#28 Gewissensbisse

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Blake hatte natürlich genau mitbekommen, wie Claire wütend davon gelaufen ist, nachdem sie sich wegen den Flyern so angeschrien haben. Er war zurück ins Lehrerzimmer gelaufen und saß einen Moment haareraufend an seinem Schreibtisch. Andere beobachteten ihn dabei nicht wirklich unauffällig, obwohl sie es versuchten zu verstecken. "Nein nein nein", fluchte er und ging zum Fenster. Er sah Claire weglaufen in eine Richtung, die nicht zu ihrem Zuhause führte. Er hoffte, sie würde nichts dummes anstellen. Wahrscheinlich wäre sein erster Reflex gewesen, ihr nach zu rennen, aber als Lehrer ist das nicht so einfach. Außerdem wäre das dann sein endgültiges aus auf dieser Schule. Blake machte sich Vorwürfe. Er hatte ihre blauen Flecken gesehen, generell ihren Zustand. Er war auf einem guten Weg, ihr Vertrauen zu gewinnen und mit ihrem Zustand hat sie es definitiv nicht verdient, so angeschrien zu werden. 

Er wurde aus seinen Gedanken gerissen, da ihm ein anderer Lehrer auf die Schulter tippte. Der Schulleiter zitierte ihn wohl in sein Büro. War ja klar, dass das auf ihn zu kommen würde. Er richtete sein Hemd und klopfte an der Tür. Der ältere Man saß wie üblich an seinem Schreibtisch und blickte mit ernster Miene auf seine beschriebene Schreibtischunterlage. Gleich mehrere der nervigen Zettel lagen dort und generell im ganzen Büro verstreut. Blake räusperte sich nervös. "Setzen Sie sich", der Schulleiter sah auf, "Bevor Sie jetzt irgendwie anfangen sich zu rechtfertigen, lassen sie mich reden". Er wartete auf eine Reaktion, welche eher eingeschüchtert wirkte. "Sie sind neu auf dieser Schule und ich bewundere ihre Arbeit mit dieser Klasse. Dennoch schätze ich sie als schlau genug ein, die Grenze zwischen formalen und privateren Verhältnissen zu Schülern zu unterscheiden. Ich will nicht sagen, dass sie die Schüler grundsätzlich nicht mögen dürfen. Um Gottes Willen im Gegenteil. Aber besonders auch in anbetracht der wenigen Zeit, die sie hier arbeiten schließe ich diese Gerüchte aus. Dennoch möchte ich sie daran erinnern, dass dies definitiv so bleiben muss. Sofern das der Fall ist, werden wir keine Probleme haben. Ich fände es schade, sie zu verlieren, denn sie haben einen guten Einfluss auf die Schüler, aber seien sie vorsichtig insbesondere mit Claire Sievers!". Blake nickte hastig: "Natürlich. Ich bin mir bewusst, dass ein solches Verhalten drastische Konsequenzen mit sich ziehen würde und ich versichere ihnen, dass diese Flyer nichts mehr sind, als ein kläglicher Versuch, meine Laufbahn frühzeitig zu beenden. Zwischen mir und meinen Schülern versuche ich natürlich Vertrauen zu gewinnen, da dies meiner Meinung nach zu einem guten Lernen beiträgt, aber darüber hinaus wird es nichts geben". Erneut richtete er sein Hemd und ignorierte das Gefühl, einen Fehler gemacht zu haben. 

Nach einem kurzen Gespräch, über den generellen Unterricht verabschiedete Blake sich. Kaum hatte er das Büro verlassen dachte er an Claire und was sie gerade wohl machte. Eigentlich dachte er die ganze Zeit an sie, weil er sich Sorgen macht. Ganz normal. Kein Grund sich irgendwas vorzuwerfen. 

Er hatte zum Glück keinen Unterricht in Clairs Klasse donnerstags. Dennoch begegnete er manchen der Schüler auf den Gängen und die Blicke hätte er gerne übersehen. Er blendete sie aus und am Ende des Tages lagen die meisten Flyer entweder dreckverschmiert auf dem Boden, durch die vielen Schüler, die vorbeigehen, oder direkt im Müll, wo sie hingehören. 

Bei sich Zuhause wollte Blake nichts von der Schule wissen. Er ging in seine Küche, holte eine Glasschüssel aus einem Schrank und befüllte sie randvoll mit Chips. Dann setzte er sich ins Wohnzimmer und sah einen Film nach dem nächsten. Nach dem dritten Film drängte sich dann doch dieses eine Mädchen in sein Gedächtnis. Aus Reflex gab er sich eine Ohrfeige und stand auf. Die Schüssel war leer und überall auf der Couch lagen kleine Krümel. Blake ignorierte sie und zog sich an. Draußen stieg er in seinen schwarzen Wagen und fuhr zu Claire. Wie an manch anderem Abend auch schon wartete er in einer Parklücke und hoffte, irgendein Zeichen aus dem Haus zu bemerken, aber es passierte nichts. Nach einer Weile, sodass die Nachbarn noch nicht auf ihn aufmerksam wurden, fuhr er wieder. Erneut keine Chance sie zu sehen. Nicht, dass er das so unbedingt wollte... er wollte sich nur vergewissern, dass es seiner Schülerin gut geht. Er wusste, er musste mit ihr sprechen, aber das dürfte jetzt aus einer Menge Gründen nicht gehen. 

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complicated~~

Danke fürs Lesen ❤️ 

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