Kapitel 14

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Ich spielte gerade das "Regentropfenpreludium" von Chopin am Klavier, als es an der Tür klopfte. Stöhnend haute ich einmal auf die Tasten. Ich hasste es, wenn ich beim Spielen unterbrochen wurde.

Ich öffnete gernervt die Tür: "Was?... Saul."

Er war sehr blass: "Wenke. Darf ich?"

"Ähm... ja klar.", ich ließ ihn rein, als ich die Tür schloss, ließ ich meinen Kopf dagegen fallen. Scheiße, genau diese Situation wollte ich vermeiden.

"Du warst weg heute morgen, als ich wach geworden bin.", bemerkte er beiläufig während er sich quälend in den Sessel setzte.

"Ja, ich war...", ich sammelte meine Worte, "Farah hat mich gebeten, ihr bei was zu helfen."

Er rang sich zu einem Lächeln durch: "Deshalb bin ich hier. Sky war nämlich bei mir."

Meine Augen weiteten sich: "Ach, hat er gepetzt?"

"Dein erster Tag mit Schülern und du beleidigst sie?", er klatschte in die Hände, "Respekt. Ich hatte gedacht, du brauchst länger."

"Stell dir vor, ich habe sogar Strafarbeiten verteilt.", sagte ich schief.

"Was hast du zu ihm gesagt?", er verschränkte die Hände ineinander und stütze sich mit den Ellbogen auf die Sessellehnen.

Ich hob eine Augenbraue: "Er hat es dir nicht verraten?"

"Es schien ihm... peinlich zu sein."

Ich lachte: "Hmm... Vielleicht habe ich ihm klar gemacht, dass die Zeiten vorbei sind, in denen du ihm den Arsch abgewischt hast.", ich nickte, "Das müssten meine Worte gewesen sein."

Saul fing an zu lachen und hielt sich dann die linke Seite: "Hat er es verdient?"

Damit hatte ich nicht gerechnet: "Ja."

"Gut.", Saul atmete schwer aus: "Er sollte nicht mit Samthandschuhen behandelt werden."

"Und vielleicht weiß er jetzt auch, dass ich Andreas kannte.", fügte ich vorsichtig hinzu.

Saul nickte: "Er hätte es sowieso irgendwann erfahren."

Mein Telefon klingelte, auf dem Display erschien Farahs Name.

Ich hebte ab: "Hey... Ok... Er ist hier, ich bring ihn gleich mit.", dann legte ich auf.

"Farah?", fragte Saul. Er versuchte aufzustehen, aber es viel ihm sehr schwer.

Ich fasste ihn am Arm: "Ja, wir sollen in die große Halle kommen. Lagebesprechung mit dem Batallion."

Ich stützte Saul, damit er sich an das aufrecht Stehen gewöhnen konnte. Diese Nähe fühlte sich so unheimlich schön an.

"Saul, wegen gestern Abend...", versuchte ich auf das Thema anzuspielen, das ich vermeiden wollte.

Aber er unterbrach mich: "Es ist ok, Wenke."

"Wie meinst du das?"

Er nahm eine meiner Hände von seinem Arm: "Egal, was es war, es war schön. Und wir haben es beide gebraucht.", er stockte, aber nicht vor Schmerzen.

"Aber es war nicht mehr.", erahnte ich seine Worte und es machte mich sehr traurig.

Saul sah mich mit einem nicht zu deutenden Blick an: "Ja, das ist es wohl.", war das Enttäuschung?

Saul versuchte gleichmäßig zu atmen: "Wir sollten gehen, damit wir heute noch ankommen."

Wir gingen langsam durch die Schule. Farah erwartete uns bereits an einem großen Tisch, auf dem eine Karte und ihr Telofon lagen. Saul stützte sich auf dem Tisch ab.

Das Handy klingelte, Saul war der erste der Sprach: "Marco, wie sieht es aus? Seid ihr dem Verbrannten noch auf der Spur?"

Farah stand neben Saul und blickte ebenfalls auf die Landkarte: "Wo befindet ihr euch?"

Über den Lautsprecher erklang Marcos Stimme: "Clattville. Vor einer Stunde hat er wieder jemanden angegriffen, aber wir sind hinter ihm."

Saul fuhr mit dem Finger über die Karte: "Treibt ihn zum Fluss Vanya. Verbrannte können sich nur schwer in der Nähe von Gewässern orientieren."

"Wissen wir auch.", kam von Marco zurück, "Wir haben ihn bis morgen früh."

Farah sprach das Unausweichliche aus: "Vielleicht haben wir keine Zeit bis morgen."

Es herrschte eine bedrückte Stille, bis Marco weitersprach: "Wir rufen an, wenn wir ihn haben."

"Marco. Halte uns auf dem Laufenden."

Farah griff nach dem Telefon, Saul hielt ihre Hand auf: "Nein, sie können gerade nicht telefonieren."

"Wir sollten da draußen bei ihnen sein.", sagte ich, während ich mich an den Tisch setzte.

Saul stöhnte: "Ich weiß nicht, ob ich ihnen nutzen würde, aber ich kann deinen Frust verstehen.", Farah half ihm beim Setzen.

Ben kam mit einer Flasche Schnaps und vier Gläsern zum Tisch: "Marco und Noura sind zwei der besten Absolventen, die es jemals in Alfea gab."

Farah zweifelte: "Sie hatten aber nie mit Verbrannten zu tun und wissen nicht was sie erwartet. Wir schon."

Ben begann einzuschenken: "Nun, wir haben uns entschieden hierzubleiben und die nächste Generation zu unterrichten."

"Wir haben ihnen alles beigebracht, Farah. Jetzt heißt es vertrauen."

Farah setzte sich: "Tu ich doch."

"Ja.", stimmte ich ihr zu, "Trotzdem mag ich nicht rumsitzen und warten."

Farah seufzte. "Ich komm mir ja vor wie eine Babysitterin.", Ben und ich lachten, "Lach nicht über mich, Wenke."

Ben wechselte das Thema: "Ach übrigens. Heute Nacht ist doch das jährliche Spezialistenbesäufnis, oder?"

Saul hatte bereits einen Schluck aus seinem Glas genommen: "Und sie glauben, wir wissen nichts davon."

Ich ergriff ebenfalls mein Glas: "Und ich glaube auch, sie wissen nicht, dass du es erfunden hast.", wir lächelten uns an.

Farah, Ben, Saul und ich hoben unsere Gläser zum Prost und tranken aus. Ben nahm sich nicht, gleich die nächste Runde einzuschenken. Und so warteten wir.

Saul und ich saßen uns gegenüber, immer wieder trafen sich unsere Blicke. Seine Haut war blass, seine blauen Augen ganz kalt. So sehr ich es in der letzten Zeit verdrängte, so sehr ich es nicht wahr haben wollte: Alles, was ich wollte, war er. Aber es war zu spät, dass wurde uns klar, als Marco anrief und verkündete, das der Verbrannte tot sei. Doch Sauls Zustand veränderte sich nicht im geringsten. Ich blieb starr sitzen, als Saul nach draußen humpelte. Ben drückte meine Schulter und stellte die Schnapsflasche vor mich.

Fate: The Winx Saga (Fanfiktion)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt