24. Kapitel- Scheiß Fieber

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Ich schlief die ganze Nacht nicht gut, immer wieder wurde ich von den Alpträumen geweckt. In den einen redeten permanent irgendwelche Tiere mit mir, wobei reden das falsche Wort ist, sie schrien mich an und zwar so laut, dass es in meinen Ohren klingelte und ich irgendwann vor Schmerz in die Knie sank und versuchte das Ganze auszublenden. Das ging so lange, bis ich schweißgebadet aufwachte, kurz durchatmete und mich dann umdrehte um weiter zu schlafen und den nächsten Alptraum glitt, bei dem ich von Jake und anderen komischen Wölfen durch den gesamten Wald gejagt wurde, ich wachte immer an derselben Stelle auf, nämlich dann, wenn ich umknickte und mein Bein unnatürliches Knacken von sich gab und höllisch anfing zu schmerzen. Dieser Traum belastet mich allerdings deutlich stärker als der erste. Und nachdem ich ihn zwei Mal hintereinander geträumt habe, kann ich jetzt einfach nicht mehr.

Deshalb sitze ich gerade um halb sechs morgens auf der Bettkante und hoffe inständig, dass das Sprichwort, das besagt, dass der erste Traum, den man an einem neuen Ort hat, wahr wird, nicht zutrifft. Davor habe ich gerade am meisten Angst, ich möchte so sehr, dass er Recht hat und ich ihm glauben kann, er soll, genauso wie er es gesagt hat, kein blutrünstiges Monster sein.
Er soll der süße liebe Jake bleiben, der er am Anfang war.
Nur, dass er sich in einen Wolf verwandeln kann, obwohl nur etwas untertrieben ist. Aber es ist meine einzige Hoffnung, mein einziger Wunsch, mit dem Rest, das denke ich zumindest, wobei ich mir dabei auch nicht so sicher bin, könnte ich leben.

Ich schaffe es einfach nicht meinen Kopf zum Stillstand zu bringen, also sitze ich einfach nur dem Bett und starre auf den ausgeblichenen Teppich unter meinen Füßen. Nach ein paar Minuten richte ich mich auf und schleiche mich leise durch den Flur auf Toilette, nachdem ich gefühlt eine Minute im Flur nach dem Lichtschalter gesucht habe. Im Bad wasche ich mir das Gesicht mit kaltem Wasser und ich atme einmal tief durch.
Als ich in den Spiegel sehe, merke ich wie fahl meine Haut wirkt und wie ungesund ich aussehe. Ich habe tiefe Schatten unter den Augen, in denen ein Hauch von Verzweiflung zu sehen ist, sie sind nicht wie normal haselnussbraun, sondern beinahe schwarz. Ich trockne mein Gesicht ab und lass kurz den Kopf hängen, bevor ich die Tür wieder öffne, um mich so leise wie möglich zurück in mein Zimmer zu schleichen, es wäre äußerst peinlich Jake zu wecken und damit zugeben zu müssen, die halbe Nacht nicht geschlafen zu habe, obwohl es mir so schlecht ging, beziehungsweise immer noch geht.
Als ich an Jakes Tür vorbei komme höre ich ein leises Schnarchen, worüber ich wirklich erleichtert bin, allerdings passe ich durch meine Erleichterung nicht richtig auf beim nächsten Schritt und trete auf ein knarrendes Brett, als ich dann aus Schreck den nächsten Schritt genauso unbedacht mache, ertönt unter meinem rechten Fuß ein noch viel lauteres Knarren, was sogar mich zusammenzucken lässt.
Als dann auch noch das Schnarchen aussetzt beginnt mein Herz zu rasen und ich flüchte mich so schnell ich kann zur Tür am anderen Ende des Flurs, dabei achte ich natürlich nicht mehr auf die Lautstärke meiner Schritte, das einzige Ziel das ich verfolge, ist das ich mich gerade so noch in das Bett legen kann, um so zu tun als hätte ich die ganze Zeit geschlafen und er hätte sich die Schritte nur eingebildet.
Natürlich seeehhhrrr riskant und seeehhhrrr unwahrscheinlich, dass er mir das auch nur ansatzweise glaubt, aber ich habe ich die halbe Nacht nicht geschlafen, habe leichtes Fieber und es ist halb sechs morgens, ich erwarte von meinem Gehirn keine Höchstleistungen.
Und wie zu erwarten erbrachte es auch keine. Denn gerade als ich die Hand auf die Tür legen könnte höre ich ein vorwurfsvolles:
„Warum bist du schon wach? Was machst du da?“,
von einem ziemlich übermüdeten Jake, der gerade eben aus seinem Zimmer gekommen ist.
Ertappt drehe ich mich um und lege mir eine Lüge zurecht in der Zwischenzeit bringe ich ein wenig hilfreiches und meine Unglaubwürdigkeit noch unterstreichendes, „Ähhm.“ heraus.
„Ich war nur kurz auf Klo?“,
sage ich, wobei es sich deutlich stärker nach einer Frage anhört.
Wow Filicia, man bist du überzeugend.... Nicht.
Jake seufzt.
„Und jetzt bitte nochmal die Wahrheit.“,
man merkt, dass er leicht gereizt ist, vielleicht sollte ich jetzt wirklich nicht mit dem Feuer spielen, immerhin meinte er, dass er sich wegen Wut verwandeln würde und das muss nun wirklich nicht sein, allerdings ist es auch echt schwer sich zu konzentrieren, wenn der nur in Schlafanzugshose ohne Shirt vor einem steht und total die niedliche Morgenfrisur hat und dabei auch noch verschlafen ist.
Wie soll man sich bei so einem Anblick fokussieren?
Er kommt näher auf mich zu, als ich immer weiter meine Lippe mit meinen Zähnen malträtiere. Unverbindlich sage ich dann einfach:
„Ich konnte nicht mehr schlafen, ich war nur kurz im Bad.“
Allerdings schaffe ich es nicht es sonderlich glaubwürdig zu wirke, denn mittlerweile steht Jake direkt vor mir und ich starre geradezu auf seine nackte Brust. Dazu kommt auch noch, dass mir der Alptraum noch in den Knochen steckt. Bevor ich noch was sagen kann, legt Jake seine riesengroße total warme Hand auf meine Stirn. Dann runzelt er die Stirn:
„Du hast aber gar nicht mehr so hohes Fieber.“,
dann sieht er mich kurz überlegend an und mir ist durch seine Nähe das erste Mal unwohl, was ich wirklich bedaure, sehr sogar.
„Was ist los?“,
fragt er dann und seine braunen Augen mustern mich sowohl kritisch als auch besorgt.
Ich habe schützend meine Arme vor dem Bauch verschränkt und mache automatisch etwas kleiner, dazu traue ich mich nicht mal ihn richtig anzusehen, sondern starre etwas auf meine Füße.
Als ich den Mund aufmache, fügt er bevor ich überhaupt einen Ton sagen kann:
„Wenn du nichts sagst, glauben wir das beide eindeutig nicht.“
Er sieht mich mahnend an wobei er wirklich müde und etwas verzweifelt aussieht. Sein Blick ist so flehend, dass ich es nicht übers Herz bringen kann ihn anzulügen.
„Ich hatte Alpträume.“,
sage ich leise und traue mich nicht ihn anzusehen.
Er seufzt leise und sagt dann mehr zu sich.
„Natürlich, das hätte ich mir ja auch denken können.“,
komischerweise scheint er sauer auf sich selbst zu sein.
Dann fragt er leise:
„Hattest du auch welche von mir?“
Mein Herz beginnt noch schneller zu schlagen, als er mich daran erinnert und ich antworte ihm nicht, weil ich mich dafür schäme und eigentlich damit selbst fertig werden wollte.
Ich starre mir einfach stumm auf die Füße und fühle mich deutlich unwohl.
Jake geht noch einen Schritt auf mich zu und er nimmt mein Gesicht in die Hände und bringt mich dazu ihn anzusehen.
Als ich in seine Augen sehe, merke wie sehr es ihm weh tut als ich ganz leise, als hätte er Angst vor der Antwort fragt:
„War ich in deinen Alpträumen?“
Als ich genauso leise:
„ Ja.“,
antworte, sehe ich wie seine Augen sich verdunkeln, dabei lässt er mein Gesicht los.
„Was hast du geträumt?“,
fragt er trocken, als müsste er sich selbst unter Kontrolle halten.
Verunsichert sehe ich ihn an, soll ich ihm das wirklich sagen?
Er wäre sicher total enttäuscht von mir, andererseits würde er dann nicht fragen.
„Du hast mich gejagt mit anderen Wölfen, die so ähnlich aussahen wie du.“,
ich stoppe kurz und sehe wie Jake merklich schluckt, dann fahre ich fort.
„Als ich dann hingefallen bin und mir dabei das Bein brach und ihr mich eingeholt habt, bin ich immer aufgewacht.“
„ Du hast Angst vor dem Wolf in mir.“,
stellt er fest und nimmt mich einfach in den Arm und ich zucke kurz zusammen, etwas überrumpelt von seiner Umarmung, zumal er immer noch halb nackt ist.
„Ich wollte nicht, dass du Angst vor mir hast.
Es tut mir leid, ich hätte dir das Alles besser erklären sollen und für dich da sei müssen.“.
Ich entspanne mich langsam automatisch und lege den Kopf an seine Brust, ich verstehe nicht, warum er sich bei mir entschuldigt.
„Es ist nicht deine Schuld. Ich bin einfach nur etwas überfordert mit allem.“, sage ich leise.
Jake streicht mir über den Rücken und hebt mich dann hoch.
„Deshalb brauchst du Schlaf.“
Verwirrt sehe ich ihn an und klammere mich an seinen Hals.
„Was?“,
frage ich verwirrt, während Jake mit mir in die Richtung seines Zimmers geht.
„Wenn man so viel um die Ohren hat und so wie du einiges zu verarbeiten hat, muss man viel schlafen, damit man das schafft. Und damit du keine Angst vor Alpträumen hast verspreche ich dir dich zu wecken und für dich da zu sein, wenn du einen hast.“,
sagt er als Wiedergutmachung für meine Angst vor ihm, vermutlich möchte er mir auch durch seine Nähe beweisen, dass er mir tatsächlich nichts tut.
Etwas unsicher und verwirrt sage ich: „Ähm okay.“

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