36. Er wacht über uns

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Vor mir lag ein Junge, übergossen von Blut. Ich hielt mir erschrocken meine Hände vor meinen Mund und brachte ein leises „OMG" aus meinem Mund heraus. Auch alle anderen Partygäste standen geschockt um den Jungen herum. Alle hatten es mitbekommen. Der Junge war tot, das stand fest. Er rührte sich nicht mehr und seine Augen waren aufgerissen vor Schreck. Er wurde umgebracht. Mein Blick fuhr ein bisschen höher auf eine Person, die auf der anderen Seite des Junges stand. Sie hatte ein blutverschmiertes Messer in der Hand und grinste den toten Jungen an. Sie hatte ihn umgebracht. Frau Gibze hatte ihn umgebracht. Ich konnte es kaum glauben. Ich konnte nicht fassen, was hier gerade geschah.

Plötzlich wurden die Türen des Raumes aufgeschmissen und ein paar Sicherheitsvampire betraten den Raum. Sie gingen auf die Lehrerin zu und ergriffen sie, sodass sie sich kaum noch rühren konnte. Hinter den Vampiren betrat unser Direktor den Raum und stampfte mit großen Schritten auf Frau Gibze zu. „WIE KONNTET DU NUR?", schrie er außer sich. Er knurrte, als er vor Frau Gibze zum stehen kam. Dann zeigte er allen seine Vampirzähne und fauchte die Lehrerin an. „ER WAR EIN SCHÜLER!"
So hatte ich unseren Direktor noch nie erlebt! Er war so sauer und außer sich. Wow ich hätte nicht gedacht, dass er mal so ausrasten könnte.
Frau Gibze stand gelassen vor dem Direktor und zeigte keine Reue. „Ich handelte im Auftrag für Garlus Modusi!", verkündete sie laut, sodass es jeder hören konnte.
Alle hielten ein zweites Mal den Atem an. Niemand durfte diesen Namen je aussprechen. Es war genau so verboten den Namen des Bösen aus Harry Potter auszusprechen. Ich verstand jedoch immer noch nicht warum und das werde ich sicher auch nie.
"Er lässt ausrichten, dass die Zeit knapp ist und es bald so weit sein wird!"
Während sie dies sagte, sah sie in meine Richtung. Ich hielt den Atem an. Das war eine Nachricht für mich. Das Duell stand bald an. Es war bald soweit. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte.
"Warum hast du ihn getötet?", wollte Herr Beißen von ihr wissen und ignorierte ihre Aussage total. „Nur wegen ihm?"
Frau Gibze lachte. „Er wollte es so! Es lag in meinem Auftrag. Keine Ahnung warum gerade er. Er schien nett gewesen zu sein."
„Führt sie ab und schmeißt sie in das dunkle Gefängnis was wir haben!", befahl unser Direktor den Vampiren. „FÜHRT SIE AB!"

Die Vampire packten die Lehrerin noch fester, schleiften sie zur Tür verließen mit ihr den Raum. Damit war die Party zu Ende. Mit so etwas hatte nun wirklich niemand gerechnet.

Den Rest der Nacht verbrachte ich mit meiner Schwester alleine im Hinterhof der Akademie. Wir wollten für uns sein und wollten einfach mal unsere Zeit zu zweit genießen. Ich war so froh, dass Laura wieder bei mir war, auch wenn sie jetzt ein Vampir war. Wir lebten nun zusammen und das war das wichtigste. Ich liebte meine Schwester wirklich sehr.

„Das war schon krass", murmelte Laura vor sich hin, als wir uns auf die Bank setzten, die sehr kalt und ein bisschen nass war. Es muss wohl geregnet haben.
Ich nickte nur kurz und brachte ein leises „Hmm..." heraus. Ich starrte kurz vor mich hin bevor ich mich wieder zu meiner Schwester wendete. „Das war schon der zweite Fall in einem Monat." Das war echt schockierend!
Ich spürte Lauras Blick in meiner Seite. „Was? Wirklich?"
Ich sah sie an. „Ja, unser zwei Mitbewohnerinnen..."
„Ach ja, genau", unterbrach mich Laura schnell, denn wenn ich weiter gesprochen hätte, dann hätte ich wieder angefangen zu weinen. Ich konnte die beiden einfach nicht vergessen.
„Das tut mir so leid", ergänzte meiner Schwester und legte einen Arm um mich. „Es ist schlimm, was hier alles passiert! Ich hätte nie gedacht, dass es Vampire wirklich gibt!"
„Ich auch nicht", gab ich zurück und seufzte. „Nie im Leben...doch jetzt sind wir hier."
Ich sah Laura nicken. „Ja...stimmt..."
Irgendwie wollte keiner so wirklich etwas erzählen. Es war eher Smalltalk als alles andere. Die Stimmung war sehr angespannt und unnormal für uns.
„Meinst du, dass der Böse noch einmal zuschlagen wird?", wollte Laura dann wissen.
Ich zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung...vielleicht schon..."
Meine Schwester biss sich auf ihre Unterlippe. „Oh Gott..."
„Keine Angst, ich passe schon auf dich auf", versuchte ich Laura zu beruhigen. Ich fühlte, dass sie immer noch sehr aufgekratzt von der Party war.
„Danke", entgegnete Laura und umarmte mich. „Du bist eine tolle Schwester."
Ich war zwar die kleine Schwester, doch ich hatte mehr Ahnung von Vampiren als sie.
„Ich werde nicht zulassen, dass er mir meine Schwester nimmt!", sagte ich sehr überzeugt und sah Laura dabei in ihre Augen. Sie lächelte mich an.

Das dunkle GeheimnisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt