Der Flug bis zum Dorf war nicht sehr weit. Wenn es nah mir gegangen wäre, hätte ich noch lange weiter fliegen können. Ein paar Minuten später waren wir jedoch schon da.
Wir landeten in einer Ecke der Stadt und ließen unsere Flügel schnell verschwinden. Wenn uns jetzt jemand entdecken würde, müssten wir sofort wieder abhauen. Die Menschen glaubten ja nicht an Vampire. Ich hätte auch nie damit gerechnet, dass ich mal an Vampire glauben würde. Und jetzt war ich von einem Augenblick auf den nächsten auch einer.
Mein Geburtstag war jetzt schon etwas länger her. Wow wie schnell einfach die Zeit verging...Frau Gibze riss mich mit einem Gemurmel aus Worten aus meinen Gedanken. Auf einmal veränderten sich unser Klamotten. Wir sahen plötzlich aus wie normale Menschen aus der Stadt. Ich war beindruckt.
"Also", erklärte unsere Lehrerin dann. "Nun könnt ihr euch auf den Weg machen, euch Opfer zu beschaffen. Ihr könnt euch satt trinken! Aber tötet sie bloß nicht! Das wäre zu auffällig, wenn dann zu viele Menschen hier tot sind!" Wir nickten. Die Lehrerin sah auf ihre Uhr.
"Wir treffen uns in 2 Stunden wieder hier."
Die ersten wollten schon gehen, doch Frau Gibze war noch nicht fertig.
"Und...noch eine Sache: Beißt niemanden vor Zeugen! Lockt sie in eine Ecke wie hier!"
Das war doch logisch, fand ich. Wieder nickten alle.
"Können wir jetzt gehen?", fragte jemand ungeduldig.
Sie konnten es wohl kaum erwarten. Ich war eher skeptisch. Na ja...ich hatte Hunger und musste etwas zu mir nehmen...
Frau Gibze nickte daraufhin. "Gut, dann los!"Nacheinader verließen wir die Ecke oder gingen in andere Richtungen. Norami und ich betraten zusammen die Straße. Es war nicht zu viel im Dorf los, denn es war ja auch Nacht. Wir beschlossen uns auch zu trennen, wie die anderen es taten. Ich ging nach links und Norami nach rechts. Auch unsere Lehrerin hielt sich in unserer Nähe auf. Musste mich das stören? Nein.
Ich wanderte einfach wie ein normaler Mensch durch das Dorf. Ich lief schon eine ganze Weile herum, jeoch bislang ohne Erfolg. Ich fand einfach niemanden, der passend für mich war! Ich musste es spüren, der der Richtige Mensch vor mir war.Dann endlich passierte etwas. Mir fiel ein Mädchen auf. Es war ungefähr in meinem Alter oder jünger. Sie trug einen Zopf und ein knielanges Kleid. Ich musste zugeben, dass sie wirklich sehr hübsch war. Jedoch drang mich mein Verstand, sie zu beißen. Ich wollte ihr Blut trinken. Ich wollte das unbedingt! Nur...wie kam ich an sie heran? Wie konnte ich sie weg locken, ohne dass ich auffiel? Ich betrachtete das Mädchen wieder. Ich sah, wie es auf ihre Uhr am Handgelenk sah. Das brachte mich auf eine Idee. Langsam und unauffällig ging ich auf das Mädchen zu.
"Hallo", sprach ich sie an und lächelte. Das Mädchen grüßte zurück.
"Kann ich dir helfen?", fragte es dann etwas verwirrt. Ich nickte schnell.
"Ja...äh...hast du eine Uhr dabei? Ich habe meine zu Hause vergessen und bräuchte mal eine Uhrzeit. Kannst du mir vielleicht sagen wie spät wir haben?"
Das Mädchen lies ihren Blick von mir zu ihrer Uhr schweifen. "Wir haben...10 Minuten nach 11."
Das Mädchen warf einen Blick zu mir. Ich lächel wieder. "Vielen Dank", sagte ich höflich.
"Kein Problem", entgegnete es mir wieder. Sie war wirklich nett. Mir tat es jetzt schon leid, sie beißen zu müssen.
"Äh...sag mal...gibt es hier in der Nähe ein Telefon? Ich müsste mal Telefonieren. Ich bin spät...zu spät dran." Das Mädchen lächelte und nickte. "Ja, in einer Ecke...dort drüben!"
Sie zeigte in eine Gasse zwischen zwei Häusern. Perfekt, dachte ich nur!
"Danke. Könntest du eben mitkommen? Ich weiß nicht genau, wie diese Stadttelefon funktioniert. Ich bin nicht von hier."
Das Mädchen sah mich ein wenig schief an. Hatte ich mich verraten? Nervös biss ich auf meine Lippe.
"Du weißt nicht, wie es funktioniert? Ok, na dann helf ich dir."
Sie ging skeptisch voraus. Ich folgte ihr erleichtert. Sie ahnte nichts. Sie hielt mich einfach nur für einen dummen Touristen. Was mochte sie bloß nur von mir denken?Wir betraten die Gasse. Zum Glück war niemand dort. Wir waren alleine. Das war meine Chance.
Das Telefon war ein Stück weiter rein. Das Mädchen stellte sich neben das Telefon und fing an es mir zu erklären. Dabei nahm sie den Hörer in die Hand.
"Also, du musst hier auf der Tastatur die Nummer, die du anrufen willst, eingeben und..."
Weiter kam sie jedoch nicht. Ich schlug ihr mit einem festen Schlag den Hörer aus der Hand. Wieder sah sie mich verwirrt an. "Hey, was soll denn..."
Ich packte meine rechte Hand um ihren Hals des Mädchens. Die andere legte ich auf ihre Schulter. Das Mädchen fing an zu schreien. "Was soll denn das?", quitschte sie laut.
Schnell legte ich eine Hand, die vorher auf der Schulter lag, auf ihren Mund.
"Fange bloß nicht an zu kreischen, meine Liebe!", warnte ich sie. Dann nahm ich meine Hand vom Hals und biss das Mädchen dort. Ich spürte ihr warmes Blut in meinem Mund. Es floss durch meinen ganzen Körper. Ich genoss dieses Glücksgefühl. Jedoch musste ich aufpassen, dass ich sie nicht ganz leer saugte. Ich durfte sie nicht töten!
Kurz später stoppte ich. Das Mädchen schloss ihre Augen und fiel bewusstlos auf den Boden. Es war sehr hart an der Grenze gewesen. Ich murmelte noch einen Zauber. Das Mädchen würde wenig später wieder aufstehen und sich an nichts mehr erinnern können.
Ich warf noch einen letzten Blick auf mein Opfer und seufzte. Warum war ich nur zu so einem Monster geworden? Vampir zu sein war nicht einfach. Es brachte viele Opfer.
Ohne weiter nachzudenken, rannte ich einfach wieder weg. Nein, ich öffnete meine Flügel und flog weg. Das war etwas sicherer.Auf dem Marktplatz landete ich wieder und verstecke meine Flügel. Dann ging ich weiter auf die Suche. Mein Hunger wa noch lange nicht gestillt...
Nur wenig später traf ich Norami auf der Straße. Ihr Blick verriet mir nichts gutes.
"Na? Hast du etwa schon jemanden erwischt?", flüsterte Norami mir zu. Zusammen gingen wir ein paar Schritte. Ich nickte glücklich.
"Ja, ich war gerade eben erfolgreich. Wie geht's bei dir? Kommst du zurecht?"
Meine Freundin seufzte. "Nun ja, ich...ich kann es einfach nicht! Ich habe es versucht, aber..."
Norami rollte fast eine Träne über die Wange. Sie sah sehr verzweifelt aus.
"Das wird schon noch." "Ich weiß nicht..." Sie hatte Zweifelt. Da musste ich ihr doch helfen.
"Komm ich helf dir!" Norami sah mich an. "Wirklich?"
Ich nickte. "Klar, warum nicht?"
"Ok..." Norami lächelte mich an. "Du fängst ihn und ich beiße ihn?"
Ich nickte. "Alles klar."Wir gingen die Straße weiter runter. Ich hielt die Augen nach einem Opfer auf. Obwohl...Norami musste ja entscheiden.
Unerwartet stieß sie mich dann an.
"Siehst du da den Mann in der grünen Jacke?"
Ich nickte. Er sah gut aus. Seine Haare waren hochgegehlt und er trug zu der grünen Jacke noch eine Lederhose. Männer haben ja eh mehr Blt im Körper als Frauen.
"Er könnte das Blut haben, was ich will!", raunte Norami mir zu. "Also gut. Los geht's!"Wir gingen auf den Mann zu.
"Entschuldigen sie bitte, mein Herr", sagte ich höflich, als wir direkt hinter ihm standen. Der Mann sah uns beide an. "Guten Tag. Kann ich Ihnen behilflich sein?", fragte er.
Ich nickte. "Ja, meiner Freundin geht es nicht so gut. Ihr ist total schlecht. Wo könnte sie sich denn mal...äh...nun ja...auslehren?"
Ich sah flehend zu Norami. Als der Mann sie ansah, tat Norami so, als müsst sie sich gleich übergeben. Der Mann sah sie, als er es verstanden hatte, mitfühlend an.
"Ich verstehe...dort hinten ist eine Ecke, in der Sie ungestört wären."
Norami bedankte sich.
"Ach ja...", meinte ich noch, bevor der Mann uns abhaute.
"Könnten Sie uns vielleicht hin bringen. Ich weiß nicht, ob ich es alleine schaffe..."
Ich sah ihn bittend an. Der Mann nicke. Er konnte uns nicht wiederstehen. Er wehrte sich auch nicht.
Wenig später waren wir in der Ecke, die der Herr beschrieben hatte.
"Danke sehr", sagte ich höflich.
Plötzlich biss ich ihn jedoch und schmiss ihn an eine Wand. Ich hielt immer noch fest an seinem Hals. "Wa...wa...was soll da...das?", stotterte er. Ihm blieb nicht mehr so viel Luft übrig.
Norami stellte sich neben mich. "Was hatten wir besprochen?"
Ich löste mich von dem Mann.
"Bitte halten sie jetzt erst mal den Mund, Herr. Komm, Norami. Du schaffst das!"
Sie seufzte.
"Aber deiner Freundin geht es ja..."
Bevor er weiter reden konnte, biss Norami mutig zu. Sie hatte es geschafft!
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Das dunkle Geheimnis
VampireWie würdet ihr euch fühlen, wenn euer Leben sich an eurem 18. Geburtstag auf einmal um 180 Grad dreht? Wenn sich alles von jetzt auf gleich verändert und ihr plötzlich ein komplett neues Leben als Vampir an einem fremden Ort anfangen müsst? Ich kann...