So und heute geht es weiter mit Kapitel Nr. 29 viel Spaß.
___________________________________________Es ist ruhig als ich aufwache und ich und ich fühle mich als hätte ich keine einzige Minute geschlafen, allerdings hat das Jucken meiner Haut aufgehört und ich fühle mich nicht mehr vollkommen katastrophal. Es ist mittlerweile wohl abends, denn die Sonne ist bereits untergegangen und es brennt sanftes Licht im Wohnzimmer, indem ich liege. Neben der kleinen Couch, die aus Leder in einem sanften beuge ist, steht ein Sessel mit einer Stehlampe, von der das Licht kommt, sie hat einen großen metallenen Schirm und wirkt im Kontrast zu dem alten Haus sehr modern. In dem kleinen beigen Sessel sitzt mein Vater, vertieft in einem Buch, der Fernseher ist ausgeschaltet, eine sehr angenehme Atmosphäre, so still und unaufgeregt. Ich richte mich vorsichtig auf und befeuchte meine trockenen Lippen mit Spucke.
Auch mein Vater regt sich jetzt. „Ich frage mich, wie du es geschafft hast in diesem Zustand zu Reisen und vor allem so weit zu reisen, allerdings frage ich mich noch mehr, wer zulässt dich in einem solchen Zustand reisen zu lassen.", er hat die Lippen festzusammengepresst und sieht mich sogar beinahe wütend an, er weiß ganz genau, wie gefährlich es ist so zu reisen und dass ich das weiß, beziehungsweise es wissen sollte. „Ich habe ihm keine Wahl gelassen." Sage ich schlicht und beschließe jetzt mit der Sprache rauszurücken, denn eigentlich dachte ich, dass er die Anzeichen längst bemerkt haben müssen. „und das hat auch einen Grund.".Jetzt sieht er mich fragend an. „Welchen Grund sollte es haben ein junges Mädchen so reisen zu lassen?", er deutet auf mich und runzelt verständnislos die Stirn, die Wut steht ihm immer noch deutlich ins Gesicht geschriebdn. Ich sehe ein Glas Wasser auf dem kleinen Tisch, das er für mich hingestellt hatte und nehme es mir, um einen großen Schluck zu trinken, auch mein Magen knurrt laut, doch ich schenke ihm nicht sonderlich Beachtung, man ganz schön peinlich, dass er sich gerade in diesem Moment melden muss. „Weil die Fieberschübe kommen und gehen, wie sie möchten, ich hatte gehofft du würdest das erkennen, denn es wäre ein Zeichen gewesen, dass du mir helfen kannst.", sage ich vorsichtig, in der Hoffnung, dass der Groschen langsam bei ihm fällt, doch er sieht mich immer noch mit dem leicht zornigen Gesichtsausdruck an in den sich allerdings langsam etwas Verwirrung mischt. „Wie soll ich dir denn bitte helfen, wenn du krank bist?". Jetzt muss ich beinahe lachen und ich bin geneigt ihn ein wenig zu necken, daher sage ich nur: „Na ja vielleicht weil es eine „Familienkrankheit" ist.", und ich sehe ihn leicht provokant an und ich kann förmlich sehen wie die Erkenntnis in sein Bewusstsein sickert. Er schweigt einige Minuten und spielt mit dem schlanken Ring, den er trägt.
Seine Lippen verlässt erst Mal nur ein leises: „Oh.", dann sieht er geistesabwesend in die Luft, als wäre er an einem anderen Ort. Toll. Das hatte ich mir defintiv anders erhofft, irgendwie habe ich nicht das Gefühl, wirklich hier an der richtigen Adresse zu sein mit meinem Anliegen. Aber wir werden sehen. „Was weißt du bereits?", fragt er schließlich leise. „Nicht sehr viel.", gebe ich zu. „Aber ich weiß was ich bin und mittlerweile habe ich mich auch mehr oder weniger damit abgefunden, aber das Fieber und die betäubende Lautstärke sind schon nicht wirklich angenehm.", sage ich beinahe scherzend in der Hoffnung, die Stimmung etwas auflockern zu können, doch es bleibt genauso wie vorher totenstill und es fühlt sich verdammt unangenehm an. Doch dann nickt er. „Hast du mit deiner Mutter darüber gesprochen?", fragt er kühl und ich schüttle den Kopf. „Hätte ich das tun sollen?", frage ich irritiert zurück, natürlich sollte es mir als erstes in den Sinn kommen mit meiner hysterischen abweisenden Mutter zu sprechen in solchen, so ganz alltäglichen Situationen... logisch jeder hätte darauf kommen können. „Nein, das hätte dir nicht viel gebracht, das musste ich auf die schwere Art und Weise lernen... Woher hast du dann Informationen?", jetzt sieht er mich beinahe gebannt an und es kommt mir schon unheimlich vor. Ich dachte die na ja nicht menschlichen Wesen seien untereinander wenigstens ein bisschen vernetzt, doch offensichtlich habe ich mich da ganz schön getäuscht.
„Ich wohne neben einem Reservat, um genau zu sein das der Quileute, sie haben mir, die wenigen Aufzeichnungen, die sie über die animalis intellecti haben zu Verfügung gestellt.", antworte ich sachlich. „Ja die Stämme wissen teilweise über uns Bescheid, man könnte meinen du seist besser informiert als ich." Jetzt macht sich Verzweiflung in mir breit, wenn es doch meine Mutter ist, die mir das Gen vererbt hat und ich hier vollkommen falsch bin und das ganze nichts genützt hat. „Ich hoffe nicht.", sage ich erstickt und lache auf, was einfach nur kläglich klingt und auf unangenehme Art und Weise meiner aufkeimenden Verzweiflung Ausdruck verleiht. „Das einzige, was ich weiß ist, dass es in den Familien unterschiedlich vererbt wird und sich das ganze von Familie zu Familie unterschiedlich bemerkbar macht, daher kann ich die Antworten auch nur hier finden, denn meine Mutter wurde kategorisch als Genträgerin ausgeschlossen.", am Ende wird mein Tonfall bitter. Jetzt lacht er. „Das war eine richtige Schlussfolgerung, ich bin derjenige, der dir das Ganze sozusagen vermacht hat, womit ich allerdings nicht gerechnet habe und deine Mutter auch nicht...", meine Mutter? Warum sie? Wusste sie das etwa?
„Wusste sie davon?", frage ich einfach nur perplex, die Verzweiflung ist jetzt einer leichten Verwirrung gemischt mit Zorn gewichen. „Anfangs nein, doch als Henry Anzeichen zeigte, da musste ich mit der Sprache rausrücken, was letzten Endes dazu geführt hat, dass sie ging, da es ihr absolut zu wider war. Sie nahm dich mit sich, da in unsere Familie seit Jahrhunderten nur die Jungs tatsächlich die Fähigkeiten entwickelt haben, daher überrascht es mich sehr, dass du jetzt hier so vor mir sitzt.". Ich schweige und muss schlucken, meine Mutter hatte meinen Vater und meinen Bruder zurückgelassen, weil sie das sind, was ich jetzt auch bin, wenn sie wüsste, dass es so wäre würde sie mich umbringen, davon bin ich überzeugt, ich könnte ihr niemals wieder unter die Augen treten und es wäre ihr absolut egal, was mit mir geschieht. „Und jetzt habe ich es trotzdem...", flüstere ich leise, pure Ernüchterung, das ist das einzige was mir dazu noch einfällt. Sie muss unglaubliche Angst vor uns haben, wenn sie sogar ihren Ehemann und ihren Sohn deswegen verlässt. Welchen Hass muss sie in sich tragen? Und jetzt bin ich noch mehr Ziel davon, als ich ohnehin schon war, denn ich habe sie permanent daran erinnert, was sie hätte haben können, wenn das Ganze nicht existierte, doch das tat es und wenn sie mich schon so hasst, wie sehr hasst sie erst Henry und meinen Vater. Das wollte ich mir nicht ausmalen, aber eine Leere erfüllt mich plötzlich wieder und ich fühle mich einsam, unglaublich klein und machtlos.
„Es ist etwas Besonderes und nichts Schlimmes, selbst wenn das deine Mutter so sieht, ich hoffe das weißt du.", versucht er vorsichtig anzusetzen, doch ich habe mich schon wieder in mich hinein zurückgezogen und er erreicht mich kaum. Auch der Hunger ist vergessen und ich fühle mich elendig. Ich senke einfach den Blick und antworte nicht, die Last die ich vorher durch die Umstände empfunden habe verstärkt sich. „Deine Mutter hat nicht die geringste Ahnung, was es bedeutet so zu sein, wie wir und sie hat einfach Angst vor den Dingen, die sie nicht kennt. Niemand kann etwas dafür.", er setzt sich neben mich und sieht mich eindringlich an. „Wir sollten uns ab morgen, aber erst mal um dich kümmern. Ich werde dir alles erklären und dir helfen, denn jeder hat diese Hilfe benötigt, gerade Henry und es wird dir sehr schnell sehr viel besser gehen, du wirst sehen."- Henry, er hat diese „Gabe" also auch, ein kleiner Trost zumindest, denke ich mir. „Jetzt ist aber Zeit für Fiebersaft und eine weitere Runde Schlaf, den wirst du benötigen. Ich habe das Zimmer für dich hergerichtet und deine Sachen nach oben gebracht. Ich werde morgen früh arbeiten müssen, aber du kannst dich gerne bei den Büchern hier bedienen.", dabei deutet er auf die riesige Bücherfront, die sich über die eine Seite des gesamten Wohnzimmers erstreckt. „Ich werde dir allerdings auch Familienbücher herauslegen, dann kannst du darin schon Mal etwas recherchieren.", er zögert und setzt dann nochmal an: „Ich habe deinen Brief übrigens erhalten. Allerdings habe ich es nicht geschafft ihn zu lesen bisher. Die Angst war zu groß, dass du sagen könntest, du willst keinen Kontakt zu mir.", ich stutze und weiß nicht so genau wie ich reagieren soll. Es ist mir beinahe peinlich ihn damals in so verfasst zu haben, allerdings kann ich das jetzt auch nicht mehr ändern. „Das habe ich nicht geschrieben, im Gegenteil, ich habe dir alles erzählt, alles was zu diesem Zeitpunkt wichtig war, es kommt mir vor als hätte ich diesen Brief vor Jahren geschrieben und nicht erst vor ein paar Monaten.", ich muss unwillkürlich lächeln, zu diesem Zeitpunkt dachte ich mein Leben wäre aus dem Ruder gelaufen. Aber jetzt sitze ich hier, in England mit Fieber, wegen einem Gen, das mir der Mann vor mir vermacht hat und mein Leben bricht gerade auseinander, Jake habe ich seit fast einem Monat nicht mehr gesehen und Emmett auch nicht. Genauso wie Holly, die habe ich schon viel länger nicht mehr gesehen. Alles was vorgefallen ist, ist nicht geklärt und ich fühle mich schuldig dafür und hoffe Oliver klärt zumindest ein paar Dinge für mich- Schadensbegrenzung, zumindest ein wenig. Er nickt nur verständnisvoll.
„Du musst den Brief nicht lesen, er stammt gefühlt zumindest, nicht mehr aus meinem Leben... Eigentlich wollte ich auch Henry schreiben, aber ich hatte irgendwie dann keine Zeit mehr dazu.", und schweige dann und starre einfach vor mich hin. „Ich habe ihm bereits gesagt, dass du bei mir bist und er möchte morgen kommen. Wenn es in Ordnung für dich ist natürlich." Er sieht mich unsicher an und ich kann mich darin wieder erkennen. „Es würde mich freuen ihn zu sehen, aber ich könnte es verstehen, wenn er das nicht möchte oder nicht kann. Schließlich habe ich mich ja sehr lange nicht mehr gemeldet.", sage ich voller Reue. „Er nimmt es dir nicht übel, das hat er nie. Seiner Mutter allerdings schon. Am Anfang dachte er ich würde ihn anlügen, als ich sagte, du wärst hier und er wollte mir nicht glauben.", jetzt funkeln seine Augen amüsiert und ich muss auch lächeln. Wir kommen uns wohl doch näher, vermutlich verbindet uns diese Tiersprech-Dings mehr als wir dachten und irgendwie hat es etwas Tröstendes zu wissen, dass man nicht allein ist mit dieser unheimlichen Sache. „Das kann ich mir wirklich gut vorstellen. Es wäre mir genauso gegangen, wenn ihr plötzlich bei mir aufgetaucht wärt." Er nickt nur. „Ich bin sehr froh, dass du da bist. Selbst wenn die Umstände nicht gerade die Besten sind.", seine Stimme ist sanft und die Distanz, die vor ein paar Stunden noch geherrscht hat löst sich langsam auf. „Das bin ich auch, selbst wenn es mich meinen gesamten Mut gekostet hat.", sage ich gähnend, man der Jetlag schlägt langsam echt zu. „Na komm du solltest schlafen. Morgen wird anstrengend und so wie ich Henry kenne wird er dich ziemlich fordern." Er steht auf und ich tue es ihm gleich, nachdem ich mich kurz gestreckt habe, um wieder etwas beweglicher zu werden. Man bin ich steif geworden beim Schlafen. „Du hast recht, ich sollte wirklich schlafen."
Schweigend gehen wir die Treppe hoch und der Stil des kleinen alten Hauses ist durchgängig, man kann im Obergeschoss sogar einige der Balken sehen. An den Wänden hängen Fotos und Bilder. Teilweise auch Kinderbilder von mir, nicht viele aber ein paar, was mich sehr rührt, denn der Drachen hat kein einziges Foto von uns als Familie irgendwo hängen. Er führt mich nach links in das kleine Gästezimmer mit einem schmalen Schrank, der antik aussieht, aber sehr schlicht ist, gegenüberstehend von der Tür, rechts davon sind zwei große Fenster mit den dunkelblauen Fensterläden. An der linken Wand steht das Bett mit Nachttisch und direkt neben der Tür ein kleines Bücherregal aus einem helleren Holz als der massive Schrank. Die Mitte des Raumes ist leer und lässt ihn damit größer wirken, als er es eigentlich ist. Nur ein kleiner runder hellgrauer Teppich lässt es etwas wohnlicher wirken, ansonsten gibt es keinerlei Dekorationen, oder unnötige Dinge, außer, den Sitzsack von, dem er schon in seinem Brief geschrieben hatte, dessen Öffnung Richtung zu Fenster hin ausgerichtet ist. Er hängt von einem der massiven Dachbalken, die in der Decke des Raumes liegen und ist aus ungefärbten Leinen. Ich muss schmunzeln, natürlich hatte er so etwas aufgehangen, selbst wenn er nie wusste, dass ich eines Tages tatsächlich in diesem Zimmer schlafen würde. Geschweige denn überhaupt dieses Haus jemals zu Gesicht bekommen würde, einzig und allein deshalb, weil er die Vorstellung schön fand mich darin sitzen zu sehen und er wusste, dass ich solche Dinge als Kind immer haben wollte, aber meine Mutter nie dazu überreden konnte.
„Danke", ist das Einzige, was ich dazu sage und hoffe er weiß wofür und wie viel mir das insgeheim bedeutet. Ich denke nicht, dass er mich so gut versteht, wie Oliver es tut, denn Oliver ist einfach unglaublich, aber immerhin ist er mein Vater und manche Dinge ändern sich im Leben eben nie unter anderem die meisten Eigenheiten, die man als Kind bereits entwickelt hat und die kennt niemand so gut wie er. „Schlaf gut, bis morgen. Das Bad liegt direkt gegenüber von dir.", sagt er ruhig. „Gute Nacht. Alles klar", erwidere ich ruhig und muss feststellen, dass ich zu meinem Leidwesen langsam aber sicher wach werde, obwohl es sicherlich mindestens halb zwölf hier in England ist, doofe Zeitverschiebung. Ich nehme mein Handy aus dem Rucksack, es ist jetzt gerade mal halb sieben morgens in den USA bei Oliver, also schreibe ich ihm:
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Snowflakes And Forestdreams
FanfictionMein Name ist Filicia Jones, Ich habe jetzt ein Jahr mit meiner Mutter zusammen in Italien gelebt, genauer gesagt in Florenz, jetzt ziehen wir wieder um. Ich weiß nur das die neue Kleinstadt in der Nähe von Seattle liegt, aber es ist mir um ehrlich...