#27 hypermotivierte Grundschüler

598 27 4
                                    

Claire sah es nicht ein, diesen Schultag in diesem schrecklichen Gebäude zu bleiben und Gefahr zu laufen, diesem schrecklichen Lehrer zu begegnen. Sie war so kurz davor gewesen, sich ihm zu öffnen oder wenigstens etwas mehr über sich preiszugeben. Lustig, was so DIN A4 Blätter alles ausrichten können. Und jeder Zettel, an dem sie vorbeilief, landete zerrissen auf dem Boden.

Sie ging zu ihrem Arbeitsplatz. Jackson hatte ihr als Unterschlupf Möglichkeit einen Zweitschlüssel gegeben. Ihren Chef hat dieses Ereignis sehr mitgenommen und das zeigte er auf einmal auch. Vorher hat er sowas gerne überspielt, aber es war auch selten so schlimm. Claire holte sich aus dem Alkohol Vorrat eine Flasche Wodka und mischte sich einen Drink. War er leer gab es einen neuen. So lief das bis sie den letzten Tropfen der Flasche in ein Glas schüttete. Sie musste sich beherrschen nicht noch mehr zu holen aber das wäre in ihrem Zustand eh nicht mehr möglich. Letztendlich legte sie sich auf eine der Sofas und schlief noch ein bisschen.

Als sie wenig später aufstand kaute sie erstmal ein Kaugummi. Zwar hat sie sich bewusst für Wodka entschieden, da die Alkoholfahne danach, wenn überhaupt, sehr gering ist, aber sicher ist sicher.

Sie entschied sich nach Hause zu gehen.

„Wo warst du so lange?", fragte ihre Mutter sofort. „Nur noch mit Linda in der Stadt", log Claire. „Warum sagst du mir denn nicht Bescheid? Ich habe mir Sorgen gemacht", sie nahm die Hand ihrer Tochter in ihre. Claire ließ sich nichts anmerken, als ihre Mutter, eigentlich beruhigend, über die verletzten Stellen kurz hinter ihrem Handgelenk strich. „Tut mir leid ich habe nicht drüber nachgedacht", entschuldigte sie sich. „Okay jetzt mach dich aber fertig ich bringe dich gleich mit dem Auto", meinte sie und ließ ihre Tochter gehen.

Im Badezimmer zog Claire ihr Oberteil aus und musterte die blauen Flecken. Sie begann Schränke zu durchwühlen und als wenig später eine fette Schicht Make-Up über ihren Handgelenken lag sah man nichts mehr von den Blutergüssen. Zufrieden zog sie sich einen Badeanzug drunter und packte ihre Tasche.

„So zum Einschwimmen schwimmt ihr bitte sechs Bahnen auf dem Rücken. Denkt an die große Windmühle und hinten kommt ihr aus dem Wasser. Wichtig zurückgehen und nicht rennen, sonst, wie immer, eine Strafbahn", dirigierte Claire am Beckenrand. In einer kurzen Sporthose und blauen Poloshirt mit ihrem Namen und dem Logo ihres Schwimmvereins drauf stand sie neben der kleinen Gruppe Grundschülern, die sich hypermotiviert in zwei Schlangen neben dem Startblock aufstellten. Auf ihr Zeichen sprangen zwei kleine nebeneinander ins Wasser, drehten sich auf den Rücken und begannen auf die andere Seite zu schwimmen. Waren sie weit genug weg gab Claire den nächsten Bescheid.

Streng stand sie dort und beobachtete jede Schwimmbewegung. Sie ging auf jeden ein und gab viele Tipps, bei dem, was sie beobachtete. Die 15-Jährige hatten die Wildfänge vermisst, obwohl sie eigentlich schon genug zu tun hatte. Aber wenn man zwei Haushalte unterstützen muss ist man froh um jeden Euro.

Nach zwei Stunden schälte sich Claire aus ihren Schwimmtrainerklamotten. Sie hatte die Kleinen die letzten zehn Minuten vom Startblock springen lassen und dabei hat sie ganz schön was abbekommen. „Echt cool, dass wir endlich wieder trainieren dürfen", meinte eine 17-Jährige, mit der Claire sich immer super versteht. Sie trainierte die Bahn neben ihr und wenn sie gerade nichts zu tun haben unterhalten sie sich von Startblock zu Startblock. „Ja das stimmt. Echt traurig, was mit Sabines Mutter passiert ist, dass der Schwimmverein kurz schließen musste", erwiderte Claire und angelte nach ihrem Langarmshirt. Nina nickte: „Definitiv aber sie ist ja schon wieder auf dem Weg der Besserung. Wahrscheinlich wird sie in zwei Wochen ungefähr wieder entlassen". „Wäre ja wünschenswert". Sie nahmen ihre Taschen und verließen die stickige Umkleide.

„Na wie war's?". Claires Mutter hatte den Wagen am Straßenrand geparkt. „Super. Nach dieser langen Pause sind alle total motiviert", Claire setzte sich auf den Beifahrersitz und schmiss ihre Tasche auf die Rücksitzbank. „Ist das denn okay für dich? Also nicht, dass du dich überarbeitest oder so?". „Du machst dir zu viele Sorgen", beruhigte Claire sie, „Wenn es zu viel wäre, würde ich schon was sagen". Sie konterte nichts mehr, denn es hatte keinen Sinn. Wenn sich Claire etwas in den Kopf gesetzt hat, konnte es ihr kaum abgeschlagen werden.

Jackson stellte sich später am Abend zu Claire hinter die Bar. Er erkundigte sich, während er ihr gerade half ein Glas zu spülen, wie es ihr ging. Tatsächlich fing er ein freundliches Gespräch an, was zu dieser Uhrzeit eigentlich nicht mehr üblich war. Als sie, mittlerweile früh am Morgen, dann nicht mehr aufhörte zu gähnen, ließ ihr Chef sie sogar früher gehen. Es war nicht mehr viel los und den Rest würde er alleine schaffen.

Claire zog sich um und legte sich eine schwarze Jacke über, die eher wie ein Kartoffelsack an ihr aussah. Sie hatte das Stück Stoff im Keller gefunden und fühlte sich irgendwie sicherer. Mit Regenschirm, obwohl es eigentlich eine milde Nacht war, machte sie sich dann schnell auf den Weg. Immer wieder gucke sie sich um. Als sie dann endlich die Haustür aufschloss blieb sie erstmal im Flur stehen. Sie schälte sich aus der Jacke, stellte den Schirm beiseite, ging ins Badezimmer und spülte sich mit kaltem Wasser das Gesicht. Erst das gab ihr das Gefühl, sicher zu sein.

Sie war sehr dankbar für die paar Stunden mehr Schlaf. Schule würde anstrengend werden, immerhin Langtag anfangend und endend mit Blake, von daher war es gut für sie.

-----

So, dass war das letzte Kapitel, was ich damals noch vorgeschrieben habe. Das heißt ab jetzt werde ich mir noch mehr Mühe geben, die Kapitel besser zu gestalten (z.B. den Stundenplan, der bisher irgendwie sehr kompliziert wirkte).

Auch wollte ich mich bedanken, dass es da draußen tatsächlich Leute gibt, die sich für diese Story interessieren. Ihr motiviert mich weiter zu machen und das macht mich glücklich.

Danke fürs Lesen ❤

I love you | SchülerxLehrerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt