Die beiden hatten sich am Mittwoch Spätnachmittag relativ schnell voneinander verabschiedet. Blake wollte schließlich wirklich noch irgendwann nach Hause und Claire musste sich mental für die Arbeit vorbereiten.
Den Brief hatte sich der junge Lehrer aufgehoben und so saß er dann abends auf der Couch und faltete endlich das Papier auf, welches durch seine Tasche ein bisschen zerknickt wurde. Er fragte sich, ob Claire wohl schon gemerkt hat, dass der Zettel fehlte. Mit einem Schmunzeln auf den Lippen begann er zu lesen.
Lieber Blake,
Okay nein, diese Anrede klingt definitiv falsch. Ich hoffe, es stört dich nicht, dass ich mir die Freiheit nehme, informell zu sprechen. Zu so einem Brief passen nun mal keine Formalitäten, find dich damit ab.
Um ehrlich zu sein fällt mir das hier zu schreiben schwerer, als ich mir vorgestellt habe, aber mir geht das Papier aus, wenn ich weiter um den heißen Brei herum rede.
Ich kann mir nicht erklären, wie das alles angefangen hat und wahrscheinlich klingt es total absurd, aber in den letzten Wochen fiel mir der Matheunterricht zunehmend schwerer. Und das hat nichts mit dem Unterrichtsstoff zu tun, sondern mit dir. Seitdem du an unserer Schule angefangen hast, habe ich mich verändert. Ich habe angefangen mehr zu leben und... zu fühlen. Anfangs habe ich es geleugnet, mir selbst eingeredet, diese Zuneigung sei nur temporär und ich denke, ich würde es immer noch tun, wenn nicht dieser eine Abend gewesen wäre. Ich weiß ja nicht, was du in der Nacht gefühlt hast, aber mich hat es beinahe um den Verstand gebracht. Vielleicht übertreibt mein kleinwüchsiges Gehirn auch mal wieder, aber dass ich das hier so offen gestehe sagt eigentlich alles. Wir ignorieren mal den Fakt, dass es eher ein Tagebucheintrag oder Selbstgespräch ist. Auf jeden Fall habe ich mich noch nie so wohl gefühlt, wie in deinen Armen und deine Lippen... fuck ich würde alles dafür tun, das nochmal spüren zu dürfen. Klingt das komisch? Yes. Ist mir das egal, weil es eh niemand lesen wird? Damn Yes.
Ich liebe deine Art, wie du dich um Andere kümmerst. Ich liebe deine dominante Ausstrahlung und wie du trotzdem so sanft zu mir bist. Ich liebe diese verbotene Spannung zwischen uns, die du nicht leugnen kannst. Ich liebe diese offenen Gespräche immer mal wieder zwischendurch. Ich liebe es, wenn wir vergessen, dass wir Schüler und Lehrer sind. Diese Liste könnte ich ewig weiter führen, also kürze ich es am Besten ab... 'cause I guess...
I love you
Okay bye, ich denke es ist alles gesagt... Lg Claire
Blake las sich den Brief bestimmt fünf Mal durch, bis er ihn sinken ließ und sich auf die Couch legte, um nachdenklich zur Decke zur starren. Ihre Wörter lösten etwas in ihm aus, was er selbst nicht verstand. Die ganze Zeit über lag das Lächeln auf seinen Lippen und er spürte dieses gewisse Kribbeln im ganzen Körper. Es war Adrenalin und er wusste, wie verdammt recht sie hatte. Auch er verspürte diesen Drang, sie nah bei sich zu haben, in ihre Augen zu sehen, ihre Lippen zu spüren und diese Gefühlsexplosion zu genießen. Sie würde ihn umbringen, wenn er sie darauf anspricht, aber er wollte wissen, ob sie diese drei kleinen Worte am Ende ernst meinte. Denn so viel, wie Blake darüber nachdachte... er musste sich selbst eingestehen, dass er mehr für seine Schülerin empfand, als er sollte.
-Währenddessen-
Claire hatte nichts zu tun. Alle hier im Club hatten gute Laune, aber die Musik wurde ihr langsam zu laut. Es dröhnte ihr in den Ohren und die Luft war zu stickig. Da niemand den Anschein machte, einen Drink haben zu wollen, ging sie kurz nach hinten zu ihrer Jacke. Eigentlich suchte sie nur ihr Handy, um sich ein bisschen die Zeit zu vertreiben, aber stattdessen zog sie aus Versehen den weißen Umschlag von Blakes Brief hervor. Die Jacke war immerhin ihre Tarnung vorhin und sie hatte vergessen, das Papier wieder rauszunehmen. Gedankenverloren wollte sie den Text nochmal lesen, um zu sehen, wie viel Glück sie gehabt hat, dass alles gut ausging. Sie drehte den Umschlag um, klappte die kleine Kante auf und... erstarrte. Erschrocken zog sie die beiden schichten Papier auseinander, aber der Brief war nicht da. "Blake verdammt", fluchte Claire, denn sie wusste, er hatte ihn. Schnell stopfte sie das Ding wieder in die Tasche, lief zurück zur Bar und kippte sich ein großes Glas Cola ein. Gerade brauchte sie eher Zucker als Alkohol. Samstag würde sie ihn zur Rede stellen und bis dahin hoffen, dass er den Brief nicht anrührt. Allerdings musste sie sich selbst eingestehen, dass die Hoffnung absurd ist, also entschied sie, Freitag nicht zur Schule zu gehen, damit sie ihn ja nicht dort im Unterricht sehen muss.
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Basically... das ist der Grund, warum die Story "I love you" heißt. In meiner eigentlichen Planung hatte der Brief eine höhere Bedeutung, aber dennoch ist es der Wendepunkt, wodurch die beiden ins endgültige Nachdenken kommen. Was sie daraus machen, verrate ich aber noch nicht...
Danke fürs Lesen ❤️
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I love you | SchülerxLehrer
Romance-Abgeschlossen- Claire Sievers ist eine freche Schülerin, die den Unterricht halb mit Schlafen und halb mit dummen Sprüchen hinter sich bringt. Damit passt sie genau in das Bild ihrer Klasse: Ein chaotischer Haufen, der gerne mal die Lehrer zur Weiß...