ja, dass ich sie-wissen-schon-wen besiegen kann...", fuhr ich fort.
Mein Lehrer nickte schweigend. Er hörte immer genau zu. Dem konnte man wirklich alles erzählen.
"Was genau muss ich dafür können oder wissen? Könnten sie mit Tipps geben?"
Herr Historie fuhr sich durch sein Haar und mit der Zunge über seine Lippen. Das tat er sehr oft, wenn er überlegte.
"Nun, Alexandra", sagte er dann. "Du musst stark sein und sehr viele Zauber drauf haben! Du brauchst sehr viel Training dafür. Du kannst ihn nicht einfach so mit links besiegen."
"Training?", harkte ich nach. "Was für Training?" Vampirsport? So etwas wurde hier nicht angeboten.
"Du musst kämpfen lernen", rief er und sah mich ernst an. "Du musst kämpfen!"
Ich hob eine Augenbraue. Waren wir im Mittelalter gelandet?
"Kämpfen?" Wieso wiederholte ich immer sein letztes Wort?
"Sowohl gedanklich als auch körperlich musst du kämpfen können."
Ich nickte langsam. Irgendwie war das ja auch logisch oder nicht?
"Und...wo lerne ich das?", wollte ich dann wissen. "Ich meine...das lerne ich nicht wirklich im Unterricht, oder?"
Er schüttelte den Kopf. "Leider nein. Genau dafür wird kein richtiges Fach angeboten, denn du wärest ja die Einzige."
Ich seufzte. "Und jetzt? Ich kann mir doch nicht alles selbst beibringen..."
"Es tut mir leid, Alexandra." Mein Lehrer legte mir eine Hand auf meine Schulter.
"Da kann ich dir leider nicht weiterhelfen. Da bist du auf dich alleine gestellt."

Dieser Satz vefolgte mich auf dem Weg aus dem Klassenzimmer.
Ich muss das alles alleine regeln? Wie sollte ich das alleine lernen? Woher sollte ich alle Infos nehmen? Wie sollte ich das schaffen? Konnte ich das überhaupt alleine schaffen? Nein, ich glaubte nicht. Ich brauchte Hilfe. Nur von wem? Wer war denn schon ein toller Vampir? Wer könnte mir perfekt helfen? Innerlich verdrehte ich die Augen.
Mir fiel mir ein Einziger er ein, der mir mit Sicherheit helfen konnte! Ich riss mich zusammen und fing an ihn zu suchen.

"Sebastian!" Ich rannte auf ihn zu, als ich ihn mitten auf einem Gang erblickte.
Als er mich sah, lächelte er. "Hey! Wie geht's?" "Gut und dir?"
Ich blieb vor ihm stehen. Es fand keine Umarmung statt. Nichts. Wir waren auf Abstand. Es war schwer für mich mit der Situation klar zu kommen.
"Auch!", verriet er mir.
Ich fing auch ein bisschen an zu lächeln. Kurz schwieg ich. Sebastian schien zu spüren, dass ich etwas auf dem Herzen hatte.
"Du, Sebastian..." "Was ist? Ist etwas passiert?"
Er stemmte seine Hände in seine Hüften. Ein paar seine Muskeln kamen zum Vorschein. Sebastian sah schon super aus...
Ich riss mich zusammen. "Nein, ich...äh...ich muss mit dir reden."
Ich sah ihm tief in die Augen und blinzelte kurz. Auch er sah mich immer noch an.
"Ok worum geht es denn?", fragte er.
"Äh...Ich habe beschlossen, dass ich versuchen werde gegen Garlus anzutreten!"
Sebastians Blick wurde neutral. Er sah fassungslos aus.
"Super!", kam nur aus ihm herraus. "Ich wusste, dass du es versuchen willst!"
"Ja, nur das Problem ist, dass ich zu wenig Erfahrung habe und das, was ich lernen muss, hier auf der Akadmie in keinen Unterricht lerne. Da hab ich mir gedacht ob du mir vielleicht helfen kannst? Du bist doch sehr erfahren und kannst mir doch sicher noch etwas beibringen, oder?“
Er seufze überrascht. War das zu viel für ihn? "Du glaubst, dass ich dir helfen kann?"
Ich nickte schnell. "Ja, warum nicht? Wer sollte mir sonst so gut helfen können, wenn nicht du?"
Ich lächelte ihn an.
"Du willst sicher, dass ich dir helfe?"
"Ja, das will ich!" Ich sah ihn bittend an.
Lachend gab er nach. "Na gut, ich werde versuchen dir zu helfen, ok? Ich kann dir aber nichts versprechen!"
Ich fiel ihm um den Arm. "Vielen lieben Dank!"
Er schloss seine Arme um mich herum. Ich schloss kurz meine Augen. Ich konnte den Gedanken nicht loslassen, dass er mich vielleicht doch noch liebte. Ich wollte ihn einfach nicht verlieren.
"Aber versprich mir eins!", sagte Sebastian noch, als wir die Umarmung beendeten.
Ich sah ihm tief in die Augen und runzelte meine Stirn.
"Was denn?", wollte ich wissen. Was wollte er wollen?
Er reichte mir seine Hand. Erst sah ich auf sie, dann auf ihn.
"Freunde?" Er wollte mein Freund sein? Ein normaler guter Freund? So wie Luca?
Ich lächelte und schlug ein. Das ließ ich mir doch nicht entgehen! "Freunde!"
Wieder umarmte ich ihn zärtlich. Plötzlich überkam mich ein komisches Gefühl. Kam das Vertrauen etwa wieder? Ich musste einfach abwarten. Vielleicht würde sich ja noch etwas ändern...

Das dunkle GeheimnisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt