7. Willkommen

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Ich staunte nicht schlecht, als ich die Eingangshalle der Akademie betrat.
Sie war wirklich groß und geräumig wie ein Balletsaal. An allen Wänden hingen über 100 Bilder und an 2 Wänden waren Treppen in verschiedene Stockwerke. Ganz am Ende des Raumes sah ich einer große Vampirstatur tief in die Augen.

Frau Beißen schien meinen Blick verfolgt zu haben. "Wer jemals böse wird oder nicht gehorcht, der wird für einen Tag hypnotisiert!“, sagte sie mit einem Lächeln auf den Lippen.
Darauf antwortet ich nichts. Was hätte ich dazu auch sagen sollen?
"Das ist unsere große, schöne Einganghalle!“, erklärte sie mir dann und fizierte ihren Blick wieder auf mich. "Wie gefällt sie dir?" "Wunderschon!" Ich war wirklich beeindruckt.
"Schön, dass es dir hier gefällt! Was möchtest du denn jetzt zuerst tun?“, fragte Frau Beißen mich. "Dein Gepäck in dein Zimmer lagern und deine Mitbewohner kennenlernen? Oder doch lieber den Direktor, also meinen Mann, kennenlernen? Er ist sehr nett.“
Ich überlegte kurz. Ich hätte beides gerne gemacht, aber...
"Heute ist frei, somit müssten alle in ihren Zimmern sein…“, bemerkte Frau Beißen noch dazu.
"Ja“, antwortete ich schnell. "Ich würde gerne meine Mitbewohner kennen lernen."
Woher wusste sie wo noch ein Bett frei war? Das überliß ich schön ihr und kümmerte mich nicht weiter. Die Frau nickte schnell. "Es soll mir recht sein!“

 Ich folgte Frau Beißen 3 Stockwerke nach oben zu den Zimmern. Sebastian war unten geblieben. Er wurde in ein anderes Stockwerk gebracht. Keine Ahnung was sie von ihm wollten.
Der Gang, auf dem die Zimmer lagen, war erstaunlich hell beleuchtet. Frau Beißen ging ganz durch bis zum letzten Zimmer. Eine Zahl leuchtete mir genau in mein Gesicht: 2676.
"Bitte merke dir diese Zahl!“ Wie sollte ich mir die jemals merken können? Mein Gedächnis war schon immer nicht das beste, wenn ich ehrlich war.
"Das wird schon gehen!“, zischte Frau Beißen und ich nickte langsam. Was war das denn? Woher wusste sie was ich dachte? Ich warf Frau Beißen einen Blick zu.
"Was wird schon gehen?“ "Na, dass du sie dir merken kannst, meine Liebe.“
Jetzt war ich noch verwirrter. "H…haben sie gerade meine Gedanken gelesen?“
Frau Beißen nickte wie selbstverständlich. "Aber…wie ist das möglich?“ Wieder war ich verwirrt.
Frau Beißen antwortete: „Das wirst du noch alles lernen!“ und zwinkerte mir zu. Ich würde hier noch viel lernen.

Sie steckte einen ihrer Finger in das Schlüsselloch und machte somit die Tür auf. Aha, so läuft das also hier. Kein Schlüssel wegen langer Fingernägel.
„Willkommen in deinem Zimmer!“, sagte sie nur und schob mich hinein.
Ich erblickte das kalte grauen: Die Wände waren blutrot, genauso wie der Boden. An der Decke hing ein Kronleuchter, an dem nicht mehr alle Kerzen funktionierten. Obwohl ein Fenster vorhanden war, wirkte der Raum sehr düster. Vier Betten und ein Schrank passten garade eben ins Zimmer. Es war sehr eng. Auf jedem Bett lag ein Vampirmädchen bis auf einem. Sie starrten mich alle an. Wahrscheinlich hatten sie nicht mit einer neuen Mitbewohnerin gerechnet.
Ich sah auf das leere Bett, das sehr dreckig und alt aussah. Nun fühlte ich mich erst recht wie in einem Gruselfim. So richtig wohl fühlte ich mich noch nicht so wirklich...

"Mädels, das ist Alexandra, eure neue Mitbewohnerin!“,  zerbrach Frau Beißen die gefräßige Stille.
Sie stand direkt hinter mir. Ich spürte ihren kalten Atem in meinem Nacken. Gänsehaut breitete sich auf meinem ganzen Körper aus. "Seit nett zu ihr und habt Spaß zusammen!“
Frau Beißen verließ mit diesen Worten und dem zuknallen der Tür das Zimmer.
Ich zuckte kurz zusammen. Also stand ich da alleingelassen in meinem neuen Zimmer. Stille.
Alle drei sahen wie wie abwsend an. "Hi!“, sagte ich etwas schüchtern. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Die Mädchen sahen mich immer noch an.
Doch nur eine stand plötzlich auf und kam auf mich zu. Sie reichte mir die Hand und sagte:  "Hi, Alexandra! Ich bin Norami! Schön, dass du hier bist!“ Also doch jemand nettes hier.
Ich versuchte zu lächeln. "Danke, ich freue mich auch.“ Tat ich das wirkich? Das war halb wahr und halb gelogen. Wenigstens eine, die mich nett begrüßt, dachte ich mir nur.
Norami packte meinen Arm und zog mich wie ein Kind zu einem Bett links in der Ecke. Ihr Griff war ein leichter. "Das ist deins“, sagte sie und zeigte auf das Bett. Ich nickte stumm. Das hatte ich mir schon gedacht. "Fühl dich wie zu Hause." Ich lächelte zu ihr und sie lächelte zurück.
Mich wie zu Hause fühlen? Das würde noch einige Zeit dauern...
Plötzlich fiel mir mein Gepäck ein. Das war ja immer noch klein. Ich nahm es aus meiner Hosentasche und warf es aufs Bett. "Was ist das?“, fragte Norami neugierig. "Hast du uns etwas mitgebracht?“ Sie lachte. Machte man das hier etwa so?
"Nein, das ist mein Gepäck", entgegnete ich. "Ich habe es klein gezaubert. Ist handlicher."
Die Vampirmädchen sahen mich schon wieder so komisch an. Jedoch sah ich einen Funken Begeisterung in ihren Augen. "Wow cool! Wie geht das denn?"
"Lernt man das hier etwa nicht?“, fragte ich unsicher. Norami schüttelte den Kopf. "Nein davon habe ich noch nie etwas gehört. Und ich bin hier schon eine ganze Weile."
Ich murmelte wieder die 3 Worte und das Paket vergrößerte sich wieder zu einem Koffer. So kann man also einen zauber rückgängig machen. Und das war nur geraten.
"Einfach nur cool! Woher kannst du das denn?“ Ich blickte auf mein Gepäck. "Äh…hat mir ein Freund gezeigt! Richtig cool, oder?“ Norami nickte. "Ja, richtig cool!" Sie schien echt begeistert davon zu sein.
Ich fing an meine Sachen rauszunehmen und sie in meinen Schrank zu tun. Auch der war staubig und Leben war dort auch drin. Eine kleine Spinne hatte sich gemütlich in der rechten Ecke eingenistet. Ich wischte sie einfach weg. Ich war kein großer Spinnenfan.
Unerwartet stand Norami hinter mir. Komisch wie schnell ich mir ihren Namen merken konnte.
"Lass mich dir doch noch helfen!“, bat sie sich an.  Sie schien wirklich sehr nett zu sein. Vielleicht würden wir ja noch Freunde werden. "Danke, das ist wirklich sehr nett von dir." "Kein Problem."
Zusammen räumten wir meinen Schrank ein.
"Wer sind igentlich die anderen beiden?" Mein Blick harrte auf Norami. "Jacky und Sarla", sagte sie nur. "Eigentlich zwei ganz nette Mädchen."
"Was heißt hier eigenlich?" Ich drehte mich um. Norami ebenfalls. Ein Mädchen starrte uns beide an. "Wir sind doch immer nett zu dir!" Ihre Augen funkelten.
"Lauschen ist wohl deine Leidenschaft, Sarla!?", fuhr Norami sie an. Das war also Sarla.
Sie sah schon etwas arroganter aus, aber hübsch. Ich warf einen Blick auf Jacky. Sie hatte Kopfhörer auf den Ohren und bekam nichs mit.
"Jacky ist die nettere von beiden", flusterte Norami mir ins Ohr. "Jedoch sind beide ewas komisch...also nerv sie lieber nicht." Sie drehte mich wieder in Richtung Schrank. "Unterhalte dich lieber mit mir!“ Ein Lächeln umspielte ihre Lippen. Es war ansteckend.

Nur wenig später waren alle meine Sachen im Schrank verstaut und mein Bett war bezogen.
In der Zwischenzeit hatte Sarla sich ein Buch genommen und las.
"Weißt du, Norami du bist echt nett!“, sagte ich ihr, als wir auf meinem Bett saßen.
Norami wurde rot. "Findest du? Ich meine, meinst du das ernst?“ Ihre Augen leuchteten. So etwas schien sie nicht oft zu hören.  "Ja, wirklich!“, gab ich offen zu. Norami sah mich an. "D…du bist die Erste, die das je zu mir gesagt hat! Na ja…die Zweite.“
Auf einmal wirkte sie schüchtern. Ich starrte sie an. Das konnte ich gar nicht glauben! Sie war doch total nett und hilfsbereit!
"Wirklich? Aber…bist du denn…alleine? Ich meine, hast du keine Freunde?“ Das war eine sehr harte Frage. Sie ging mir nicht leicht über meine Lippen.
"Ich habe nicht direkt Freunde, nein! Nur einen guten Freund, aber…ach, ist nicht so der Rede wert.
Auch keine Familie habe ich. Alle sind verstorben! Was Jacky und Sarla angeht…“ Sie hielt kurz inne. "Freunde kann man sie nicht nennen! Aber wenn man sie besser kennt, sind sie nicht mehr so schlimm. Ich komme gut mit ihnen aus!“ "Aber…“ Ich überlegte.
"Wie bist du denn hier her gekommen? Warst du schon immer ein Vampir?“
Immer mehr Fragen spukten in meinem Kopf herum. So viele konnte ich ihr doch gar nicht stellen!Ich war gerade mal eine halbe Stunde hier.
Norami schüttelte den Kopf. "Nein, der mächtigste Zauberer hat mich verwandelt!  Da war ich 16…jetzt bin ich 38…glaub ich. Ich weiß es nicht genau. Ich zähle nicht mehr. Ich fand alleine hier her.
Ich fand hier Zuflucht. Hier war ich sicher!“ Ich nickte verstehend.

"Achtung! Achtung! Eine kurze Durchsage!“, schallte es plötzlich durch das ganze Zimmer. Ich zuckte zusammen. Mann war ich schreckhaft geworden!
"Alle Schülerinnen und Schüler werden gebeten, in die große Halle im 1. Stock zu kommen! Ende!“
"Was ist denn los?“, fragte ich verwundert und sprang hoch. "Ist etwas passiert?"
"Wahrscheinlich will der Direktor dich allen vorstellen!“, vermutete Norami. Ich sah sie an. Das hoffte ich nicht.

Norami nahm mich an der Hand und führte mich aus dem Zimmer.
Jacky und Sarla verließen ihre Betten und folgten uns.

Das dunkle GeheimnisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt