3. Von einem auf den anderen Augenblick

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"Alex wird abreisen müssen!“
Ich hielt geschockt die Luft an. Ein Schauer durchfuhr mich. Auf einmal war mir ganz kalt. Bitte was?? Ich sollte abreisen?? Was hatte sich Mum denn da in den Kopf gesetzt?
Ich sah aus dem Augenwinkel wie Jenny mich verwirrt ansah. Ich wandte meinen Blick von ihr ab und starrte Mum an. Die verzog wiedermal keine Mine. Ich hasste es.
Ich spürte die Blicke meiner Freunde in meinem Rücken.
"Vereisen? Warum? Etwa in Urlaub?" "Aber heute? Aber was ist mit deinem Geburtstag?“
Fragen über Fragen…
Ich wusste nicht was ich sagen sollte.
"Nein, Alex wird auf eine Akademie gehen! Ihr Vater und ich waren der Meinung, dass dies viel im Leben bringen soll.“
Ich starrte Mum unentwegt an. Sie hatte ihren „Spieleinfachmit“-Blick drauf. Hatte ich eine andere Wahl? Ich traute mich nicht zu meinen Freunden zu sehen. Das konnte doch alles jetzt wirklich nicht wahr sein! War das etwa eine Vampirakademie?? Mir wurde alles zu viel. Meine Gefühle überrannten mich wieder, doch ich versuchte sie zurück zu halten.
"Komisch…davon hat Alex gar nichts erwähnt…“ Ich spürte Lucas Blick auf mir. Ich hasste es wie die Pest ihn anzulügen. Jedoch riss ich mich zusammen.
"Ich weiß es auch erst seit gestern Abend“, flunkerte ich. Mein Blick verharrte sich als ich auf den Boden sah. Es war komisch meine Freunde anzulügen...
Mum lächelte, als ich sie ansah.
"Gehst du noch heute?“, wollte Jenny fassungslos wissen. Wir waren die besten Freundinnen und erzählten uns wirklich alles. Nie waren wir mehr als einen Monat getrennt. Wie würde mein Leben nun weiter gehen?
Mum nickte mir zu also nickte ich auch. Ich schloss kurz meine Augen bevor ich antwortete: "Ich habe keine andere Wahl! Mein Flugzeug geht schon in ein paar Stunden!“
In den Gesichtern von Jenny und Luca konnte ich all ihre Gefühle erkennen. Sie waren viel mehr als enttäuscht. "Es tut mir leid.“ Ich schluckte und war den Tränen wieder nahe.
"Hast du deshalb vorhin so geweint?“ Ich nickte schnell bevor ich irgendetwas sagen konnte.
Ich spürte, dass ich Jenny leid tat. Sie wusste immer genau wie es mir ging. Sie setzte sich neben mich und nahm mich in den Arm. "Oh…du arme…“
Ich wollte nicht mehr! Ich stand auf.
"Bitte seit mir nicht böse, aber…ich bräuchte ein bisschen Ruhe bevor ich fliege, also…“
Jenny nickte. Auch ihr schien ein Klos im Hals zu stecken. "Wir verstehen das. Luca, wir sollten lieber gehen!“

Jenny nahm Lucas Hand und versuchte ihn zur Tür zu ziehen.
"Aber wir sind doch gerade erst…“ "Luca!“, fuhr Jenny ihn an. "Ok!"
Einer nach dem anderen umarmten mich.
"Wann sehen wir und wohl das nächste Mal wieder?“, wollte Jenny wissen, als wir an der Tür standen. Ich schluckte als ich mit den Schultern zuckte.
"Ich ruf euch auf jeden Fall an“, sagte ich nur.
Dann verließen die beiden ohne ein weiteres Wort das Haus.

Ich schloss sofort die Tür und lehnte mich an sie. Ich fühlte mich wie in einem verrückten Traum...
Wieder schossen mir Tränen in die Augen. Ich vergrub meinen Kopf in meinen Händen. Ich hoffte nur noch, dass alles ein Traum war und ich schnell wieder aufwachen würde.
"Alex…“ Ich sah durch meine verweinten Augen auf und blickte Mum, die sich vor mich hockte, in die Augen. "Was für eine Akademie?“ Auch wenn ich das alles noch immer nicht glauben konnte, hakte ich nach. Ich musste ja heute noch abreisen!
"Alex, beruhige dich!“ "Mich beruhigen? Ich habe gerade eben erfahren, dass ich ein Vampir bin und von hier weg muss!“, schrie ich.
"Schatz, es ist für dein bestes! Es ist eine Vampirakademie! Dort wirst du alles lernen, was du wissen musst und kannst sogar eine Prüfung machen um ein richtiger Vampir zu werden!“
Mum schien richtig begeistert von der Idee zu sein. Ich hingegen wollte einfach nur mein Leben normal weiter leben.
"Und warum denkst du, dass ich das will?"
"Alex, du brauchst Vampire um dich herum, die dir helfen dich zu kontrollieren! Du könntest uns verletzen!"
"Mum, das würde ich nie tun und...soll ich da etwa alleine hin?
Ich meine, begleitet mich denn keiner?“
"Alex“, fing Laura an, die hinter Mum die Treppe runter kam. Warum mussten im Moment alle so oft meinem Namen sagen? "Wir kommen nicht mit, Mum und ich. Wir sind keine Vampire. Aber wir kennen einen Vampir, der dich begleiteten wird!“
Meine Augen wanderten von Mum zu Laura immer wieder hin und her. "Wie meint ihr das, ihr kennt einen Vampir? Lebt er oder sie hier am Strand?"
Laura nickte. "Du hast ihn letztens erst kennen gelernt."
Ein Lächeln umspielte ihre Lippen. Nein, dachte ich. Niemals!
"Sebastian", sagte Mum. Ich konnte nicht glauben, was ich gerade gehört hatte.
"Sebastian?", hauchte ich. Mein Gesicht rötete sich ein bisschen. "Sebastian ist ein Vampir?"
Mum und Laura nickten.
"Und er wird mich zu dieser Akademie begleiten?"
Laura nickte wieder. 
"Aber…“ "Das wird er dir alles nachher erzählen, wenn ihr fliegt!“
Ich setzte mich wieder aufs Sofa. "Warum muss ich denn von hier weg?“, fragte ich.  "Ich bin doch nicht gefährlich, oder so! Ich kann mir doch alles selber beibringen oder nicht?“
"Jetzt bist du vielleicht noch nicht gefährlich“, antwortet Laura und setzte sich neben mich. "Aber nach ein paar Wochen bekommst du deine Vampirzähne und du wirst versuchen, uns zu beißen oder gar umzubringen!“
"Aber…warum? Ich meine, das würde ich doch nie tun!“ Ich sah sie besorgt an. Ganz ehrlich? Ich würde meiner Familie nie etwas tun! Dafür liebte ich sie einfach zu sehr!
"Doch, du wirst es machen! Du wirst Durst haben! Auf der Akademie bist du sicherer und besser aufgehoben! Dort wirst du auch lernen, deine Zähne einzusetzen!“
Ich lies den Kopf traurig hängen. Meine Tränen fingen langsam wieder an zu trocknen.
"Alex, das tut mir wirklich leid! Aber du hast keine andere Wahl!“
"Du weißt doch gar nicht wie es ist, gerade erfahren zu haben, ein Vampir zu sein! Du wusstest das schon länger, was ich werde!“  
Ich hielt einen Augenblick inne. "Warum müssen wir denn heute schon fliegen? Mum, ich kann doch nicht in diesem Zustand fliegen! Außerdem bin ich müde und würde mich wirklich gerne ausruhen.“
"Ihr fliegt heute Nacht. Bis dahin kannst du dich noch ausruhen.“ 

Das dunkle GeheimnisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt