Kyara Anoar

119 6 4
                                    

"Tell them all I know now
Shout it from the roof tops
Write it on the sky line
All we had is gone now
Tell them I was happy
And my heart is broken
All my scars are open
Tell them what I hoped would be impossible..."

-Impossible, James Arthur



"Alie! Alie, komm schon! Wach auf!" Ich erwachte, als ich eine leise, drängende Stimme hörte und spürte, wie mich jemand an meinem Arm schüttelte. Mein Kopf schmerzte leicht, als ich langsam die Augen aufschlug und nach einigem Blinzeln ein dämmriges, sehr heruntergekommenes Zimmer erkannte. Wo zum Teufel bin ich...?

"Oh Gott sei Dank." Da entdeckte ich Elena, die neben mir auf dem zerfledderten Sofa saß, auf welchem ich lag, und ruckartig setzte ich mich auf.

"Elena, was ist hier-", begann ich erschrocken, doch sie presste mir sofort die Hand auf den Mund und brachte mich damit zum Verstummen. Sie nickte in Richtung einer Treppe, deren oberes Ende zu einer Tür führte, welche wohl der einzige Ausgang aus diesem Raum war. Die Tür stand leicht offen und man hörte entfernt Stimmen.

"Was ist hier los?", wiederholte ich meine Frage, als Elena ihre Hand wieder sinken ließ, diesmal jedoch so leise, dass sie wahrscheinlich die Hälfte von meinen Lippen ablesen musste.

"Ich weiß es nicht", antwortete Elena ebenso leise und ich bemerkte, dass sie noch genau wie ich die gleichen Klamotten von gestern Abend anhatte. Wenn das überhaupt noch gestern gewesen war. Wie lange waren wir schon hier?

Was war auf dem Ball passiert?

Ich schloss kurz die Augen und versuchte mich an den Abend zu erinnern, als ich kurz erzitterte.

Aimee! Ich hatte sie getötet! Ich hatte das Gen ausgelöst! Und als ich nach draußen gelaufen war...

"Ich weiß noch, dass ich draußen vor deinem Haus auf dem Parkplatz war...", flüsterte Elena da, die wohl genau wie ich versuchte, sich zu erinnern, "Ich wollte nach Hause, meine Wunden versorgen und dann...", sie sah erschrocken zu mir auf, "Irgendwer hat mich von hinten gepackt und mich weggezerrt. Dann wird alles verschwommen."
"So war es bei mir auch", murmelte ich, "Ich bin raus, um...", ich zögerte einen Moment, "Um nach dir und den anderen zu suchen. Ich wurde von hinten angegriffen, als ich mich etwas von der Menge entfernt hatte..." Ich senkte den Blick, um Elena bei meinen Worten nicht direkt ansehen zu müssen. Ich konnte ihr nicht die ganze Wahrheit sagen. Ich konnte niemanden sagen, dass ich zum Werwolf geworden war. Niemals...

"Gott, was haben sie nur mit uns vor?", riss mich Elena aus den Gedanken, die glücklicherweise nicht bemerkt hatte, was in mir vorging. Ihre Worte lösten Angst in mir aus, welche ich jedoch schnell herunterschluckte. Wir mussten einen kühlen Kopf bewahren, wenn wir hier raus kommen wollten. Wo auch immer "hier" war...

"Keine Ahnung", antwortete ich Elena, ehe ich kurz entschlossen nach ihrer Hand griff, "Aber ich will es auch nicht rausfinden." Stumm stand ich auf und zog sie mit mir, was sie, als sie mein Vorhaben erkannte, etwas nicken ließ.

Wenn unsere Entführer schon so dumm waren, die Tür offen zu lassen, mussten wir diese Chance nutzen.

So leise, wie es uns möglich war, schlichen wir zu zweit die Treppen nach oben zur Tür, welche ich vorsichtig weiter aufschob, damit wir in den Flur gelangten.

"'Hast du Elijah die Nachricht übermittelt, oder nicht?!'" Ich zuckte bei der Männerstimme zeitgleich mit Elena heftig zusammen und mein Blick schnellte durch den schmalen Gang zu einer anderen offenen Tür, durch welche ich zwei Personen erkannte. Die eine war ein nicht sehr groß gewachsener Mann mit dunklen, struppigen Locken, der unruhig auf und ab lief, die andere war eine schmale Frau mit kurzem, braunen Haar, welche nur mit verschränkten Armen im Raum stand und ihrem Kumpanen beim Auf- und Ablauf zusah.

The She Wolf And The VampireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt