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Der Mund meines sogenannten festen Partners klappte schockiert auf, als meine Tasche mit einem lauten Knall zu Boden fiel. Überrascht legten sich seine Augen auf meine fassungslose Erscheinung wie wenn er nicht gewusst hätte, dass heute unser Jahrestag war. Zu beschäftigt war er mit der Dame in seinen kräftigen Armen, ein Mädchen mit ellenlangen Beinen, wunderschönen Kurven und einem atemberaubenden Lächeln im Gesicht. Genauso unwissend wie ich, dass er anscheinend eher zweigleisig anstatt einspurig fuhr. Die Lippen, die gestern noch auf der meinen gelegen hatten, waren geprägt von dem roten Lippenstift des Mädchens in seinen Händen. In Flagranti hatte ich sie beide erwischt, wild knutschend an jener Theke, an der er mir seine Nummer vor genau einem Jahr zugesteckt hatte. Die Dimension eines perfekten Freundes wandelte sich zu dem hässlichen Anblick der sich mir nun bot. Ein pures, durchtriebenes Arschloch, welches Frauen für seine eigenen Gelüste ausnutzte.

Stockend löste er sich von seiner anderen zweiten Hälfte, die ich das erste mal in meinem Leben erblickte. Sprachlos schien er nicht zu wissen, was er sagen sollte und das musste er auch nicht. Keine seiner trügerischen Worte könnte dies ungeschehen machen und selbst wenn mein Herz blind war, so waren es meine Augen nicht. Er hatte mich hintergangen und ich wollte mir erst gar nicht vorstellen, seit wie viel Wochen schon. Das alles hatte er geschafft, ohne dass seine eigene Arbeitskollegin, meine beste Freundin, davon Wind bekam. Nun rächte sich der Zufall. Er musste uns verwechselt haben.

»Sara«, stotterte er unsicher, während sich ein merkwürdiges Gefühl in mir verbreitete. Pure Enttäuschung gepaart mit unbändiger Wut und einem sich vergrößernden Riss in meinem Herzen. Die Vorahnung, dass sich ab diesem Moment alles ändern und in Zukunft nichts mehr so sein würde, wie es einmal war. Verletzt blickte ich ihn aus meinen zugleich hasserfüllten und traurigen Augen an. Eine einsame Träne löste sich aus meinen gut behüteten Nest und jene Schutzmauer, die ich mit der Liebe zu ihm fallen gelassen hatte, richtete sich schonungslos in meinem Inneren auf.

Die Tür hinter mir flog schwungvoll auf und die kurvige Erscheinung meiner besten Freundin trat in mein Blickfeld. Verwundert legte sich ihr Blick auf die nassen Tränen in meinem Gesicht. Verblüfft wanderten ihre Augen zu Nick und dem Mädchen neben ihm. Schockiert weiteten sich die Augen von Jasmine.

»Ich kann das erklären...«, fuhr er stockend fort und löste seine Hände gänzlich von dem verwirrten Mädchen an seiner Seite.

»Spatz, wer ist dieser Blondschopf? Kennt ihr euch?«, richtete sie sich an Nick und blickte sichtlich irritiert von ihm zu mir.

»Halt die Klappe«, meckerte er sie genervt an und wagte den ersten seiner Schritte in meine Richtung. Zitternd stieß ich gegen die Schulter von Jazz.

»Es ist nicht so wie es aussieht«, versuchte er weiterhin eine Lüge zu kreieren, die keinen Abnehmer finden würde. »Ich liebe dich doch, Sara!« Verzweifelt bohrten sich seine Augen in der meinen. Grüne Augen, die ich immer als ehrlich und liebenswert beschrieben hatte. Der Besitzer von ihnen war der gleiche wie zuvor, doch meine Worte definitiv verändert, nichts als Verlogenheit sah ich in ihm.

»Das musst du dir nicht mehr anhören.« Mitleidserfüllt griff Jazz nach meiner Hand.

»Sara, bitte, geh nicht«, flehte er. »Ich liebe dich so sehr wie keine Frau je zuvor. Lexi bedeutet mir nichts, aber du schon. Du bist alles für mich!«

»Liebe? Was weißt du schon von Liebe, wenn du mich so hintergehen kannst!«, schrie ich ihn wutentbrannt an. »Und warum sollte ich nicht gehen, wenn du mich schon längst verlassen hast?! Diese Frau neben dir, das bin offensichtlich nicht ich!« Mein eisiger Blick legte sich auf das unschuldige Mädchen. »Such dir besser jemand anderen, als diesen durchtriebenen Lügner und Betrüger.«

The Only OneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt