30.Kapitel- Brieftaube (Olivers Sicht)

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Alles klar hier kommt der letzte Teil des Lesewochenendes. Dieses Mal aus Olivers Sicht ich hoffe es gefällt euch☺️.
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Ich bin gerade auf dem Weg nach Hause, als mich das Gefühl überkommt dass es falsch war sie gehen gelassen zu haben, hätte ich das bloß nicht getan. Natürlich weiß ich durch Carlisle Bescheid über ihre besonderen Fähigkeiten, die der Grund für ihre Fieberanfälle sind. Allerdings weiß ich nur sehr wenig darüber ich bin schließlich eine der weniger Quileute, die nicht direkt im Reservat wohnen und nicht vollen Zugang zu allen Sagen haben, außerdem sitze ich zwar im Rat, aber wirklich aktiv bin ich aktuell nicht. Langsam zweifle ich wirklich an meinem Verstand, warum zur Hölle habe ich ihr nicht einfach gesagt ich weiß Bescheid? Vielleicht hätte sie dann keinen Grund mehr gehabt, um zu gehen vielleicht hätte sie bei mir den Halt finden können, den sie benötigt. Jacob wird mir den Kopf abreißen, da bin ich mir absolut sicher. Dennoch hoffe ich immer noch, dass es die richtige Entscheidung war, selbst wenn es sich gerade nicht so anfühlt. Außerdem muss ich Ester von all dem fernhalten, wie ich es mitbekommen habe ist sie nicht die toleranteste Person, was das betrifft, sie war so anders als ich sie kennengelernt habe vor all den Jahren, sie lebte noch in Schweden und war mit ihrem damaligen Freund zusammen, dennoch habe ich mich sofort in sie verliebt und musste all die Jahre an sie denken. An ihren Lebensmut und ihre Wissbegierig, der sie immerzu nachging und sie sich hoch arbeitete in ihrem Studium. Als sie sich dann vor gut anderthalb Jahren wieder bei mir meldete und mir erzählte sie habe sich vor langer Zeit scheiden lassen und lebte nun alleine, da war es so als würde für mich ein lang ersehnter Traum in Erfüllung gehen und ich habe einen Moment lang an meinem selbstsüchtigen Traum festgehalten. Natürlich sagte ich ja, als sie fragte, ob sie mit ihrer Tochter zu mir ziehen könnte, sie bräuchte dringend eine Bleibe, ihr Ex-Mann würde sie wieder tyrannisieren und sie dazu drängen Kontakt mit ihm aufzubauen, obwohl sowohl sie als auch ihre Tochter, dies nicht wollten. Wir trafen uns einige Male auf ihren Geschäftsreisen in der Nähe und für sie stand die Entscheidung als das Jobangebot kam dauerhaft hier zu arbeiten schon längst fest, obwohl ich glaube, dass das mit dem dauerhaft auch so eine Sache ist. Ich war überglücklich und hatte das nicht richtig überdacht.... Ich werde mir diesen kurzen selbstsüchtigen Moment nicht verzeihen, ich hätte an Filicia denken müssen, die mich zu diesem Zeitpunkt noch nicht ein einziges Mal gesehen hatte. Auch Grace, die mit einer weiteren „Schwester" total überfordert ist hätte eine bessere Situation verdient, sie hatte vorher schon solche Schwierigkeiten, wie naiv von mir zu denken, sie würden sich anfreunden können und sich gegenseitig Halt geben. Und Mia, oh Mia, sie trifft es doch am härtesten, sie hat sich an Ester gebunden und es würde ihr das Herz brechen, wenn sie wieder gehen würde und das wird sie sehr bald sogar, das spüre ich. Ich biege in den kleinen Pfad ein, der zu meinem Haus führt, das Auto von Ester ist wieder nicht da. Ich seufze leise, immerhin hat Avery Mia und Grace abgeholt, somit sind die beiden nicht unbeaufsichtigt. Filicia hat mich gebeten mich bei allen melden soll, na ja nicht allen, aber bei Jacob und Emmett. Ich habe sie so fest in mein Herz geschlossen, wie ich es nie erwartet hätte, aber als sie anfangs hier ankam, total verschreckt und abweisend, da wusste ich genau wie sie sich fühlt. Und ich wollte es besser machen, besser für sie. Es war auch der Moment, in dem ich realisierte, dass Ester nicht die ist, die sie vorgab zu sein. Vielleicht hätte ich sie einfach an diesem Tag vor die Tür setzen sollen, doch ich konnte nicht... Ich konnte Filicia nicht im Stich lassen. Das konnte ich nie, Jugendliche in Not im Stich lassen.
Ich gehe die Treppe hoch und hole Mias Hund, danach setze ich mich wieder ins Auto und fahre los erst Mal zu Billy und Jacob, Billy hat schon mehrmals durchsickern lassen, wie sehr er unter der Abwesenheit von ihr leidet und wie sehr ihn die Schuldgefühle plagen. Es ist kein gutes Gefühl auf den vertrauen Hof zu fahren vor das kleine Haus und ich muss schlucken, wie zum Teufel soll ich das erklären? Wie soll ich erklären, dass sie nicht mal weiß, wann sie wieder kommt? Ob sie wiederkommt. Was würde sie denn zurückkommen lassen? Ich, Jacob, Emmett, vielleicht noch Holly? Ich denke nichts kann so stark sein, Blut ist immer dicker als Wasser und sie hat hoffentlich ihre Familie wiedergefunden. Einige Minuten sitze ich hier und sammle mich kurz. Danach stehe ich auf und klingle und warte kurz ein niedergeschlagener Billy öffnet die Tür und sieht mich mehr als überrascht an.
„Werde ich nicht herein gebeten alter Freund?", frage ich ihn und versuche zu scherzen, um die Situation aufzulockern. „Ich hoffe nur du hast keine allzu schlechten Nachrichten.", dabei versucht er zu schmunzeln. „Das kann ich selbst gar nicht so genau beurteilen, aber ich werde euch alles erzählen, was in den letzten Wochen passiert ist, vielleicht hilft das. Ist Jake denn da?", frage ich vorsichtig und gehe gefolgt von Billy in das kleine Wohnzimmer, indem der Kamin leise vor sich hin knistert. „Jacob, Oliver ist hier!", ruft er die Treppe hinauf und rollt dann ins Wohnzimmer, ich lasse mich währenddessen, auf die Couch sinken. Keine Minute später poltert ein Jacob die Treppe hinunter und fällt dabei fast, er ist ungewaschen und seine Augenringe reichen ihm beinahe bis unter die Kniekehlen, das Shirt voller Flecken. Seine Wangen sind eingefallen und er wirkt eindeutig so als hätte er stark abgebaut, genauso wie Filicia bevor sie sich dazu entschlossen hatte nach England zu fliegen.
„Geht es ihr gut? Ist etwas passiert?", sein Blick wirkt gehetzt und ängstlich. Ich muss schlucken, ich habe ihn noch nie in meinem ganzen Leben so gesehen, selbst die ganze Scheiße mit Bella hat ihn nie so fertig gemacht, aber offenbar hat Filicia eine größere Macht auf ihn als sie es jemals hatte. „Es geht ihr gut, beruhige dich setz dich, dann werde ich euch alles erzählen.", jetzt zittert er sogar beinahe unkontrolliert, also lasse ich ihm ein bisschen Zeit, bis er sich beruhigt, als er das dann getan hat setzt er sich hin und sieht mich auffordernd an. „Sie ist zu ihrem Vater geflogen.", beide sehen mich verwirrt an, schaffen es aber beide nicht irgendetwas zu erwidern. „Sie sitzt gerade im Flieger nach Chicago, ich habe sie eben nach Seattle gebracht.", nervös knete ich die Hände und weiß gar nicht so genau, was ich jetzt sagen soll, also fange ich von Anfang an, dem Tag, an dem Carlisle sie zu mir nach Hause gebracht hat. „Carlisle hat sie an diesem einen Nachmittag nach Hause gebracht sie war vollkommen abgekapselt, ich konnte überhaupt nicht mit ihr sprechen. Ich habe sie versucht zu fragen, was passiert ist, aber sie hat einfach nicht geantwortet.", ich muss schlucken. „Dann hat Carlisle mir erzählt, dass sie über die Cullen jetzt Bescheid weiß und dass sie damit wohl nicht gut klarkam. Nicht jeder ist sie Bella, die das einfach bereitwillig hingenommen hat. Dazu die Tatsache, dass sie ein animalis intellecti ist, das muss sie eben auch verarbeiten. Ich sollte ihr Zeit geben und darauf vertrauen, dass sie das wieder hinkriegt.", im Nachhinein muss ich echt überlegen, ob ich nicht damit einen riesigen Fehler gemacht habe. „Wochen lang konnte ich ihr gerade mal etwas zu essen bringen, sie ist nicht rausgekommen, wenn Grace da war und hat das Bad nur sporadisch benutzt. Ich wurde immer verzweifelter.... Aber es wurde und wurde nicht besser. Und dann gestern bin ich nach Hause gekommen und habe wie immer geklopft, um nach ihr zu sehen. Dieses Mal hat sie ich hereingebeten, sie hatte ihr Bett abgezogen, den Koffer gepackt und sogar geduscht. Dazu hat sie auf mich gewartet, ich war einfach nur erleichtert, dass sie überhaupt mit mir gesprochen hat und so etwas wie Energie hatte. Ich habe mit ihr zusammen gegessen und sie sagte mir sie müsse nach England zu ihrem Vater, sie hat Fragen, die nur er beantworten kann und ich konnte ihr nichts entgegensetzen, schließlich weiß sie ja auch gar nicht, dass ich von ihrer Situation weiß. Also haben wir den Flug gebucht und ich habe sie vor ein paar Stunden zum Flughafen gebracht.", jetzt schweige ich vor mich hin, die ganzen Eindrücke der letzten Tage scheinen einfach so komisch, habe ich das tatsächlich getan. Abgesehen von dem Streit, den ich mit Ester am Abend hatte, bei dem es darum ging, wie es wagen konnte ihre Tochter dabei zu unterstützen ihren Vater zu besuchen, über ihren Kopf hinweg. Und ja man mischt sich eigentlich nicht in die Erziehung des Partners, aber wenn die Erziehung einfach nur scheiße ist kann ich mich eigentlich nicht zurückhalten. „Du hast was?", sagt Jake jetzt entsetzt. „Du hast sie einfach gehen lassen?", seine Augen sind traurig, aber vor allem spiegelt sich Zorn darin wieder, „Wann kommt sie denn wieder?", Jacob steht die pure Verzweiflung ins Gesicht geschrieben und ich werfe Billy einen unsicheren Seitenblick zu, dieser reagiert sofort und legt seinem Sohn beruhigend die Hand auf die Schulter. „Sie hatte keine andere Wahl, sie muss ihre Fähigkeiten unter Kontrolle bekommen und da kann nun mal nur ihr Vater helfen.", Jake sieht seinen Vater verzweifelt an und ihm treten Tränen in die Augen. Wie ein kleiner Junge sagt er nur: „Aber wann kommt sie denn wieder?". Auch bei mir bildet sich auch ein Kloß im Hals, sodass ich mich räuspere und antworte dann leise. „Das wusste sie selbst nicht.", ich sage ihm bewusst nicht, dass sie nicht mal wusste, ob sie überhaupt zurückkehrt, damit will ich ihn wirklich nicht belasten. Jetzt sackt er endgültig zusammen, er lässt den Kopf hängen und schluchzt leise vor sich hin. Nicht mal sein Wolf ist in der Lage an die Oberfläche zu kommen, um ihn zu schützen, normalerweise wäre das eine der Situationen, in der er sich verwandelt und erst Mal ein paar Tage im Wald verschwindet, aber nein, er sitzt hier und fähig überhaupt seine Wolf hervor zu bringen. „Sie hat mich gebeten es dir zu sagen und zu erklären, warum sie das getan hat, sie hat ein schlechtes Gewissen, ohne dir Bescheid zu sagen einfach zu gehen. Sie wollte nur nicht aufgehalten werden.", das hatte sie mir im Vertrauen gesagt, bevor sie abgeflogen ist und ganz ehrlich ich kann es verstehen. Ich glaube ich hätte es auch nicht übers Herz gebracht zu fliegen, wenn Jacob so vor mir gesessen hätte.
„Natürlich hätte ich sie aufhalten wollen, es supergefährlich für sie mit Fieber zu fliegen, außerdem hätten wir das auch so geschafft.", er wirkt so frustriert und ich weiß wirklich nicht, wie ich es schaffen soll ihn aufzumuntern. „Jake es war ihre eigene Entscheidung, es war alles zu viel für sie und bei ihrem Vater kann sie sich zumindest für kurze Zeit auf sich selbst konzentrieren und Energie sammeln, um die Probleme hier zu lösen und sich mit diversen Menschen auszusprechen, auch dir.", Jake schweigt eine Zeit lang, ich kann sehen, wie er sich einigermaßen wieder fängt und sich zurückhält. Ich hoffe er schafft es die ganze Situation etwas nüchterner zu betrachten und weniger emotional, niemandem nutzt es etwas, wenn er das ganze jetzt so überstürzt betrachtet.
Am allerwenigsten ihm selbst. Als er merkt, dass er nicht mehr aus mir herausbekommen wird zieht er sich in sein Zimmer zurück. Billy sieht mich ausdrucklos an. „Wie sind wir bloß in diese Situation geraten?" „Tja Billy, das kann dir wohl niemand so schnell beantworten, aber ich denke es ist nur eine Frage der Zeit, bis sich das alles klärt.", dabei kann ich mich fast selbst davon überzeugen, wobei ich mir bei Filicia schon sicher bin, aber das Gefühl, das Ester sich immer weiter von mir entfernt und bald wieder wegziehen wird, lässt mich nicht los. Der Gedanken, dass sie Filicia wieder mitnehmen wird, macht mich nahezu krank. Sie wird wieder entwurzelt. Damit kann ich einfach nicht leben. Doch das Gefühl verdränge ich schnell, das kann ich mir jetzt nicht anmerken lassen. Ich finde es traurig, dass wir es nicht schaffen uns an einen Tisch zu setzen und eine Aussprache abzuhalten, jeder würde davon profitieren, aber manchmal ist eben nicht so einfach wie es scheint.
„Das hoffe ich, Oliver ehrlich.", sagt Billy düster. „Ich denke ich sollte fahren, ich vermute Ester sollte bald wieder zu Hause sein.", ich muss mir leider eingestehen, dass meine Stimme distanziert wird als ich Esters Namen erwähne. „Es läuft nicht gut, oder?", fragt Billy vorsichtig. Ich hatte mich gerade erhoben, doch seine Frage bringt mich dazu mich wieder zu setzen, beziehungsweise fallen zu lassen. „Nein, sie wird gehen. Sie plant das schon.", sage ich sehr ruhig, aber es fällt mir schwer. „Du warst doch so euphorisch, als sie zu dir ziehen wollte, was ist passiert?", er scheint wirklich verwirrt und ich kann es nachvollziehen, denn ich weiß noch wie stolz ich ihm verkündet hatte endlich wieder jemanden zu haben. „Die Realität, wir streiten uns ständig, sie ist auch nicht bereit mit mir vieles zu klären. Und ich weiß ich mische mich in ihre Erziehung ein, aber ich konnte nicht anders, Filicia zu liebe... und jetzt redet sie so gut wie gar nicht mehr mit mir.", ich seufze und fühle mich echt müde. Billy nickt verstehend. „Versuch mal mit ihr offen zu sein, vermutlich sieht sie sich selbst in einer Opferposition, in der sie sich überhaupt nicht befindet.", ich nicke nur. „Das würde ihr defensives Verhalten mir gegenüber erklären, wenn immer ich nicht mit ihr einer Meinung bin rastet sie vollkommen aus oder redet kein einziges Wort mit mir. Dazu kommt, dass sie nicht mehr bereit ist sich in den Haushalt positiv einzubringen, ich gehe wieder allein einkaufen, sie passt nicht auf Mia auf, Avery muss häufig einspringen, wenn sie zugesichert hatte auf sie aufzupassen. Ich muss diesen Hund überall mit hinnehmen, denn Averys neuer Lebensgefährte kommt mit ihm nicht klar...", ein seufzen entfährt mir. „Warum willst du dann, dass sie bleibt?", fragt Billy mich eindringlich. „Sie wird Filicia wieder mitnehmen, sie ist noch nicht volljährig und dann? Ich habe mit Grace gesprochen und mit ihr die Sache mit Filicia klären können, sie war so überfordert von dem Gedanken noch eine Schwester zu haben, die Aufmerksamkeit braucht. Sie wurde so eifersüchtig, dass sie das alles für nötig hielt.", mein Versagen erschlägt mich. „Der Einzug von Ester war so selbstsüchtig von mir... ich habe niemandem einen Gefallen damit getan." Billy legt die Hand auf meine Schulter. „Nein das hast du nicht, aber jeder macht Fehler. Du wirst das schon schaffen Filicia kann sicherlich selbst entscheiden, wo sie lebt, aber solange Filicia noch weg ist, würde ich nicht zu viel darüber nachdenken." „Genau das ist ja das Problem, alles Dinge die sich erst entscheiden können, wenn sie wieder da ist. Sie ist kaum weg, da sollte sie eigentlich schon wieder zurückkommen. Sie kann das doch alles nicht so zurücklassen? So ungeklärt.". Die Frustration steigt über allen Maßen, warum habe ich sie in dieser Situation einfach gehen lassen?

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