22. Unerwarteter Besuch

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Die Stunden flogen. Die nächste Nacht war schnell gekommen.
Wenig später war es wieder Zeit aufzustehen.
Jetzt hatten wir das Fach Vampirsprache. Keine Ahnung warum, aber ich mochte dieses Fach nicht. Es war sehr kompliziert. Die alte Sprache der Vampire war sehr komisch.

Zusammen mit Norami schlurfte ich den Flur entlang zum Klassenraum. Wir sprachen über alles mögliche. Ich sagte ihr nochmal, wie toll es war, dass sie den Menschen doch gebissen hat. Jedoch hätte sie es ohne mich nicht geschafft.

"Die Zeit wird kommen." Ich zuckte zusammen, als ich die Stimme hörte. Kurz drehte ich mich um. Wer hatte das gesagt? Ich sah im Augenwinkel, dass Norami mich anstarrte.
"Alles ok?", fragte sie mich. Ich war nicht sicher. Wo kam die Stimme her? Es hatte niemand mit uns gesprochen.
"Ich habe gerade eine Stimme gehört..."
"Eine Stimme?", fragte Norami verwirrt.
Ich nickte.
"Hast du sie nicht gehört?", wollte ich von ihr wissen.
Norami zuckte mit ihren Schultern. "Also ich habe nichts gehört."
Komisch...
"Was hat die Stimme denn gesagt?" Norami konnte ihren Blick nicht von mir lassen.
"Die Stimme sagte, dass die Zeit kommen würde."
Noramis Stirn legte sich in Falten. "Komisch..."
"Ich muss mir die Stimme wohl eingebildet haben", beschloss ich.
Norami konnte sich das auch nicht erklären.

Endlich waren wir im Klassenraum angekommen.
Percy saß schon auf seinem Platz und auch schon andere Schüler waren schon da. Warum kamen wir in letzter Zeit immer etwas später?
"Morgen, Percy", begrüßte ich ihn und setzte mich neben ihn.
"Hey!", sagte er fröhlich und lächelte mich an. Er war wohl gut drauf.

Dann betrat unsere Lehrerin Frau Niha den Raum.
"Morgen", sagte sie, als sie sich hinters Pult stellte. Ein gebrummtes „Guten Morgen" kam zurück.
"Heute wollen wir mal testen, wie gut ihr alle schon seit, also..."
Weiter kam sie nicht, denn schlagartig wurde es draußen noch dunkler als es schon war. Der Mond, der noch im Fenster zu sehen war, verschwand plötzlich wie von Geisterhand hinter einer Wolke. Plötzlich vernahm ich ein fieses Lachen von draußen. Mir fuhr ein kalter Schauer über den Rücken.
"Was ist hier los?", wollte ein Schüler wissen. Auch die anderen wurden unruhig und flüsterten mit ihrem Sitzpartner. Die Lehrerin rannte ans Fenster und wollte sehen, was los war. Manche andere Schüler verteilten sich an die restlichen Fenster in diesem Raum und sahen raus. In der Dunkelheit war im Moment nur Nebel zu sehen. Nur angestrengt konnte ich eine Person im Nebel erkennen. Sie war in ein langes Gewand gemummt. Das Gesicht war verdeckt.
Einfach so öffnete ich das Fenster.
"Alexandra?!", schrie Frau Niha mich an. "Was zum Teuel machst du denn da?" Ich sah den Schrecken in ihr Gesicht geschrieben. Sie hatte Panik. Doch das störte mich kaum. Ich ahnte, wer dort draußen stand und hatte keine Angst. Ich durfte keine Angst haben.
Ich murmelte einen Spruch und pustete dabei den Nebel weg. Immer mehr konnte ich die Person sehen. Ich spürte wie Percy sich neben mich drängte. Er nahm meine Hand und murmelte etwas vor sich hin, was ich nicht verstand. Es war glaub ich ein Zauber gewesen.
"Ich beschütze dich!", raunte er mir dann unerwartet zu. Ich schluckte und sah ihn an.
"D...danke", flüsterte ich überwältigt, doch ließ seine Hand wieder los. Das Gefühl in mir war komisch. "Das ist süß, aber ich kann schon selber auf mich aufpassen, Percy."
Ich sah wieder nach draußen. Nun war die Gestalt in der schwarzen Kutte sehr gut zu sehen. Ein Raunen ging plötzlich durch die Klasse. Wer war das nur? Wie kommt er hier her? Was wollte er? Was hatte das alles zu bedeuten?
Einen Moment lang passierte nichts. Ich wartete nur darauf, dass etwas passierte.
Kurz später hob hob die Gestalt den Kopf und rief: "Nachfolgerin der Domis, zeige dich!"
Wieder ging ein Raunen durch alle Schüler durch. Ich schluckte wieder.
"Wen meint er?" "Was ist hier los?" Das Raunen wurde immer lauter.
"Nachfolgerin der Domis, zeige dich!", wiederholte die Gestalt sich jetzt noch lauter.
Sie sah auffordernd zu uns hoch. Domis? Moment mal! Dieser Name kam mir bekannt vor...
Plötzlich fiel mir ein, dass meine Tante mit Nachnamen Domis hieß. Also war ich gemeint!
Oh. Mein. Gott.
"Zeige dich endlich!", brüllte die Gestalt nun unangenehm laut. Sie sah wirklich etwas furchteinflßend aus. Ich musste etwas unternehmen.
"Ein Unheil wird über euch kommen, wenn..."
Auf einmal reagierte ich schnell. Ich wusste genau, dass ich gemeint war!
Ich stellte mich auf die Fensterbank und breitete meine Flügel aus.
"Alex, was tus du da?" Er versuchte mich zurück zu halten, doch ich ließ mich nicht ablenken.
"Ich muss da runter! Ich bin die Nachfolgerin der Domis!"
Er sah mich verdutzt an. Ein bisschen Sorge lag in seinen Augen.
Ohne weiter nachzudenken schoss ich durch das Fenster runter zu der Gestalt.
"Alex!", brüllte Percy mir noch hinter her.
"NEIN!", schrie auch Norami.
Doch ich ignorierte die beiden einfach.

Das dunkle GeheimnisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt