»Pikante Details«

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»Ich hatte schon ganz vergessen, wie schön die Wohnung ist«, schwärmte Jazz, als wir die alte sperrige Eingangstür öffneten und uns modernes Parkett sowie strahlend weiße Wände entgegen stachen. Eifrig stellte sie die erste Kiste auf dem Boden ab, feiner Staub wirbelte augenblicklich auf und vernebelte uns für wenige Sekunden die Sicht.

»Bevor wir mit dem Möbelaufbau anfangen, sollten wir wohl besser erst ein wenig putzen«, meinte unser gemeinsamer bester Freund Josy und wedelte mit seiner Hand den Dreck in der Luft davon. »Auch wenn der Flur bis hierhin wirklich fragwürdig erscheint, muss ich euch Recht geben. Die Wohnung hat der Eigentümer definitiv auf den neuesten Stand gebracht.«

»Da staunst du, was?«, entgegnete ich mit wackelnden Augenbrauen und deutete kurz darauf auf die Einbauküche. »Selbst das Geld für eine neue Küchenausstattung konnten wir uns sparen. Sogar ein kleiner Geschirrspüler ist eingebaut!«

»Und die fehlende Mikrowelle dazu befindet sich in diesem Karton.« Stolz zeigte Jazz auf ihre mit dicken Klebeband versehrte Kiste. »Schließlich brauche ich doch meinen treuen Begleiter, um mir die einfachsten Fertigprodukte auf diesem Planeten flott aufzuwärmen.«

»Wie geschickt und...bedacht von dir.« Josy warf ihr einen kritischen Blick zu. »Ich meine deine Kurven verzaubern bestimmt viele männliche Wesen auf der Erde, aber meinst du nicht, dass ein wenig gesünderes Essen deinem Körper nicht gut tun würde? Die Fertigprodukte sieht man dir zwar nicht an, aber gut für deine Gesundheit sind die eindeutig nicht.«

»Papalapap! Ich tanze schon und das muss reichen. Das beste auf der Welt ist doch das Essen, warum sollte ich darauf also verzichten?« Abwinkend riss sie den Karton auf und holte ihre vernachlässigt aussehende Mikrowelle raus.

»Du könntest dir die Fertigprodukte auch einfach selbst kochen. Dann würde es erstens noch besser schmecken und zweitens wäre es ohne Zusatzstoffe.«

»Josy, ich will dir wirklich nicht zu Nahe treten, aber jetzt halt verdammt nochmal...«, begann Jazz mit einem gereizten Unterton über Josys Meinung herzufallen.

»Wir belassen es einfach dabei, oder? Solange sich jeder von euch ernähren kann, wie er will, ist es doch okay«, unterbrach ich Jazz beginnende Standpauke und legte meine Hände grinsend auf die beiden Schultern meiner besten Freunde. »Also wo wollen wir anfangen?«

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»Perfekt!« Erschöpft ließ sich Jazz auf das frisch aufgebaute Sofa fallen und bekam kurz darauf Gesellschaft von einem oberkörperfreien Josy und meiner verschwitzten Wenigkeit.

»Diese Pizza sieht einfach unwiderstehlich aus«, brachte Jazz begeistert über die Lippen, als ich die heißen Pizzakartons auf den Couchtisch abstellte. Dampf kam uns entgegen, als wir die Deckel anhoben und knuspriger Boden unseren Hunger beflügelte. Seit Stunden befanden wir uns in der neuen Wohnung und bauten die Möbel auf. In der Früh hatten wir angefangen und nun war die abendliche Dämmerung schon längst von dannen gezogen. Unser einziger Lichtspender, eine Glühbirne ohne Lampenschirm in der Decke. Begierig griff ich nach meiner Pizza und ließ den Genuss auf meiner Zunge zergehen.

»Ihr habt mir noch gar nicht wirklich etwas von eurem Trip nach Neuseeland erzählt, ein wenig verdächtig, um ehrlich zu sein«, platzte es plötzlich aus Josy heraus, während Jazz und ich genüsslich unser Essen verspeisten. Fragend hielt Jonathan in seiner Haltung inne und bedachte uns mit einem fordernden Ausdruck in den Augen. Plötzliches Schweigen erfüllte die zuvor ausgelassene Stimmung und peinlich berührte Blicke trafen aufeinander. Überrascht stellte ich fest, dass ich anscheinend nicht die Einzige mit einer spannenden Geschichte war. Scham erschien in Jazz Augen und gleichzeitig erkämpfte sich ein verräterisches Grinsen seinen Platz auf ihr Gesicht.

The Only OneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt