#23 Déjà-vu

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Als sie einige Zeit später das Restaurant verließen war es bereits nach Mitternacht. Draußen war es dunkel und die Laternen des kleinen Parkplatzes spendeten nur wenig Licht, wenn überhaupt. Claire warf ein Blick auf ihr Handy. Viel zu hell leuchtete es auf und sie erblindete fast, obwohl sie nur kurz nach der Uhrzeit sehen wollte. „Wow, du wirst aber ganz schön schnell vermisst", bemerkte Blake. Einige Benachrichtigungen von WhatsApp, Insta, Snapchat und noch eins, zwei anderen Apps. „Ach das ist mir egal", meinte sie und packte ihr Handy zurück, „Ich wollte nur wissen, wie spät es ist. Meine Mutter meinte ich sollte vor null Uhr zuhause sein". „Oh, wird sie sehr sauer sein?", etwas besorgt musterte Blake sie. „Sie schläft wahrscheinlich schon von daher", sie zuckte mit den Schultern. Mittlerweile kamen sie bei Blakes Auto an. Der Lehrer öffnete für Claire die Tür und kletterte dann selbst hinters Steuer. „Na das Claire Sievers sich nicht an Absprachen hält ist mir jetzt aber neu", meinte er ironisch. Die 15-Jährige lächelte und schüttelte amüsiert leicht den Kopf. „Jetzt fahren Sie schon". „Natürlich Madame", er zückte einmal seinen imaginären Hut und startete den Motor. Immer noch lächelnd sah Claire aus dem Fenster.

Die Rückfahrt war viel entspannter und ausgelassener als der Hinweg. Letztendlich ging die Zeit für beide viel zu schnell vorbei. „Da wären wir", kündigte Blake an und hielt in genau derselben Parklücke wie vor ein paar Stunden. „Dankeschön für den netten Abend", meinte Claire lächelnd. „Kein Ding", erwiderte Blake und in seinen Gedanken ergänzte er noch „Immer wieder gerne", was aber zum Glück unausgesprochen blieb. Claire schlug die Beifahrertür zu und ging zur Haustür. Blake wartete noch im Auto, bis die Haustür hinter der 15-Jährigen ins Schloss fiel.

Immer noch lächelnd fuhr der Lehrer nach Hause. Ja, das Abendessen hatte eigentlich keine Bedeutung, aber wäre sie nicht seine Schülerin sähe das Ganze bestimmt anders aus.

Entgegen ihrer Erwartungen war das Licht im Wohnzimmer an, als Claire ihre Schuhe auszog und ihre Jacke weg hing. Ihre Mutter trat aus der Tür. „Na wenn du das als Null Uhr siehst sollte ich demnächst immer wach bleiben zur Überprüfung deiner Zeiten", meinte sie und lehnte sich an den Türrahmen. Mit hochgezogener Augenbraue musterte sie ihre Tochter. „Geht's dir gut?", fragte sie. „Klar", antwortete Claire. Ihre Mutter brummte. „Also irgendwie glaube ich nicht, dass du nur bei Linda warst", murmelte sie. Claires eigentliches Lachen verschwand. „Du grinst wie nen verliebter Teenager". „Mum", ermahnte Claire sie, lief komplett rot an und bemühte sich schnell in ihr Zimmer.

Dort lag sie auf ihrem Bett und dachte über die letzten paar Stunden nach, während sie zur Decke hochstarrte. „Wie nen verliebter Teenager" schwirrte ihr dabei im Kopf herum.

Sie war das Wochenende nicht ganz bei Sinnen und auch ihr Chef war nicht sehr zufrieden mit ihrer Arbeit. Dennoch gönnte er Claire das glückliche Lächeln, welches stets auf ihren Lippen lag.

Am Montag war Claire selbst von sich überrascht. Pünktlich stand sie im Bad und freute sich doch tatsächlich ein bisschen auf die erste Stunde. Sie musste krank sein, diagnostizierte sie sofort. Dennoch lehnte sie wenig später viel zu früh an der Wand vorm Klassenraum. Übertrieben kaute sie ein Kaugummi und machte blaue Blasen. Dabei starrte sie auf ihr Handy.

Ein paar andere Schüler strömten auf den Flur und stellten sich zum Raum gegenüber. Claire kannte sie nicht, aber sie bemerkte, wie sie tuschelten und immer wieder zu ihr herübersahen. Ein strenger Blick von Claire reichte jedoch, dass sie eingeschüchtert enger zusammenrückten. Kopfschüttelnd widmete sie sich wieder ihrer eigentlichen Beschäftigung.

Doch schlagartig lenkte sich ihre Aufmerksamkeit auf etwas Anderes. Beziehungsweise jemand anderes. Aus wohl unterschiedlichen Gründen verharrten sie und starrten sich an. Mit Blick auf die anderen Schüler, welche die Szene natürlich spannend verfolgten setzte Blake seinen Weg normal fort. Er schloss die Tür auf und er und Claire gingen hinein. „Du schon hier?", fragte er überrascht und stellte seine Tasche auf einen Stuhl. „Ne nur mein Geist", augenverdrehend schlenderte sie zu ihrem Platz. Blake lehnte sich ans Pult und lächelte sie an. „Freitag war schön", meinte er sanft. „Und ohne Bedeutung", wiederholte sie trotzig seine Worte. „Klingt so, als wärst du verärgert darüber", meinte er. „Was?", fragte sie und lachte nervös, „Nein, ich sehe das genauso wie Sie". „Schade", murmelte er und drehte sich zur Tafel, um diese sauber zu machen. Claire meinte sich verhört zu haben und hielt inne.

In dem Moment ging die Tür auf und ein paar Schüler traten ein. Linda blieb mit großen Augen stehen, als sie ihre beste Freundin an ihrem Tisch lehnen sah. Sie legte den Kopf schief und ging zu ihr. Noch verwirrter war sie dann bei ihrem Gesichtsausdruck... Sie lächelte abwesend in Richtung Tafel...

„Erde an Claire ist jemand zuhause?", fragte die Ältere. „Anscheinend ja nicht", meinte sie und löste sich. „Geht's dir gut?", fragte Linda. „Klar", antwortete sie perplex und hatte damit plötzlich ein Déjà-vu. „Du hast gegrinst als hätte dir jemand mächtig den Kopf verdreht", sie lachte und Claire fiel nichts Besseres ein als mit einzustimmen.

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Schon wieder ein Tag Verspätung... I'm so sorry

Danke fürs Lesen ❤

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