Kapitel 19

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Wieder ein Morgen, an dem wir in Farahs Büro vor uns hin grübelten. Ich saß an ihrem Schreibtisch und knisterte laut mit einer Tüte, als ich dessen Inhalt auf dem Holztisch verteilte. Ben und Saul saßen sich gegenüber.

"Hast du es schon geschafft in Beatrix Kopf zu kommen?", fragte ich Farah.

Sie lief mit verschränkten Armen im Raum auf und ab: "Nein.", dann fügte sie genervt hinzu, "Aber du bist doch zur Hälfte eine Mentalfee, warum pobierst du es nicht mal?"

"Entschuldigung.", gab ich ihr patzig zurück, "Ich wollte nur helfen."

Wieder herrschte bedrückte Stille. Ich verstand Farah nur zu gut. Die Verantwortung, die auf ihren Schultern ruhte, für die Schule und deren Schüler.

Ben stand auf und kam zum Schreibtisch: "Was machst du da?"

Vertieft in meine Arbeit antwortete ich ihm: "Ich sortiere die Gummibärchen nach Farbe.", ohne ihn anzusehen, reichte ich ihm ein gelbes, "Wie immer."

"Ist das dein scheiß Ernst, Wenke?", autoritär stand Farah in der Mitte des Raumes, "Wir stehen kurz vor einem Krieg und du hast nichts besseres zu tun als deine Zwangsstörungen zufrieden zu stellen?"

Saul sah erschrocken zu ihr auf: "Farah?"

Doch nach einer angespannten Stille fing sie plötzlich an zu lachen: "Es tut mir leid, aber Luna macht mich fertig."

"Wir sind alle angespannt.", erklärte Saul. Er sah müde aus. Kein Wunder, er schlief schon seit Tagen sehr schlecht und wenn, dann rollte er sich von einer Seite zur anderen, nur um schwer atmend aufzuwachen und die restliche Nacht starr in die Luft zu starren. Dass er mich damit auch wach hielt, ließ ich mir nicht anmerken.

Farah kam zum Schreibtisch: "Aber es ist trotzdem schön zu sehen, dass sich manche Dinge nie ändern.", sie legte mir sanft die Hand auf den Rücken, "Sorry."

"Schon gut. Ich kann dich verstehen.", nahm ich ihre Entschuldigung an.

"Also lassen wir die Schüler kämpfen.", warf Saul in den Raum.

"Luna will es so.", Farah seufzte, "Schauen wir erst einmal wie der Trainingstag heute verläuft."

"Also, wo soll ich hin?", fragte ich Farah, als ich von hinten an meine Freunde heran trat.

Saul runzelte die Stirn: "Du nimmst aktiv am Training teil?"

"Nein, ich trag nur gern die Uniform.", sagte ich zünisch, als ich mir die schwarze Jacke mit den roten Schulteraplikationen zurecht rückte.

"Du lässt das zu, Farah?", fragte Saul ungläubig.

"Wenke ist klein und schnell.", sie beobachtete gerade Bloom, "Das wirkt als guter Kontrast zu den anderen Lehrern."

"Immer wieder erstaunlich, wie du es schaffst mehr Spezialist als Fee sein.", flüsterte mir Saul ins Ohr, "Du siehst heiß aus."

"Saul.", mahnte ich ihn, "Doch nicht vor den Kindern.", damit ging ich zum Trainingsteil, auf den Farah zuvor gezeigt hatte.

Ich war im zweiten Semester in Alfea, als ich anfing am Training der Spezialisten teilzunehmen. Damals wollte ich einfach nur vor Rosalind fliehen, heute weiß ich, dass vielseitige Kräfte gut einsetzbar sind. Meine Größe sahen andere immer als Nachteil an und belächelten, was ich tat, aber in Geschwindigkeit und Geschick schlug ich die meisten um Längen.

Das Training war in vollem Gange. Erschreckend war nur zu sehen, auf welch unterschiedlichen Niveau die Schüler agierten. Das waren nicht alles Soldaten.

"Also, wie bekämpft eine Wasserfee eine andere Wasserfee?", fragte ich Aisha. Sie war in einem Team mit Riven, der, genervt von allem, neben ihr stand.

"Mit... Überraschungsangriffen?", fragte sie vorsichtig.

Ich machte eine einladende Geste: "Dann überrascht mich."

Aisha versuchte mich mit einigen Blitzangriffen zu verwirren, aber sie gab schnell auf, als sie merkte, dass Riven lieber auf Einzelgänger machte. Er ging auf mich los. Ich konnte ihm ohne Probleme ausweichen.

"Riven, sie ist klein und leicht. Sie sieht es als Stärke, sieh du es als Schwäche.", riet Saul ihm. Er war mit Farah und Musa an das Podest heran getreten.

Überraschend schlug Riven mir ins Gesicht. Ich taumelte kurz nach hinten, er griff mich an den Armen und warf mich zu Boden. Ich landete hart auf dem Rücken. Wenn man die Schwächen seines Gegners kennt, ist es doch umso leichter diesen zu besiegen. Ich schwor mir Saul das später heim zu zahlen.

Saul nickte: "Genau so."

Ich starrte in den Himmel, als ich Sauls Gesicht über mir erblickte.

Er reichte mir eine Hand, ich winkte ab: "Ich bleibe hier nur noch kurz einen Moment liegen."

Saul griff mich dennoch und zog mich hoch: "Keine Schwäche zeigen. Du hast so gewollt.", er sah sich kurz um, "Er brauchte diesen Erfolg. So viele hier brauchen den Erfolg, um nicht vorzeitig abzubrechen."

"Die Schüler merken, dass etwas nicht stimmt.", sagte Farah ganz leise, "Schauen wir weiter."

"Manche Schüler haben dich richtig fertig gemacht.", stellte Saul fest während wir zu Farahs Büro gingen.

Als Antwort versetzte ich ihm einen Stoß in die Seite: "Ja, warum wohl?", und spielte damit auf Sauls heimtückischen Verrat an.

"Silva!", rief Sky und joggte zu uns, "Ich bin in einem Team mit Bloom. Ist doch viel zu offensichtlich."

"Bloom ist eine mächtige Fee und du ein starker Spezialist. Das stellt niemand in Frage.", Saul blieb stehen. Ich entschied mich den beiden ein wenig Raum zu geben und ging gerade soweit, dass ich sie noch reden hörte. Seit dem Vorfall während der Klausur hatten Sky und ich uns nicht weiter unterhalten. Ich wollte darauf warten, dass Saul ihm die Wahrheit erzählte, aber auch Sky machte nicht den Anschein, als wäre er scharf darauf gewesen mich näher kennen zu lernen.

"Und was hast du erfahren?", fragte Saul.

"Sie erzählt nichts über ihren Ausflug mit Beatrix.", Sky sah sich kurz um, "Aber bestimmt führt sie nichts Böses im Schilde. Je mehr Zeit ich mit ihr verbringe, desto überzeugter bin ich davon, dass..."

Saul sah den jungen Mann vor sich auffordernd an: "Was ist?"

"Stella ist weg. Und Riven ist am Ende.", Sky wirkte verzweifelt, "Und die, mit der ich die meiste Zeit verbringe, soll ich ausspionieren."

"Egal was du tust, du musst mir bitte vertrauen.", forderte Saul, "Alles, was ich getan habe und alles was ich jetzt tue, ist nur, um die Anderswelt zu schützen. Das hat deinen Vater und mich immer sehr verbudnen. Und ja, es kann einen einsam machen, aber es ist eine Frage der Ehre."

Sky seufzte. Er wollte noch etwas sagen, ließ es aber sein und ging stattdessen.

Ich lehnte im Türrahmen, als Saul zu mir kam.

Ich war neugierig: "Glaubst du er nimmt dir das ab? "Eine Frage der Ehre"? Es ist leicht über Einsamkeit zu sprechen, wenn man nicht einsam ist, Saul."

Saul seufzte: "Ich weiß."

"Er ist immer noch ein Teenager, er muss Freunde haben und ein Privatleben.", erinnerte ich Saul an etwas sehr Wichtiges.

Fate: The Winx Saga (Fanfiktion)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt