Wings

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„Oh lights go down
In the moment we're lost and found
I just wanna be by your side
If these wings could fly"
~ Birdy

"Hey" Christian kommt motiviert auf mich zugelaufen. Ich nicke. "Hi" antworte ich so motiviert wie möglich, aber wirklich abnehmen kann ich mir die gespielte gute Laune nicht. "Wie geht's dir?" fragt Christian. Wie geht's mir. Gute Frage... Auf dem Weg vom Flughafen hierhin waren meine Gedanken ein hin und her aus 'Ich trainiere jetzt, gewinne mit Christian die Profichallenge und sehe ihn dann nächste Woche wieder' und 'Was wenn sich in dieser Woche alles ändert? Was wenn wir es doch nicht schaffen?' Ich schaue nach unten auf meine Schuhe. Dann schaue ich Christian an. "Ich will trainieren. Und gewinnen" erkläre ich. "Und ähm, nicht drüber sprechen. Zumindest heute nicht" Christian nickt. "Alles klar. Aber falls doch - ich höre zu" Ich nicke. "Ich weiß, danke" Ich lege meine Sachen ab und ziehe meine Tanzschuhe an. "Wann kommen eigentlich die Kameras?" frage ich so gleichgültig wie möglich, obwohl ich nicht unbedingt will, dass mich jemand so sieht und erst recht nicht so filmt. Aber es ist nunmal so, dann will ich mich wenigstens drauf einstellen. "Wenn alles gut klappt, dann heute gar nicht" Fragend schaue ich Christian an. "Wieso das denn nicht?" frage ich. "Andrzej, Kathrin, Robert und ich haben gesprochen, wir trainieren ja alle in der Nähe und wir 4 werden von 2 Kamerateams gefilmt. Und wir konnten RTL überreden, dass heute Kathrin und Andrzej dran sind und wir und Robert erst morgen" erklärt Christian. Dankbar schaue ich ihn an. "Was würde ich nur ohne euch machen" Christian zuckt mit den Schultern. "Ach, das war doch nichts großes" winkt er ab. "Trotzdem, danke. Ganz ehrlich" Christian nickt. Dann machen wir uns warm und fangen an zu trainieren. Es wird ziemlich schnell ziemlich anstrengend, wir haben aber auch schnell eine Vorstellung davon, wie es am Ende aussehen soll. Vor allem aber macht es echt super viel Spaß mit Christian zu tanzen und es lenkt mich zumindest ein bisschen ab.

"Wollen wir noch was zu essen bestellen oder so?" fragt Christian als wir nach dem Training raus gehen. Ich schüttle den Kopf. "Heute nicht" lehne ich ab. "Sicher?" fragt er. Ich nicke. "Ja, ich fahre nach Hause" Christian zögert. "Nicht mal noch was trinken?" fragt er. "Entweder bei dir oder du kommst mit zum Savoy?" fragt er weiter. "Ne, wirklich nicht" sage ich nochmal. "Wann anders, okay?" Unentschlossen steht er vor mir. "Was ist denn?" frage ich. "Ich verstehe ja, wenn du beim Training nicht reden willst, aber wie gesagt, ich höre gerne zu, ich hab Zeit" erklärt er. "Christian, danke, wirklich, aber nicht jetzt, okay?" Christian nickt und seufzt. "Okay" bestätigt er dann. "Bis morgen" verabschiede ich mich. "Bis morgen" Ich gehe zu meinem Auto und fahre nach Hause. Ich fühle mich wie ferngesteuert, das alles passiert einfach. Dann stehe ich in meinem Wohnzimmer. Es ist so ordentlich. Bis heute morgen lagen noch gefühlt überall Lucas Sachen rum! Ich schaue in die Küche. Auf der Theke steht einiges an Obst und auch die Schränke sind voll. Luca meinte am Freitag, er müsse unbedingt noch einkaufen gehen bevor er fährt. Ich hab aber keinen Hunger. Und erst recht keinen Appetit! Ich atme einmal tief durch. Als ich ausatme fange ich an zu weinen. Es ist als würde ich mir selber erst in dem Moment erlauben etwas zu fühlen. Ich vermisse ihn. Ich vermisse Luca. Ich will bei ihm sein. Ganz ruhig stehe ich in meiner Wohnung während mir die Tränen über die Wange fließen. Irgendwann fange ich an zu schluchzen. Ich gehe zum Schrank und nehme mir ein Taschentuch. Dann wische ich die Tränen weg und putze mir die Nase. Das ist doch bescheuert, es ist nur eine kleine Woche! Ich nehme mein Handy. Zahlreiche Nachrichten, von Andrzej, von Natalie, von meiner Mama, aber keine von Luca. Ohne irgendeine zu lesen lege ich das Handy wieder weg. Ich gehe ins Bad, stelle mich unter die Dusche und lasse das Wasser auf mich prasseln. Nur eine Woche. Aber was wenn in der Woche doch irgendwas passiert? Ich schließe die Augen. Ich atme tief ein und aus. Komm schon, Christina, reiß dich zusammen!

Als ich aus der Dusche komme ziehe ich mir eine Jogginghose und Lucas Pulli an. Er riecht nach ihm. Ich kuschle mich mit dem Pulli und nassen Haaren aufs Sofa. Ich schaue wieder auf mein Handy. Immer noch keine Nachricht von Luca... Dann klingelt es. Wer ist das denn jetzt? Ich öffne die Tür und schaue wer hoch kommt. "Mama!" Ich laufe ihr entgegen und umarme sie stürmisch. Ich will weinen, ich will alles rauslassen! Aber schnell löst sie sich wieder von mir. "Hallo, mein Schatz" Ich lasse sie rein und begrüße meinen Papa. "Was macht ihr denn hier?" frage ich. "Wir haben geschrieben, dass wir kommen" erklärt sie. "Sorry, ich hab echt gar keine Nachrichten gelesen heute" erkläre ich. "Alles gut, wir wollten nur nach dir schauen" Ich nicke. "Danke" bringe ich gerade noch so raus. Ich presse meine Lippen zusammen und merke, wie sich Tränen in meinen Augen sammeln. "Komm her" Meine Mama nimmt mich wieder in den Arm und drückt mich feste. Ich fange an zu weinen und kann kaum aufhören. Wir setzen uns aufs Sofa. Die ganze Zeit umarmt sie mich und ich fühle mich wieder geborgen und kann endlich mal alles raus lassen.

Where words fail, music speaksWo Geschichten leben. Entdecke jetzt