#61 Tear drop but I love you

457 21 2
                                    

Sie tollten durchs Wasser und Claire machte von Zeit zu Zeit häufiger Schwimmzüge. Im hinteren Bereich des Beckens gab es einen mit Wänden abgegrenzten Ring, in dessen Mitte ebenfalls Sitzgelegenheiten mit Düsen waren. Außen rum war aber spektakulärer, denn durch gezielt erzeugte Strömungen ist hier ein Strudel im Uhrzeigersinn. Claire und Blake ließen sich lachend Runde für Runde mitziehen, wobei sie versuchten, nicht gegen die paar kleinen Kinder zu stoßen.

Claire schwamm allerdings einmal zu weit innen und bekam von den Pumpen am Rand mit ordentlichem Druck Wasser gegen den Bauch geschleudert. Schon vom Lachen tat er ihr weh, aber jetzt wurde ihr schlecht. Sie hielt sich an der Öffnung zur Kreismitte fest und versuchte, dem Strudel zu widerstehen. Blake reagierte sofort darauf und kämpfte sich nun auch gegen den Strom. Es brauchte etwas Kraft, aber schließlich überwanden beide erfolgreich den Druck. "Ah, ich hab voll was abbekommen", beschwerte sich die Jüngere lachend und hielt sich den Bauch. "Och Mensch Claire", Blake sah sie mitleidig grinsend an. Sie saßen ziemlich nah nebeneinander und sahen sich an. Blake strich Claire ihre nassen, schon etwas verknoteten Haare hinter die Schulter. "Du trägst deine Haare selten offen", merkte er an. "Nur bei Personen, bei denen ich mich... wohlfühle", meinte sie und sah mit geröteten Wangen zur Seite aufs Wasser. Blake jedoch legte eine Hand an ihre Wange und gewann ihre Aufmerksamkeit zurück. Er hielt inne und sah tief in ihre grünen Augen. Er wusste, er hatte ihre Erlaubnis, dennoch lehnte er sich vor und stockte noch kurz. Dann legte er seine Lippen sanft auf ihre. So, wie sie es in dem Brief beschrieb, so sehr hatte auch er das Gefühl vermisst. Sie waren wieder in ihrer ganz eigenen kleinen Blase, in der sie nur auf den jeweils Anderen achteten und alles drum herum egal wurde. Vorsicht bewegte er seine Lippen gegen ihre und sie erwiderte. Es war ihnen egal, dass andere um sie herum waren und die kleinen Kinder wahrscheinlich schon glotzten. Auch Claire legte eine Hand an Blakes Seite, aber bevor er sie auf seinen Schoß zog, lösten sie sich. Schwer atmend sahen sie sich an. Die Welt schien ganz kurz in Ordnung, bis Blake zum Reden ansetzte: "Claire... wir...", doch weiter kam er nicht. Claire unterbrach ihn: "Nein, sag nichts. Lass uns was Essen und danach... reden oder so". "War dir nicht gerade noch schlecht?", fragte Blake verwundert, amüsiert über ihre Verwirrtheit. "Ja, aber das wurde so eben in den Hintergrund gerückt". Sie griff seine Hand und zog ihn hinter sich her durch die kurze Strömung Richtung Treppe. Blake lächelte und konnte den Blick nicht von ihr wenden.

Als sie an dem kleinen Gastronomie Bereich ankamen, hielten sie immer noch Händchen. Blake hatte sich den ganzen Weg gespielt mitziehen lassen und nun standen sie eng nebeneinander, ihre Hände wirklich richtig ineinander verschränkt. "Hotdog?", fragte Claire, "Ne die schmecken zwar gut, aber ergeben immer riesige Sauerreien. Burger fallen auch raus". "Wie wäre es mit einer einfachen Portion Pommes mit Chicken Nuggets?", fragte Blake und ging trotzdem weiter die Speisekarte durch. "Ja... Ja einfach ist gut", Claire zog ihn zur Theke, damit sie bestellen konnten. Sie holte zwei Tabletts und nach einer Weile bekamen sie jeweils einen gut gefüllten Teller drauf gestellt. Blake wusste natürlich, dass der Kuss für Claires Nervosität verantwortlich war. Er wusste, es lag nun an ihm, sie zu beruhigen, aber Claire wollte ja erst essen. Wahrscheinlich dachte sie, er wollte erneut einen Rückzieher machen. "Kommst du?", riss die Jüngere ihn aus seinen Gedanken. Sie war schon ein Stück weiter vor einer Slushi-maschine. "Nimmst du auch einen und wenn ja, groß oder klein?", fragte sie. "Groß", beantwortete er beide Fragen. Sie nahmen noch jeweils ein Schoko-Bites to go, also dieses Eis in Würfeln im Becher, aus der Kühltruhe und gingen schließlich bezahlen. Die Rechnung wurde auf ihre Armbänder gebucht, sie mussten später nachzahlen. Mit zwei gut gefüllten Tabletten suchten sie sich einen Tisch.

Claire kaute auf einer Pommes und sah Blake an. "Du bist komisch", meinte sie aus dem Nichts. Auch Blake war sichtlich irritiert, "Wie kommst du denn jetzt da drauf?". Die Jüngere zuckte mit den Schultern. "Wollte ich immer schon gesagt haben". Blake lächelte und tunkte blitzschnell eine seiner Fritten in Claires Ketchup. Sofort schnappte sie nach Luft und beschwerte sich lautstark: "Hey, was fällt dir ein mich so derart zu beklauen? Das ist wertvolles Gut, wie konntest du nur?". Sie nahm sich eine ihrer Pommes und tauchte sie in Blakes Mayo. Sofort biss sie das Stück ab und verzog das Gesicht. Blake prustete los und auch Claire hatte Mühe, weiterhin böse zu gucken. Sie nahm einen großen Schluck Slushi und hustet durch Gehirnfrost. "Tse Rache ist Blutwurst", brachte sie hervor. "Tja, das ist wohl der Grund, warum's nicht geschmeckt hat".

Sie aßen weiter und unterhielten sich, als gäbe es nichts ernstes zu besprechen. Blake übernahm noch die letzten Pommes, die die Jüngere nicht mehr geschafft hatte, dann brachten sie ihre Tabletts weg. "Eigentlich bräuchten wir jetzt eine halbe Stunde Verdauungspause", merkte der Ältere an. "Und uneigentlich?". "Uneigentlich können wir das auch im Whirlpool machen". Das gefiel Claire schon besser, also stiegen sie kurz darauf in das Becken mit warmen Wasser. Es war nur klein, sodass nicht viele hier rein passten, ohne das sie an Sardinien in ner Dose erinnern würden. Im Moment waren sie alleine.

Eine Weile sagten sie gar nichts und genossen nur die angenehme Wassertemperatur. "Du hast meinen Brief gelesen, oder?", Claire sah starr nach vorne. "Nicht nur einmal", gab Blake ehrlich zurück, die Jüngere nickte nachdenklich. "Claire, was du da geschrieben hast, rührt mich sehr und ich habe lange überlegt, ob du das alles ernst meinst", er sah zu der Jüngeren und erwartete eine Reaktion, doch sie war zu beschäftigt, kleine Wellen entstehen zu lassen. "Claire?". Sie erwiderte ein kurzes "hmm", sah ihn aber nicht an. "Lass uns das jetzt bitte klären, ich mag dieses ständige Hin und Her nicht", bat er. "Du wirst doch sowieso wieder sagen, wir müssen das vergessen. Und dann werden wir auf Schüler Lehrer tun, als wäre nie was passiert und als wäre es kein Problem für dich. Ist wahrscheinlich wirklich besser. Am Ende bin ich sowieso die dumme, naive Schülerin, die wirklich dachte, da wäre was", trotzig klangen ihre Worte. Man hörte förmlich ihre Verletzlichkeit, auch wenn sie es lieber verdrängen würde. Sie konnte Blake einfach nicht angucken. Vermutlich hatte sie einfach zuviel Angst vor seinem mitleidigen Blick, weil Claire recht hatte. "Natürlich wäre es besser, wenn wir einen Normalen Umgang miteinander halten könnten", bestätigte er tatsächlich, "Aber das mit dem Vergessen klappt sowieso nicht. Das lässt weder dich noch mich kalt und deshalb möchte ich wissen, ob du die Sachen in dem Brief ernst gemeint hast". Sanft, aber bestimmt hakte er nach. Keine Reaktion. Er rutschte etwas näher zu ihr. Keine Reaktion. Blake war sich klar, dass sein folgendes Handeln alles in ihrem Verhältnis zerstören konnte, aber er wusste nicht, wie er anders ihre Aufmerksamkeit zurück bekommt. Also legte er seine Hand an ihre Taille auf der anderen Seite und zog sie auf seinen Schoß, wie er es in der Kreismitte des Strudels schon machen wollte. "Bitte antworte mir", flehte er schon fast, denn diese Unsicherheit machte ihn fertig. Endlich sah Claire wieder ins seine Augen. "Natürlich meine ich das ernst", sagte sie leise und eine Träne der Verzweiflung kullerte aus ihrem Augenwinkel. Heute ist irgendwie der Wurm drin, bei ihren Stimmungsschwankungen. Blake strich sie ihr weg. "Warum denkst du dann, du seist dumm und naiv, wenn es mir offensichtlich nicht anders geht. Denkst du, ich spiele das nur? Denkst du, wir wären hier, weil du mir egal bist? Denkst du, ich küsse dich, weil ich gerade nichts besseres zu tun habe? Verdammt Claire, dass was hier passiert betrifft uns beide". Keine Reaktion, nur eine weitere Träne. "Ich habe mich verliebt in dich und du dich in mich. Und glaub mir wenn ich sage, dass ich niemand anderen will als dich. Du gibt's mir ein Stück Leben zurück, was vor Jahren kaputt gegangen ist und das will ich nicht nochmal verlieren", er machte eine kurze Pause, "Ich will dich nicht verlieren". Claire legte eine Hand an seine Wange. "Ich dich doch auch nicht, Idiot", sie lächelte, trotz der Tränen. Erleichtert strich Blake sie ihr erneut weg. "Claire...", sie sahen sich an, bevor er die alles entscheidende Frage stellte, "Willst du dann meine inoffizielle offizielle Freundin sein?"...

-----

Gute Stelle für einen Cut, findet ihr nicht ^^

Naja 1400 Wörter sind auch eigentlich über meinem Kapitel Maximum, aber wo sollte ich sonst einen Schnitt setzen? Naja how ever...

Danke fürs Lesen ❤

I love you | SchülerxLehrerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt