»Der Ausflug«

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»Ich kann nicht fassen, dass das tatsächlich passiert.« Mit schwitzigen Hände strich ich mir die Bluse glatt und starrte meinem nervösen Ich im Spiegel entgegen.

»Da bist du nicht die Einzige«, verkündete Jazz hinter mir grinsend und warf meinem Spiegelbild ein Grinsen zu. »Es ist lange her, dass ich an dir eine solch schicke Bluse gesehen haben. Erst recht eine, die dich wie eine Nonne wirken lässt. Du siehst aus wie ein richtig braves Mädchen.«

»Du weißt, dass ich das nicht meine«, entgegnete ich nur kleinlaut und betrachtete mich.

Bewusst hatte ich die wohl prüdeste Bluse aus meinem Schrank gefischt und eine dunkelblaue Jeans angezogen, die sich zwar eng um meinen Körper wand, aber keine bestimmte Zone betonte. Der Bluse verdankte ich es, dass sie meinen Hintern abdeckte und niemand einen Blick auf meine nicht vorhandenen Kurven werfen konnte.

»Er wird dich schon nicht auf dem Rücksitz eines Buses voller Studenten vernaschen, Sara«, meinte Jazz kritisch und bedachte mich mit einem belächelnden Blick. »Ich verstehe dich ja, aber er ist immerhin dein Prof.«

»Na und? Hast du die Gerüchte nicht gehört? Er ist nur eine Aushilfe und laut den Tratschtanten gelten für ihn wohl andere Regeln.«

»Dazu zählt aber bestimmt nicht, dass er etwas mit Studentinnen aus seinem eigenen Kurs anfangen darf.«

»Und ich habe gehört, dass ihm die Regeln nichts bedeuten. Sie sind existent, aber nicht für ihn«, widersprach ich ihr und bewege meine Füße ungeduldig auf einer Stelle. »Ich vertraue ihm nicht... und mir genauso wenig. Du hättest diesen Blick im Vorlesungssaal sehen müssen. Er führt etwas im Schilde, da bin ich mir ganz sicher und das wird sich nicht ändern, nur weil es ihm irgendwelche Regeln verbieten. Nur ich allein kann dem ganzen ein Ende setzen und genau deswegen sehe ich jetzt eben wie ein prüdes Mädchen aus. Es ist besser so.«

»Und du meinst nicht, dass ihm die 'brave Mädchen' Erscheinung noch mehr anturnen wird?«

»Nein und wenn doch ist das sein Problem und nicht meins.« Entschieden griff ich nach meinem Rucksack. »Begleitest du mich zum Bus? Ich habe keine Lust dort alleine aufzukreuzen. Cynthia und ich haben abgemacht, dass wir es uns im Bus nebeneinander bequem machen, aber du kennst sie ja...sie ist nicht immer die pünktlichste und Nick ist ja auch dabei.«

»Meinetwegen.« Jazz zuckte lässig mit ihren Schultern. »Aber falls Kyle in Sichtweite kommen sollte, bin ich über alle Berge. So lieb ich dich auch habe, aber dem Volltrottel gehe ich lieber aus dem Weg. Denn ich kann noch weniger für etwas garantieren, als du es kannst.«

»Ist notiert.« Grinsend schob ich mich an ihr vorbei und gemeinsam verließen wir unsere traute Studentenbude. »Ich habe übrigens schon einen guten Plan, um Enzo von mir los zubekommen.«

»Und der wäre?«

»Na, Cynthia findet ihn toll und ich meine die würden doch ein tolles Paar abgeben. Vielleicht verliert er dann das Interesse und ehe ich mich versehe, hat er nur noch Augen für sie.«

»Und das glaubst du wirklich?«

»Hör auf mich zu verunsichern, Jazz. Ich will einfach kein Drama, egal wie gutaussehend und anziehend Enzo auch ist, das ist mir das Risiko nicht wert.«

»Ich will dich ja gar nicht ärgern...gut ein wenig vielleicht schon, aber ganz ehrlich Sara. Ist es nicht schon fast eine unterdrückte Sehnsucht von vielen jungen Damen, eine Affäre mit einem gut aussehenden Professor anzufangen?« Von mir erntete sie nur einen erbosten Blick. »Und davon abgesehen, weiß doch jeder, dass sich die Männer nach dem verzehren, was für sie unerreichbar ist. Demnach ist Cynthia alles, aber definitiv nicht unerreichbar. Sie kann jeden haben und momentan ist es wohl mehr als eindeutig, dass sie ihre Auge auf Enzo geworfen hat.«

The Only OneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt