Seit diesem Ereignis konnte ich gar nicht mehr erwarten mit dem Training endlich zu beginnen. Ich hatte den Drang, es Garlus so richtig zu zeigen! Zum Glück war die Nacht dann endlich gekommen. Ich war total aufgeregt! Ich war voller Energie und guter Laune, neues zu lernen.
Zum Erstaunen fiel heute auch noch der gesammte Unterricht aus. Wahrscheinlich hatte es etwas mit dem gestrigen Vorfall zu tun. So konnte ich mich heute nur aufs Training konzentrieren. Das würde eine tolle und lehrreiche Nacht werden.
Norami, Percy und ich trafen uns an Sebastians Zimmer. Es war das erste Mal, dass ich an seinem Zimmer war. Aufgeregt und nervös klopfte ich an seine Zimmertür.
Ein noch etwas verschlafendes "Herein" erklang, die Tür öffnete sich langsam und wir traten ein.
"Hey, Alex!" "Hey!" Ich fiel Sebastian in die Arme. Er umschloss mich zärtlich.
"Schön, dich zu sehen!"
"Finde ich auch!", gab ich zurück und lächelte ihn an.
"Deine Freunde hast du auch dabei!", bemerkte er, als er über meine Schulter zur Tür sah.
Er löste sich von mir und begrüßte auch die anderen. Hinter ihnen machte er die Tür zu.
"Schön hast du es hier", bemerkte Percy, als er sich ein bisschen umsah.
"Schöner, als alle anderen Zimmer im Schloss. Ich meine, es ist sauberer!"
Norami nickte. "Ja, das stimmt, unser Zimmer sieht schrecklich aus!"
Sebastian nickte und verschränkte seine Arme vor seine Brust. "Ich habe mein Zimmer direkt gereinigt, als ich hierher kam. Außerddm ist es eigentlich eins für die Lehrkräfte."
Er lächelte mich an. "Ja ja, Mr. Ordentlich", lachte ich.
"Ich dachte, ihr seit nicht wegen meines Zimmers hier," entgegnete er schnell und grinste.
Ich nickte schnell. "Richtig..."
Schon setzten wir uns hin.
"Also gut, das hier ist dein erstes Training, Alex, also werde ich dir heute ein paar Grundschritte zeigen, wie man sich verteidigt."
Ich nickte wieder.
"Können wir starten?", wollte Sbastian wissen.
"Ja, wir können!" "Ok..."
Sebastian stand wieder auf. „Erst einmal braucht du ein paar Zauber, die dir helfen werden. Das ist das Programm für heute." Er ging zu seinem Schrank und kramte einen Zettel hervor. Dann kam er zurück und gab ihn mir. "Dort stehen alle Sprüche drauf, die wichtig sind. Also...lese sie dir doch eben durch."
Ich nickte. Ich war nur am nicken. Konnte ich nicht mal etwas sagen?
Ich sah auf dem Zettel. Es standen 8 Sprüche drauf. Alle waren zur Abwehr gedacht. Das erkannte ich sofort. Einer jedoch fing sehr schnell meine Aufmerksamkeit:
Über den Scherben deines Leben sollst du sterben!
Dabei solle man seine Gedanken darauf konzentrieren und mit seinen Zeigefinger auf den jenigen zeigen.
Plötzlich lief mir ein kalter Schauer über meinen Rücken. Ich begriff, dass das kein normaler Abwehzauber war.
"Ist das etwa..ein Todeszauber?", fragte ich vorsichtig und zeigte mit dem Finger auf den Zauber, als Sebastian auf das Blatt blickte. Dann nickte er leicht.
"Der schlimmste und brutalste von allen: Der Todesfluch."
Die Stimmung im Raum sank stetig. Hiermit waar nicht zu spaßen.
"Man muss sehr vorsichtig mit ihm umgehen! Man hat nur einen einzigen Versuch ihn zu sagen! Jeder Vampir kann ihn nur einmal sagen! Beim zweiten Mal nützt er nichts mehr! Aber manche Vampire haben auch Glück und sie können ihn zweimal benutzen."
Ich verstand und sah zu Sebastian. "Hast du ihn schon einmal benutzt?", wollte ich von ihm wissen.
Sebastian schüttelte den Kopf. "Nein, habe ich nicht. Ich war auch noch nie in so einer Situation, in der ich ihn hätte anwenden können. Er ist nur für den Notall da. Ich hoffe für dich, dass man ihn gegen den mächtigsten Vampir anwenden kann! Damit könntest du ihn aber vielleicht besiegen!"
Ich lächelte. Das wäre doch wirklich super!
"Bitte erzähle aber niemanden von diesem Spruch! Es ist zu gefährlich. Normalerweise wird er im Unterricht nicht behandelt. Ich habe ihn aus einem Verbotenen Buch in der Bücherei rausgeschrieben."
"Aus einem verbotenen Buch? Sebastian...was...?"
"Du hast richtig gehört!", sagte er, als er mich ansah.
"Aber, Sebastian, du..."
"Ich mache mir die Arbeit für dich, ok? Ich will, dass du es schaffst!"
"Aww, du bist so süß." Ich sah ihn lächelnd an. Er wusste, wie viel mir das bedeutete.
"Oh, bitte nicht jetzt!", stöhnte Percy lachend. Norami lachte mit und nickte dabei. "Percy hat recht! Wir sind für andere Sachen hier."
Sebastian riss sich zusammen. "Ja, ok...weiter im Text?"
Ich nickte - schon wieder.
"Also, die anderen Sprüche auf dem Zettel sind eigentlich auch nicht ungefährlich! Einer von ihnen macht einen Willenlos und gehorcht einem dann. Versuche diesen Spruch doch einfach mal! Ich kenne einen Gegenzauber, also kannst du es ruhig an Norami oder Percy ausprobieren."
"WAS?", fragten Norami, Percy und ich entsetzt im Chor. Was wollte er tun? Hatte er seinen Verstand verloren? Ich sollte einen bösen Zauber an einem meiner Freunde ausprobieren?? War das sein Ernst??
"Bist du verrückt geworden? Das kannst du doch nicht machen!?", rief ich außer mir.
"Hey, ihr braucht keine Angst zu haben!", versuchte Sebastian mich zu beruhigen. "Es wird euch nichts passieren! Ich bin seit ca. 400 Jahren erfahrener Vampir. Ihr könnt mir vertrauen!"
Sebastian sah zu Percy rüber. "Percy..."
"Ich?? Nein! Ohne mich! Niemals!" Er schüttelte willensstark seinen Kopf.
"Vertraue mir, Percy! Es wird dir nichts passieren! Ich werde dich schon wieder befreien! Bitte, Percy, stehe doch bitte mal auf."
Percy seufzte. "Wenn das schief geht, war das das erste und letzte Mal, dass ich dir vertraut habe", sagte Percy ernst, als er schließlich aufstand.
Sebastian nickte und wandte sich zu mir. "Ok, Alex, du stellst dich hier hin und Percy dir direkt gegenüber. Und dann...sprich den ersten Spruch bitte."
Ich nickte. Ich hatte solche Angst, dass Percy etwas passierte. Ich könnte es Sebastian nie verzeihen können.
"Vertraue mir, Alex", flüsterte Sebastian in mein Ohr. "Es wird nichts passieren. Du kannst mir jetzt beweisen, dass du mir vertraust."
War ich schon bereit dafür? War dies wirklich der perfekte Augenblick? Mir war total flau im Magen. Sebastian legte eine Hand auf meine linke Schulter.
"Der erste Spruch", murmelte er wieder in mein Ohr. "Ich möchte dir nur helfen..."
Dieser Satz hallte in meinem Gehirn wieder. Er hatte Recht. Ich musste ihm vertrauen können. Das versuchte ich dann auch. Also sah ich auf den Zettel und prägte mir die Anweisungen ein. Dann zeigte ich mit einem Finger auf meine besten Freund und sagte mit geschlossenen Augen: „Gehorche mir auf schritt und tritt, aber vite vite!"
Stille. Niemand sagte etwas. Unsicher öffnete ich wieder meine Augen. Da stand Percy vor mir. Stock steif, mit offenen Augen auf mich gerichtet. Ich schluckte. Er sah aus wie ein Roboter.
"Alexandra, meine Gebieterin!", brachte Percy dann heraus. Seine Stimme klang eisern. Ich sah ihn erschrocken an. Norami wusste auch nicht, was sie sagen sollte.
"Das ist...!" Ich war einfach nur sprachlos. Was sollte ich tun?
"Befehle ihm doch mal etwas", wisperte Norami mir unerwartet zu. Ich sah ihr an, dass auch sie mit der Situation noch zu kämpfen hatte.
"Ok", whisperte ich und sagte dann: "Percy, hole mir bitte das Glas Wasser, das auf dem Tisch steht!" Percy ging zum Tisch, nahm das Glas und brachte es mir. Alles lieb einbandfrei.
"Danke", sagte ich ohne eine Mine zu verziehen. Es war komisch, Percy so zu sehen.
"Wie wäre es denn mal mit etwas komplizierteren?", harkte Sebastian nach.
"Ok, äh...Kämpfe gegen Sebastian, bis er am Boden liegt!", haute ich dann einfach so heraus. Diese Idee kam einfach so in meinen Kopf. Ein Grinsen breitete sich auf meinem Gesicht aus. Wie stark war Sebastian wohl? Wie konnte ich das anders testen als so?
Schon drehte sich Percy zu Sebastian herum.
"Er soll...was?", fragte Sebastian erstaunt.
Percy zuckte aus dem Nichts ein Schwert. Sebastian zauberte sich ebenfalls eins her. Wo genau sie die auf einmal her hatten, das konnte ich mir nicht erklären. Dann fingen die beiden an zu kämpfen. Percy schien sichtlich angetan von dem Kampf zu sein. Er schlug wild auf Sebastian ein. So war das aber nicht geplant! Ich hielt mir erschrocken meine Hände vor meinen Mund.
"Alex!", rief er mir zu. "Hilf mir! Dies gerät außer Kontrolle! Sprich bitte: Sei befreit von diesem Spruch, bekomme zurück deinen Geruch!" Ich reagierte schnell und sprach den Zauber.
Plötzlich erstarrte Percy wie ein Eisblock. Dann wurde er zum Glück wieder normal. Sein Gesicht war blass wie immer.
"Alles ok?", fragte Norami ihn, als sie ihn umarmte.
Percy nickte. "Ja...alles gut..." Er wandte sich an mich. "Das war echt ein komisches Gefühl. Du hattest mich wirklich unter Kontrolle!"
Ich nickte leicht.
"Aber das mit dem Kämpfen hätte nicht sein müssen", warf Sebastian ein. „Wirklich nicht!"
"Ja, tut mir leid. Ich wollte es dir auch nur einmal zeigen!", sagte ich harmlos und auch ein bisschen voller Scharm.
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Das dunkle Geheimnis
VampiroWie würdet ihr euch fühlen, wenn euer Leben sich an eurem 18. Geburtstag auf einmal um 180 Grad dreht? Wenn sich alles von jetzt auf gleich verändert und ihr plötzlich ein komplett neues Leben als Vampir an einem fremden Ort anfangen müsst? Ich kann...