»Eine unerwünschte Begrüßung«

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»Bitte machen Sie sich zur Landung bereit und schnallen sich an«, erklang die Stimme einer Stewardess. »Falls Sie ihren Sitz verstellt haben sollten, bringen Sie diesen bitte in die ursprüngliche Postion.«

Gelangweilt lag mein Blick auf den unfassbar weich wirkenden Wolken. Wie der höchst eigene Hüter der Sonne, schwebten sie direkt vor ihrer Göttin und verwehrten uns den Blick auf das herrlich strahlende gelb der Natur.

»Fast zuhause«, meinte Jazz erleichtert und griff zügig nach ihrem Anschnaller. »Bin ich froh, wenn dieses Flugzeug endlich auf dem Boden angekommen ist und uns die Rollen angenehm über den Boden gleiten lassen.«

Schon seit des Abflugs hatte sich die Angst von Jazz tief in ihr eingenistet. Sie hasste Flüge mehr als alles andere und doch wagte sie sich immer wieder aufs Neue in das riesige Gefährt. Es war ihre einzige Chance andere Ländern zu bereisen, obwohl sie bei jeder kleinen Turbulenz zusammenzuckte und sich nasse Schweißperlen auf ihrer Haut bildeten. Mit ihr einen Stunden langen Flug zu haben, war definitiv keine einfache Zeit.

»Jazz, es ist alles gut. Siehst du«, entgegnete ich beruhigend und deutete auf die schneeweißen Wolken. Kein Schimmer von Regen befand sich in ihnen und nichts als die pure Sonne versteckte sich hinter ihnen. Eindeutig waren die Bedingungen für eine Landung perfekt. Ein Unwetter war uns jedenfalls offensichtlich fern.

»Hmmm«, murmelte sie nur nervös und richtete sich in ihrem Sitz auf. »Kannst du mir bitte deine Hand geben?«

»Aber natürlich.« Lächeln streckte ich meinen Arm in ihrer Richtung und ergriff ihre nervös zitternden Finger. »Nicht mehr lange und wir befinden uns auf sicheren Boden.«

Meine beste Freundin nickte nur und schloss konzentriert ihre Augen. Ein Instinkt den sie immer folgte und von dem ich mir nicht sicher war, ob dieser wirklich gut sein konnte. Wurde einem nicht eher schwindelig, wenn man die Augen bei der Landung schloss? Wenn man die Aussicht erfassen konnte, sah man wenigstens wie hoch wir uns noch befanden und konnte zuschauen, wie das Flugzeug langsam landete.

Lautes Klatschen unterbrach meine unnötigen Überlegungen und holte mich in die Realität zurück. Erleichtert atmete Jazz neben mir aus und fiel in die erfreute Stimmung ein. Begeistert trafen ihre Hände aufeinander und eilig öffnete sie ihren engen Gurt.

»Bin ich froh, dass keine attraktiven Männer in unserer Reihe saßen. Mir reicht es schon, wenn meine beste Freundin weiß, was für eine Panik ich in Flugzeugen bekomme« sprudelte es aus Jazz heraus und lächelnd zwinkerte sie mir zu. »Wobei ich sagen muss, dass ich Kyle durchaus gerne nochmal begegnet wäre.« Schulterzuckend stand sie auf und griff nach ihrem Rucksack.

»Ja, die beiden waren wirklich charmant.« Ein trauriger Ausdruck löste mein unbekümmertes Gesicht ab. Seitdem wir uns in der Luft befanden, galten meine Gedanken fast nur Enzo. Ich wusste nicht warum, doch ich fühlte mich schlecht. Sich einfach so gefühllos von einem Mann zu verabschieden, war nicht meine Art und erst recht nicht, wenn ein Fremder mich so angezogen hat, wie noch keiner zuvor. Sein verführerisches Lächeln fand immer wieder seinen Weg in meinen Kopf, seine haselnussbraunen Augen ließen mich gelegentlich Seufzen. In der Realität entkam ich ihm, doch in meinen Träumen war er mein ständiger Begleiter. Nicht nur mein Herz hatte er gehörig durcheinander gemacht, sondern auch mein Gehirn. Doch ich wusste, dies würde vorüber gehen. Er war nur eine kurze Bekanntschaft ohne Bedeutung. Ich machte mir nur diese Gedanken, weil es etwas vollkommen Neues für mich gewesen ist und meine spontane Art mich faszinierte. Ich hatte niemals damit gerechnet, dass ich mich so schnell aus meiner Comfortzone wagte. Dieser Mann hatte unfassbares geschafft. Ein Rätsel für mich, dessen Lösung ich nicht fand.

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