»Die erste Begegnung aus seiner Sicht«

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Die Mall war erfüllt von den Menschen. Unterschiedlichste Kulturen trafen aufeinander und die verschiedensten kleinen Stände lockten die Touristen zu sich, Modegeschäfte welche das Leuchten in ihren Augen hervorriefen und ihren Geldbeutel zugleich erleichterten.

Unberührt wanderte mein Blick über die vielen kleinen Grüppchen und weckte in mir nichts außer Gleichgültigkeit gepaart mit der Sehnsucht nach ihrer Unbekümmertheit. Sie wussten nicht, was sich in ihrer Welt abspielte, obwohl sie ein Teil von ihr waren. Sie kannten die Risiken nicht, die ihre schwachen Körper beherbergten. Alle von ihnen waren sich nicht Bewusst darüber, dass es neben ihnen noch andere gab. Kreaturen, die sie verabscheuen würden und deren Existenz die Fähigkeit besaß, ihre Sinne zu benebeln. Gestalten, die sich ohne ihres Wissens über sie stellen konnte und die die Macht in ihren Händen hielten. Ein Volk, welches grausam sein konnte wie kein anderes und dessen Präsenz einem die kalte Furcht einflößte. Eine niederschmetternde Wahrheit, genährt voller Brutalität, um ein Herrscher zu sein. Ungerechtigkeit, die einen nie verließ. Eigenschaften, vor denen sich die Irdischen fürchten würde. Eine Ansicht, die ich mit den Menschen teilen würde, wäre ich nicht selbst einer der besagten düsteren Gestalten. Ein Ursprung der Natur, dessen größter Wunsch es war, die Massen anzuführen. Eine Bestimmung die dir als Folger eines Oberhauptes des Volkes auferlegt wurde, eine Rangordnung, die auch mich heimgesucht hatte. Doch ein erfolgreiches Leben zu haben, welches ich nicht mit der Dame verbringen konnte, nach der sich mein Herz verzehrte? Seit Jahren war ich auf der Suche nach ihr und doch vergönnte es mir mein Schicksal es nicht sie zu erblicken. Was nützte mir die unbestreitbare Stärke und der unerreichbare Reichtum, wenn ich allein war?

In unserer Welt gab es nur eine Sache, um die ein jeder beneidete wurde und nach dem sich ein jeder sehnte. Es war weder unermesslicher Erfolg noch der Wunsch nach einer nie endenden Existenz, denn diese besaßen wir bereits. Unsterblichkeit zog mit sich, ein Leben lang mächtig zu sein und ein unbekümmertes Leben zu führen. Ein Traum, der sich in den meisten Köpfen der Irdischen festgesetzt hatte und doch erreichten diesen nur die wenigsten. Eine Vorstellung, welche in unser Welt selbstverständlich war und den Kreaturen der Nacht geschenkt wurde. Sie mussten nie betteln, die Herrscher unseres Volkes mussten sich nicht beliebt machen. Niemand würde es wagen sich gegen sie zu stellen, nein, entweder man folgte den Regeln und konnte sich als Verstoßener alleine die Zukunft ersuchen. Dabei sei eines gesagt, ein einsamer Wolf, war keine Kreatur der Nacht, die lange ohne einen plötzlichen Tod überlebte. Sie waren schwach und standen für die Enttäuschung ihres Oberhauptes. Ein leichtes Opfer für jene, die einen Hass gegen die Alphas der Welt besaßen. Mein Leben war schwer, viele Feinde befanden sich in meinem Nacken und doch würden mich nie die selben Ängste wie die Irdischen plagen. Sorgen, auf die ich schon beinahe neidisch war, wenn man bedachte was ihre Geldsorgen im Vergleich zu meiner Verantwortung bedeuteten. Eine lächerliche Vorstellung. Das wonach sie sich sehnten, besaß ich und wonach ich mich verzehrte, war Teil ihres trostlosen Lebens. Verhaltensweisen und Prestige, die sich niemals ändern würden, außer sie fanden ihren Seelenverwandten in einem von uns. Eine Kreatur, die eine vollkommen im Schatten lebende Rasse verkörperte. Ein Volk, dessen Wissen über sie, ihnen in der Regel verwehrt blieb. Doch es gab immer Ausnahmen. Kleine Dörfer, die die alten sagenumwobenen Geschichten, die sich um unsere Existenz woben, kannten. Kleine Bezirke, die es sich zur Aufgabe gemacht hatten, Seelenverwandtsveranstaltungen zu gründen. Zusammenkünfte, bei denen wir unsere Auserwählte finden konnte. Treffen, die für mich bisher aussichtslos schlecht verliefen. Wenn man mich beschreiben müsste, so war ich aus meiner Sicht ein emotionales Wrack mit einer starken Hülle nach Außen. Für die unterschiedlichen Bezirke war ich der König, doch für mich war ich der verlorene Hüter meines Herz. Ein Bestandteil der Seele, welcher sich immer mehr der Düsternis hingab und die Liebe aus den Augen verlor. Enttäuschungen unendlich oft über Jahrhunderte zu erleben, steckte keiner einfach so weg, es hinterließ immer Spuren. Pfade, die man sich als ein Anführer nicht erlauben durfte, nicht in einer Welt wie dieser. Ein Herrscher, der sich seinen Platz mit vielen weiteren auf der Erde teilte. Eine Position, die von vielen beneidet wurde und Feinde die nach meinem Tod trachteten. Ein Kampf ums Überleben, der nicht offensichtlich war und doch existierte. Nur ein Fehler und es war vorbei. Genau aus diesem Grund besaß ich meine distanzierte Fassade und behielt die emotionslose Hülle bei. Verhasste Alphas durften nicht auf den ersten Blick erkennen, wonach sich mein Herz verzehrte. Wenn ich meine Seelenverwandte jemals finden sollte, musste ich sie schützen, bevor sie mir verfiel und sich auf ewig an mich band.

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