Hold on

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„Loving and fighting, accusing, denying
I can't imagine a world with you gone
The joy and the chaos, the demons we're made of
I'd be so lost if you left me alone"
~ Chord Overstreet

Ich schaue auf die geschlossene Tür. Die hinter Luca zu gefallen ist. Ich merke, wie Tränen über meine Wangen laufen. Ich wische sie weg, aber es kommen direkt neue. Plötzlich schnappe ich nach Luft. Offensichtlich hab ich ein paar Atemzüge ausgesetzt. Meine Beine geben unter mir nach und plötzlich liege ich auf dem Boden. Meine Tränen fließen immer weiter. Was ist gerade passiert? Ich setze mich hin und fange an, kontrolliert ein und aus zu atmen. Irgendwann beruhige ich mich einigermaßen. Ich gehe zum Wohnzimmer und nehme mein Handy. Ich will ihn anrufen. Ihm alles erklären. Aber ich bin wahrscheinlich die letzte, mit der er jetzt sprechen will. Ich rufe Andrzej an. Bitte, bitte geh ran! „Hallo?" fragt er müde ins Telefon. „Andrzej!" rufe ich erleichtert. „Ich bin's" sage ich. „Bambi, alles okay?" fragt er. „Nein" In meinem Hals bildet sich ein dicker Kloß und ich bin schon wieder den Tränen nahe. „Kannst du... kannst du vorbei kommen?" frage ich während ich versuche, meine Tränen weg zu blinzeln. „Ja klar" Andrzej klingt ein bisschen wacher. „Ich komme. So schnell ich kann" sagt er direkt. „Danke" antworte ich. „Bis gleich" sagt Andrzej. „Bis gleich" antworte ich und lege auf. Ich lasse mich aufs Sofa fallen. Während ich auf Andrzej warte kommen mir immer wieder die Tränen, aber ich versuche sie zurückzuhalten. Ich winkle meine Knie an und lege meinen Kopf darauf. Die Zeit bis Andrzej kommt fühlt sich ewig an, gleichzeitig höre ich aber auch irgendwie gefühlte 5 Minuten später die Klingel. Ich renne schon fast zur Tür und öffne sie. Andrzej kommt die Treppe hoch gelaufen. Als er an meiner Wohnungstür ist, falle ich ihm in die Arme. Andrzej schiebt mich noch in die Wohnung bevor er die Tür zu macht. „Shh, ganz ruhig" sagt er und hält mich fest. Meine Tränen fangen an zu fließen. Ich löse mich ein Stück von ihm. „Andrzej, Luca hat" schluchze ich, aber weiter komme ich nicht. Andrzej zieht sich schnell die Schuhe und Jacke aus. Ich lehne mich wieder weinend an ihn. Er hebt mich hoch und geht mit mir ein paar Schritte. Wir setzen uns auf mein Sofa. „Ich mochte Luca zwar bis eben noch, aber ich mache ihn sowas von fertig" meint Andrzej. Ich schüttle den Kopf. „Ich habe" Weiter komme ich nicht. Ich lehne mich an Andrzej und heule mich an seiner Schulter aus. Er tröstet mich. Irgendwann lehne ich mich wieder zurück. Erst jetzt fällt mir auf, dass Andrzej im Pyjama hier ist. „Hab ich dich geweckt?" frage ich. „Nein, ich bin immer bis viertel nach 1 wach und warte auf deinen Anruf" scherzt Andrzej, aber wirklich lachen kann ich darüber nicht. „Also, was ist denn passiert?" fragt er. Ich habe schon wieder so einen dicken Kloß im Hals. Ich schaue nach unten. „Luca wollte mich küssen" - „Schon wieder?" fällt Andrzej mir ins Wort. „Du wolltest das doch letztens schon nicht, wieso hat er" beschwert er sich schon. „Andrzej!" stoppe ich ihn. Er schaut mich fragend an. „Ich habe" mir kommen wieder die Tränen. „Ich hab ihm jedes nur erdenkliche Signal dafür gegeben. Wirklich!" erkläre ich. „Und dann?" fragt Andrzej. „Im wirklich allerletzten Moment hab ich mich weg gedreht" Wieder fließen mit Tränen über die Wange. „Und dann, dann ist er gegangen" Ich lehne mich wieder an Andrzej. „Wie, er ist gegangen?" fragt Andrzej. „Er ist aufgestanden, hat sich die Schuhe angezogen und seine Tasche genommen und ist gefahren" erkläre ich. „Zu seinem Apartment in Düsseldorf. Glaube ich zumindest" Langsam beruhige ich mich wieder. „Oh man, was wenn ich jetzt alles kaputt gemacht habe?" Ich schaue Andrzej ängstlich an. „Bambi, wenn du nicht willst, aus welchem Grund auch immer, dann war das die richtige Entscheidung" sagt Andrzej. „Aber warum wolltest du denn eigentlich nicht?" fragt er mich. Ich zucke mit den Schultern. „Irgendwie, ich weiß nicht, da war so eine Blockade in mir" versuche ich zu erklären. „Dann war das die richtige Entscheidung, du musst doch nichts tun wozu du nicht bereit bist" sagt Andrzej. Ich zucke mit den Schultern. „Aber, ach, ich weiß auch nicht" Ich schaue nach oben. „Andrzej, du hattest Recht, die ganze Zeit, ich mag Luca und zwar echt richtig gerne. Der will doch nie wieder mit mir sprechen" Während ich das sage versuche ich meine Tränen zurück zu halten. „Bambi" Er legt seine Hand auf meine Schulter. „Luca mag dich mindestens genau so gerne" Ich schaue ihn erstaunt an. „Glaubst du - glaubst du wirklich?" frage ich nach. „Ja klar!" Andrzej zieht mich nochmal an sich. Ich lege mich auf seinen Schoß. Andrzej streicht meine Haarsträhnen aus dem Gesicht. „Aber jetzt doch nicht mehr" sage ich. „Nur weil du noch etwas Zeit brauchst? Also wenn er dich so mag wie ich denke, dann wird er das auf jeden Fall akzeptieren" Ich habe doch tatsächlich sowas wie ein kleines Lächeln auf den Lippen. „Andrzej" Ich schaue ihn an. „Ich hab Angst" sage ich. Andrzej lächelt. „Das ist gut. Das bedeutet, dass es echt ist" meint er. Dass es echt ist? Das was zwischen uns ist? Was ist das denn? Was ist echt? „Aber wovor hast du denn Angst?" fragt Andrzej. Ich überlege kurz. Davor, dass sich das wiederholt. „Verletzt zu werden" antworte ich. Deswegen bin ich so vorsichtig. Wenn nichts zwischen uns passiert, kann ich auch nicht nochmal so verletzt werden. „Ich hab Angst, dass sich das von letztem Jahr wiederholt" erkläre ich nochmal genauer. „Aber Luca ist nicht Evgeny" sagt Andrzej. Ich nicke. „Das hat Nati auch gesagt. Und das stimmt ja auch, aber Angst hab ich trotzdem" antworte ich. „Das ist ja auch okay" sagt Andrzej ruhig. „Was mache ich denn jetzt?" frage ich verzweifelt. „Du musst mit Luca sprechen" antwortet Andrzej. „Erklär ihm das. Und wenn er dich so mag, wie ich glaube, dann versteht er das auch" Ich nicke. Andrzej hat Recht. Ich greife nach meinem Handy. „Was machst du?" fragt Andrzej. „Luca anrufen" antworte ich. „Jetzt?" fragt Andrzej. „Es ist halb 3" sagt er. Oh Gott, so spät?? Ich schaue Andrzej fragend an. „Na gut" sagt er dann. „Aber - wenn er nicht ran geht heißt das nichts, okay? Vielleicht schläft er einfach schon" meint Andrzej. Ich nicke. Dann wähle ich Lucas Nummer. Wie Andrzej gesagt hat, geht er nicht ran. „Hey, wir haben das vorher gesagt" meint Andrzej. Ich nicke. „Ja" Trotzdem geistert in meinem Kopf die Vorstellung, dass er darauf schaut und einfach nicht mit mir sprechen will. Andrzej streichelt mir über den Kopf. Was würde ich nur ohne ihn machen. Ich gähne. Kein Wunder, es ist ja auch halb 3. Ich schließe die Augen. Ich muss morgen trainieren. Oh man - ich muss morgen mit Luca trainieren! Bei dem Gedanken daran wird mir schwindelig. Ist er sauer? Oder enttäuscht? Will er überhaupt noch mit mir tanzen? Bleibt ihm wohl nichts anderes übrig...

Where words fail, music speaksWo Geschichten leben. Entdecke jetzt