28. Mehr und mehr Training

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Ein paar Tage später war eine neue Übungsstunde mit Sebastian geplant.

Ich war immer noch nicht darüber hinweg gekommen, dass Norami die leibliche Mutter von meinem besten Freund Luca ist. Ich konnte das einfach nicht fassen! Es war wirklich schwer für mich, das zu begreifen. Wie hättet ihr dazu reagiert?

Heute musste ich mich jedoch wieder auf Schule und die Übungsstunde konzentrieren. Norami und Percy waren auch wieder mit dabei. Sie wollten mich so gut es geht mit unterstützten. Auch sie glaubten an mich und meine Fähigkeiten. Man hatte ja keine Ahnung, wann der Kampf bevor stehen sollte. Es hätte jeden Moment so weit sein können, also musste ich so schnell es geht vorbereitet werden.

"Kannst du dich noch gut an die letzte Stunde erinnern?", wollte Sebastian als aller erstes von mir wissen, als wir sein Zimmer betraten und uns hinsetzten. Er sah mich gespannt an.
Ich erwiderte seinen Blick und nickte. "Ja, ich habe versucht die Sprüche zu lernen. Sie sitzen noch nicht perfekt, aber so manche habe ich schon gespeichert." Dabei musste ich lächeln.
Sebastian sah sehr zufrieden aus. "Super! Na dann können wir sie ja heute noch einmal wiederholen."
Ich nickte langsam. „Können wir machen."
Sebastian stand auf. "Dann wollen wir mal loslegen, oder?"
Wieder nickte ich und bejate seine Frage. Dabei blieb ich jedoch sitzen.
„Also gut...Wie lautet der Gehorchenzauber?", wollte mein Freund als erstes wissen.
„Gehorche mir auf schritt und tritt, aber vide vide!", kam es wie aus der Kanone geschossen aus mir heraus. Wow, der saß wirklich schon gut.
Sebastian nickte. „Genau, richtig! Was ist mit dem Eisblockzauber?"
„Eis, Eis, eis ist kalt, ein dicker Block ist um dich geballt", antwortete ich wieder schnell. Dieser Zauber war sehr nützlich, wenn man einen Gegner für einen Moment ausschalten möchte. Nach ein paar Minuten schmilzt der Eisblock jedoch wieder.
„Und der Feuerzauber?", fragte Sebastian weiter ohne einen Zwischenkommentar zu geben.
„Feuer, Feuer, auf der Lauer, denn um dich ist eine Feuermauer", sagte ich. Dieser Zauber war auch eine Ausschaltmöglichkeit für deinen Gegner.
„Der Verschwindezauber?"
"Weg, weg, ohne dich, ist es besser, finde ich."
„Der Schutzmauerzauber?"
„Ihr sollt nicht in Gefahr sein, lasst euch nicht auf den Kampf, sondern auf euren Schutz ein."
„Der Gehirnzauber?"
„Denke lieber nicht mehr nach, dein Gehirn ist ab jetzt dark."

So ging es immer weiter bis wir die Sprüche alle durch hatten.
Als letztes kam dann der Vampirzauber, mit dem man jemanden einfach so wieder in einen Menschen verwandeln konnte. Ganz schön praktisch. Leider funktioniert dieser Zauber nur durch ganz viele Bedingungen, die ich nicht kannte.
„Wenn ich dich verwirr, sei nicht mehr ein Vampir!"
Sebastian sah mich stolz an und gab mir dann einen Kuss auf die Wange.
„Du hast wirklich gut gelernt! Ich bin so stolz auf dich!"
Ich lächelte ihn an. „Das habe ich alles nur dir zu verdanken. Du bist ein toller Lehrer! Ohne dich hätte ich das alles gar nicht lernen können! Vielen Dank!"
Das musste ich einfach mal loswerden. Sebastian wusste gar nicht, was er sagen sollte. Er sah mich nur erstaunt an.
„Ich tue nur, was in meiner Macht steht, um dir zu helfen", sagte er und benahm sich unschuldig. „Ich will dich doch nur für den Kampf vorbereiten."
Ich nickte. „Das machst du wirklich toll!"
Ich küsste ihn auf seine Lippen. Sebastian erwiderte diesen Kuss mit einem Lächeln auf den Lippen. Ich liebte es, ihn zu küssen. Er küsste mit so viel Gefühl. Es war die richtige Entscheidung, ihm wieder zu vertrauen. Es war ein Fehler, es nicht zu tun.
„Ok, dann wollten wir mal weiter machen", sagte Sebastian dann und sah mich immer noch an. Unsere Blicke konnten sich einfach nicht voneinander lösen. „Sprüche alleine werden dir im Kampf nicht helfen", verriet er mir. „Es erfordert auch körperliche Kraft."
Ich seufzte. „Meinst du etwa mit einem Schwert oder einem Zauberstab?"
Sebastian lachte. „Nein, nicht solche Waffen. Ich rede von etwas anderen Waffen."
Ich hob eine Augenbraue. Was meinte er wieder damit? Wie sollte man ohne Waffen kämpfen können? War das wirklich möglich?
„Jeder Vampir hat eine spezielle Superkraft, die nur er selber besitzt. Dadurch kann er im Kampf unbesiegbar sein", erklärte Sebastian uns.
Als ich zu meinen Freunden rüber sah, zuckten sie nur mit den Achseln. Sie wussten also auch nicht, wovon Sebastian da sprach.
„Diese Superkraft muss jeder für sich selbst entdecken. Nur wenige wissen von diesen Superkräften, denn sie bringen auch Risiken mit sich. Manche sind durch diese Kräfte schon von Anfang an zu Grunde gegangen oder zu Tode verurteilt worden. Vampiren wird dies nicht gelehrt, denn man weiß nie, was für Kräfte man hat."
Ich schluckte. „Und warum willst du wissen, was ich für eine habe?"
„Du wirst sie im Kampf benutzen können", sagte Sebastian. „Da bin ich ganz sicher."
„Und wie finde ich das heraus?", wollte ich dann wissen. Ich war total verwirrt.
Mein Freund setzte sich wieder neben mich und sah mir ganz tief in die Augen.
„Dieser Superkraft ist tief in deinem Inneren verborgen", sagte er zu mir. „Du musst ganz tief in dich gehen und sie finden."
Was? Wie soll das denn bitte schön funktionieren? Woher soll ich denn wissen, was für eine Kraft ich habe? Wie soll das gehen??
„Konzentriere dich auf dich selbst", flüsterte Sebastian mir ins Ohr. Ich konnte seinen warmen Atem ganz dicht an meinem Gesicht spüren. Eine Gänzehaut lief über meinen gesamten Körper. „Schließe deine Augen und denke auf diese Kraft. Du wirst ein Bild oder einen kurzen Film vor deinen Augen sehen, wenn du sie gefunden hast."
Ich seufzte wieder.
„Du schaffst das", murmelte Sebastian und ich spürte, wie er meine Hand nahm. Er fing an, sie zu drücken. Langsam schloss ich meine Augen und versuchte mich zu entspannen. Ich atmete ein und wieder aus. Dann dachte ich an Superkraft. Ich konzentrierte mich ganz auf diesen Begriff und ging tief in mich hinein. Ich musste sie wieder! Mit ihr werde ich unschlagbar sein! Immer und immer tiefer ging ich in meinen Geist. Ich erforschte mein Gehirn und las meine Gedanken. Ich gelang weiter in mein Gehirn und meine Gefühle hinein. Irgendwo musste sie doch sein!
Wie ein Blitz durchfuhr es mich plötzlich. Ich sah ein Bild sehr klar vor meinen Augen. Ich sah mich selber in Fleisch und Blut. Nur eine Sekunde später war ich weg. Einfach verschwunden. Ich war nicht mehr da. Was hatte ich getan? Was war passiert?

„Alex?"
Ich öffnete meine Augen und atmete schnell. Mein totes Herz pochte schneller als je zuvor. Wie war das möglich? Das tat jetzt jedoch nichts zur Sache.
„Alles ok?", wollte Norami etwas erschrocken wissen. Sie sah mich besorgt an.
Ich nickte jedoch. „Ja, alles gut."
„Hast du die Kraft gefunden?", wollte Percy interessiert von mir wissen.
Alle drei sahen mich erwartungsvoll an. Wieder nickte ich. Ich konnte alleine nichts sagen.
„Was hast du gesehen?", fragte Sebastian mich dann.
Ich riss mich zusammen und erzählte ihnen, was ich gesehen habe.
„Du kannst von einem Moment zum anderen einfach verschwinden? So wie ein Tarnzauber?"
Percy sah mich fassungslos an. Er schien sichtlich angetan von meiner Superkraft zu sein.
„So sieht es aus", ergriff Sebastian das Wort und sah ihn die Runde. „Jedoch funktioniert dies viel schneller als ein normaler Tarnzauber und ganz ohne Zauber. Diese Fähigkeit bietet dir an, dass du alleine ohne Gedanken dich in Luft auflösen und schnell zu einem anderen Ort rennen kannst. So kannst du deinen Gegner austricksen und ihn verwirren."
Ich war sprachlos. Das war also meine Superkraft? Wow, ich war total beeindruckt. Es war etwas nützliches für den Kampf. Meine Chancen gegen Garlus standen immer besser. Vielleicht hatte ich doch noch eine Chance, ihn zu besiegen.

Das dunkle GeheimnisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt