#11 Maze in the mirror

909 38 0
                                    

Connor Blake stellte seine schwere Tasche vorsichtig in den Flur und ließ befreit seine Schultern kreisen.

Er machte sich einen Kaffee und zog sich etwas Gemütliches an, bevor er mit seinem Laptop ins Wohnzimmer ging. Dort bereitete er den Unterricht für den nächsten Tag vor und notierte noch einzelne Sachen zu Schülern, was er in der Schule nicht geschafft hatte. Doch seine Gedanken waren nicht da, wo sie sein sollten.

Frustriert öffnete er Google und seine Finger huschten über die Tastatur. Er klickte auf den erstbesten Artikel und las ihn komplett durch. Das tat er bei fast der kompletten ersten Seite von Suchergebnissen. Nachdenklich lehnte er sich zurück. Es gab zu viele Schwindelursachen, die zum Teil sehr weit auseinandergehen, aber trotzdem passen könnten. Kopfschüttelnd schloss er den Tab und widmete sich wieder seiner Arbeit.

Der junge Lehrer wohnte alleine in einem kleinen Haus mitten in der Stadt. Hier hat er alles, was er braucht. Sogar einen Supermarkt zu Fuß erreichbar. Ihn störte die Stille nicht, die ihn Tag für Tag umgibt. Meistens verließ er sein Zuhause nämlich nicht. Im Vergleich zu anderen jungen Männern in seinem Alter mochte er es nicht so, abends noch groß feiern zu gehen oder zu daten. Connor war erst einmal richtig verliebt, aber seitdem hatte er sich geschworen, es nie wieder zu tun.

Ein trauriger Seufzer verließ seine Lippen und Tränen stiegen in seine Augen, als er sich an sie erinnerte. Ihre glückliche gemeinsame Zeit. Alles an Lilly war perfekt gewesen. Das absolute Traumpaar der Schule, noch nicht bereit dazu, so gezwungener Maßen auseinander zu brechen...

Um auf andere Gedanken zu kommen schaltete er den Fernseher an und sah sich eine Dokumentation über Tiere an. Zuhören tat er nicht, was aber nicht schlimm war, da sich der Inhalt eh einfach nur als langweiliges Gelaber und Geräusche des Windes entpuppte.

Nicht weit weg, aber trotzdem einige Straßen entfernt bot sich ein ähnlicher Anblick. Bäuchlings lag Claire auf dem Bett und war am Handy. Ein Kissen im Arm, auf dem sie ihren Kopf abstütze. Sie hatte noch Zeit, bis sie los musste und die nutzte sie für unnützen Krimskrams. Gelangweilt scrollte sie durch Instagramm und tippte zwischendurch zweimal auf den Bildschirm, um einen Beitrag zu liken. Im Hintergrund lief leise eine Doku auf dem Fernseher, der sie aber soweit keine Aufmerksamkeit schenkte.

Ihre Mutter kam rein. "Ach Claire, wenn du am Handy bist muss doch nicht gleichzeitig der Fernseher laufen", meinte sie und drückte auf den roten Knopf der Fernbedienung, woraufhin das Bild schwarz wurde. Die 15-Jährige sah nicht auf und murmelte nur ein "mmh". Die ältere Frau musterte ihre Tochter und trat einen Schritt auf sie zu. "Du siehst ja total übermüdet aus", stellte sie besorgt fest. Sofort versteckte die Schülerin ihr Gesicht weiter in dem weichen Stoff des Kissens. "Sicher, dass du heute Abend noch arbeiten gehen möchtest?". "Es ist egal ob ich möchte... ich muss", erwiderte Claire. "Ich kann einfach mehr Stunden machen, wenn dich das entlastet". Claire hob den Kopf und schlug sofort den Vorschlag ab. "Nein, mach dir um mich keine Sorgen. Du solltest eigentlich mehr zuhause sein, statt im Büro", meinte Claire. "Naja, sehe ich nicht so. Du bist noch viel zu jung und ich frage mich immer wieder, wo du arbeitest, dass die so eine junge Schülerin einstellen". Die 15-Jährige schluckte. "Ach... ist ja nichts Großes und außerdem bin ich kein Kleinkind mehr". Ihre Mutter lachte auf. "Das stimmt. Du bist mein großes Mädchen". Sie strich ihrer Tochter liebevoll über die Haare und verließ ihr Zimmer.

Doch kaum atmete die Schülerin auf, öffnete die ältere Frau doch nochmal ihre Tür. "Ach ja, ich habe ganz vergessen, dir das zu sagen, weshalb ich eigentlich da war", lachte sie, "Ich habe es noch nicht geschafft, die Überweisungen zu tätigen. Wahrscheinlich wird's auch erst morgen Abend was". "Kein Problem", beruhigte Claire sie lächelnd, "Mach dir keinen Stress". "Danke. Ich hab dich lieb. Und falls wir uns gleich nicht mehr sehen wünsche ich dir eine gute Nacht, mach nicht zu lange und überanstrenge dich nicht", sie sah ihre Tochter ernst an, "Bis morgen". "Bis morgen. Ich habe dich auch lieb", erwiderte die 15-Jährige.

Kaum fiel die Tür endgültig hinter ihrer Mutter ins Schloss wurde Claires Lächeln traurig. Ein Blick auf die Uhr sagte ihr, dass sie noch eine Stunde Zeit hatte, bevor sie los gehen musste. Seufzend legte Claire ihr Handy beiseite, schaltete den Fernseher wieder ein und verfolgte etwas gelangweilt die Dokumentation.

-----

Danke fürs lesen ❤️

I love you | SchülerxLehrerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt