Geschockt riss ich die Augen auf und schreckte bestimmt zum hundertsten Mal heute aus dem Schlaf. Mein Atem ging unregelmäßig und das Herz pochte mir bis zum Hals, während ich mich orientierungslos umsah, bis ich das Krankenzimmer wiedererkannte. Ich schloss kurz die Augen und atmete gezielt langsam aus, um mich zu beruhigen, was durch das schnelle Piepen des Vitalparameter-Monitors erschwert wurde.
Zwei Tage waren seit meinem Unfall im Wald vergangen und noch immer konnte ich mich nicht erinnern, was genau passiert war. Alles was ich noch wusste war, dass ich vor Jeremy weggelaufen war und dann... nichts. Danach wurde alles verschwommen.
Die Ärzte hatten gesagt, dass der Biss an meinem Hals wahrscheinlich von einem Tier stammte und die Platzwunde an meinem Kopf wohl von einem Sturz. Der daraus gefolgten Gehirnerschütterung hatte ich wohl auch meine Amnesie zu verdanken.
Aber trotz dessen, dass ich mich an nichts erinnerte, hatte ich ständig irgendwelche Alpträume. Doch auch an die konnte ich mich nur schwer nach dem Aufwachen erinnern. Alles was ich dann noch wusste war, dass ich schreckliche Angst gehabt hatte.
Ich schüttelte leicht den Kopf.
Es wurde Zeit, dass ich hier rauskam. Mit Sicherheit war das Krankenhaus schuld daran, dass ich so schlecht schlief. Ich hasste Krankenhäuser einfach.
"Alie?", riss mich da eine vertraute Stimme aus den Gedanken und verwirrt sah ich auf. Jeremy stand an der Tür, die wohl eine Schwester offengelassen hatte, und musterte mich besorgt.
"Jeremy?", fragte ich mit rauer Stimme und räusperte mich kurz, "Was machst du denn hier?"
Seit ich vorgestern aufgewacht war, hatte ich ständig Besuch gehabt. Als Erstes hatte meine Familie zu mir gehen dürfen, jedoch waren nur Tyler und meine Mutter da gewesen, weil mein Vater zu beschäftigt war. Doch das war ich ja gewohnt. Tyler hatte ohnehin genug Besorgnis für fünf mitgebracht. Er konnte echt manchmal der liebste Bruder der Welt sein.
Außer meiner Familie waren noch Elena und Bonnie öfter bei mir gewesen, die mir Gute-Besserungs-Wünsche von den anderen Schulkameraden ausgerichtet hatten. Auch Caroline hatte einmal reingeschaut und sich damit entschuldigt, dass sie viel mit dem Training der Cheerleader zu tun hatte. Und da ich dort auch Mitglied war, musste ich mir natürlich einen Vortrag anhören, wie ich das verlorene Training am besten wieder aufholte. Jedoch war sonst niemand anderes da gewesen. Insbesondere nicht Elenas kleiner Bruder.
"Ich...", riss mich da Jeremy aus den Gedanken, der wohl bis jetzt nicht recht gewusst hatte, was er sagen sollte, "Ich wollte nur...", er räusperte sich kurz, "Wie geht's dir?" Besorgt blickte er mich an und ich wusste nicht recht, ob ich es süß oder gruselig finden sollte, dass er wahrscheinlich wer weiß wie lange an meinem Bett gewartet hatte, bis ich aufgewacht war.
"Ganz gut eigentlich", antwortete ich langsam und setzte mich etwas auf, "Ich komme mit Glück heute vielleicht sogar hier raus." Zumindest wenn die Schwester nicht wie gestern plötzlich wieder feststellte, dass ich noch viel zu blass aussah. Wenn sie es nochmal machte, würde ich nach einem richtigen Arzt verlangen.
"Das ist gut", sagte Jeremy leise und trat unsicher an mein Bett heran. Ich seufzte etwas.
Ich hatte unseren Streit noch immer im Kopf und wollte ihn nicht so einfach damit davonkommen lassen, nur weil ich im Krankenhaus lag.
"Was willst du wirklich hier?", fragte ich ernst und hob die Augenbrauen. Verwirrt runzelte er die Stirn.
"Ich wollte wissen, wie es dir geht", sagte er schlicht und ich legte den Kopf leicht schräg.
"Jeremy, unser Streit-", fing ich an, doch er unterbrach mich sofort.
"Wegen unserem Streit bist du in den Wald gegangen!", sagte er aufgebracht, "Es ist also meine Schuld, dass du angegriffen wurdest!"
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The She Wolf And The Vampire
Hayran KurguWenn ich heute an das Geschehene zurückdenke, erscheint es mir wie ein billiger Fantasy-Roman. Ein Mädchen, das sich in einen Vampir verliebt, welcher erst versucht sie umzubringen, dann belügt und schließlich noch mit einer anderen hintergeht. Dann...