Einen Monat später
,,Wie geht's dir?"
,,Blendend. Ich bin so froh wieder hier zu sein!"
Stille.
,,Warum hast du mich eigentlich abgeholt? Es ist nur ein zehn minütiger Weg."
Viktor drehte sich kurz zu mir, sein Grinsen wurde breiter und ich merkte wie mir warm ums Herz wurde. Er grinste und lachte die ganze Zeit und es war gar nicht so nervig. Es war irgendwie erfrischend.,,Nur? Es ist übelst kalt!"
Im Gegensatz zu mir, trug er einen stylischen, hellbraunen Schall und eine dicke Winterjacke. Außerdem trug er einen weißen Hoodie und darunter einen schwarzen Rollkragenpullover. Ich trug eine schwarze Jeans (wie eigentlich immer), einen schwarzen Pullover und den Reißverschluss meiner Winterjacke hatte ich nicht einmal zugezogen.,,Find ich nicht unbedingt."
,,Unmensch...", murmelte er leise.
Den restlichen Weg fuhren wir in kompletter Stille. Keiner sagte etwas, im Hintergrund lief leise das Radio. Ab und zu regte sich Viktor über den Verkehr auf. Es kam etwas unerwartet, dass er genervt auf das Lenkrad schlug, als jemand nicht so fuhr, wie er es wollte. Ich musste ein Lachen unterdrücken, ich dachte immer er sei ein ruhiger Typ, aber da lag ich wohl falsch.
Er warf mir einen gespielt bösen Blick zu, konzentrierte sich gleich aber wieder auf die Straße.„Ich hab Hunger.", erklärte er während wir ausstiegen, „Hast du schon gegessen?"
„Nein.", antwortete ich schnell.
Er lief los und ich beeilte mich um zu ihm aufzuholen.
„Worauf hast du Lust?",fragte er mich.
„Keine Ahnung... Entscheide du."
„Ich habe lange keine Currywurst gegessen."
„Gute Idee."Wir liefen zu einem Imbissladen. Ich wusste nicht genau wann sie ihn eröffnet hatten, aber sie verkauften wirklich gutes Essen und das schon seit Jahren! Wenn ich mit den Jungs unterwegs war, kam es nicht selten vor, dass wir hier stoppten und uns etwas bestellten.
Und Viktor und ich taten genau dasselbe. Wir bestellten uns etwas und liefen dann durch den Park während wir es aßen.
Die meiste Zeit erzählte er mir von seinem Studium und wie froh er war endlich frei zu haben. Er erzählte mir auch, dass er an manchen Tagen frustriert war, weil er mir nicht schreiben konnte, da er zu viel zutun hatte. Er fand es anscheinend entspannend mit mir zu sprechen und es lenkte ihm am Abend nach einem stressigen Tag ab.„Jetzt erzähl du."
„Da gibt's nix zu erzählen.", murmelte ich schnell.
„Doch, irgendwas muss es geben. Erzähl doch vom Training, wie läufts?"
„Gut. Hab die nächste Woche frei, weil mein Coach Urlaub hat. Außerdem ist bald Weihnachten."
Ich schmiss den jetzt leeren Papierteller in einen Mülleimer.
„Ich hab letztens Jax gesehen.", erzählte ich dann weiter, „Ich war so sauer."
Und jetzt musste ich ihm alles erklären.Ich erklärte ihm, wie er mich bei Wettkämpfen immer provozierte und dass ich in abgrundtief hasste. Er fand es lustiger als ich und lachte etwas. Außerdem erzählte ich ihm, dass er mich 'Schlumpfine' nannte und ich ihn deswegen immer besiegte. Ich sprach über irgendetwas und erinnerte mich dann an Schule.
Ich kam auf das Thema Jason, ich regte mich über ihn und Mathe auf, bis ich mitten im Satz stoppte und Viktor ansah. Ich weiß nicht warum, aber er sah mich trotzdem interessiert an.,,Sorry, ich rede zu viel.", entschuldigte ich mich dann schnell.
,,Hä? Wie kommst du jetzt darauf?", fragte er mich verwirrt, ,,Ich bin froh, dass du endlich mit der Sprache rausgerückt hast. Ist doch langweilig wenn nur ich spreche."
,,Stimmt auch wieder."[...]
,,Ich liebe den Song.", murmelte ich ich leise.
,,Echt?", fragte Viktor während er das Radio lauter stellte, ,,Ich auch."Die restlichen Minuten im Auto alberten wir etwas rum. Dabei war das Radio natürlich viel zu laut gestellt und ich musste ununterbrochen grinsen. Und ich hoffte wirklich sehr, dass Viktor das nicht sah. Nicht weil es mir peinlich war, sondern weil ich nicht mochte wie ich aussah, wenn ich lächelte. Vor allem auf Schulfotos. Die wenigen Male als Ash mich beim Grinsen ertappt hatte, meinte er ich sollte es öfter tun- da es zu mir passte. Vielleicht war es mir damals peinlich gewesen, aber ich versuchte wirklich alles, damit sie es nicht sahen. Warum wusste ich auch nicht genau.
Wir bogen in meine Straße ein und von Weitem erkannte ich, dass ein weiteres Auto in unserer Auffahrt stand. Ein weißer BMW, um genau zu sein. Der gehörte dann wohl meiner Mutter.
Ich erinnerte mich daran, dass sie das letzte Mal als sie hier war, einen grauen Jaguar gefahren ist. Es war ein älteres Modell und ein Erbstück ihres Vaters und meines Opas, leider ist er vor meiner Geburt verstorben und konnte ihn nicht kennenlernen. Aber damals kannte ich mich nicht wirklich mit Autos aus, genauso wenig wie heute, aber ihr Auto war definitiv grau gewesen.,,Ist was?", fragte Viktor als er das Auto langsam zum Stehen brachte.
,,Nein!", ich schnallte mich ab und stieg schnell aus, ,,Danke fürs Fahren."
,,Keine Ursache! Lass uns das wiederholen, ja?"
,,Ja! Bis dann!"Ich winkte ihm noch und lief dann zur Haustür. Als ich sie aufschloss, freute ich mich schon auf die Wärme, die von Außen zu spüren war. Obwohl ich es nicht zugab, mir war draußen schon ziemlich kalt gewesen. Das einzige was mir Sorgen bereitete, war dass ich laute Stimmen hörte. Es war nicht die normale Gespräch Lautstärke, es war wie als würden sich meine Eltern tatsächlich streiten.
Das hatte ich sowieso erwartet.
Schnell schloss ich die Tür hinter mir und merkte wie das Gespräch verstummte. Meine Mutter kam mit einem sanften Lächeln in den Flur. Ich erkannte sie fast nicht wieder, ihre Haare hatte sie kurz abgeschnitten und sie war noch dünner geworden. Nicht besorgniserregend viel, aber man bemerkte es. Das war wahrscheinlich Teil davon ein Model zu sein.
Sie zog mich in ihre Arme und strich mir durch meine Haare.
,,Du bist so groß geworden, Elias.", flüsterte sie. Ihre Stimme klang weinerlich und traurig, ,,Du weißt gar nicht wie sehr ich dich vermisst habe."Es fühlte sich komisch an von ihr umarmt zu werden. Nicht weil ich normalerweise niemanden umarmte, sondern weil sie es war. Ich wusste es selbst nicht so genau, aber es fühlte sich falsch an. Sie war selten zu Besuch da, meldete sich kaum und jetzt das?
Vielleicht interpretierte ich zu viel da rein.,,Ich dich auch...", flüsterte ich verwirrt und versuchte dabei überzeugend zu klingen.
Sie drückte mich von sich weg und musterte mich von oben bis unten.
,,Warum hast du deinen schönen Haare gefärbt?"
Und weg war die gute Stimmung. Ich seufzte.
,,Weil ich es wollte?"
,,Aber die hatten doch so ein schönes braun."
Sie nahm eine Strähne meines Haars in ihre Hand und drehte es.
,,Was interessieren dich eigentlich meine Haare?",fragte ich während ich nach hinten auswich.
,,Ich bin deine Mutter!"
Ich lief unter ihrem Arm durch und ging direkt in mein Zimmer.
,,Wo warst du dann die ganze Zeit?"
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Running
Teen FictionIn einem einfachen Café, in einer einfachen Stadt, an einem einfachen Tag, trafen sie aufeinander. Er war sehr introvertiert, es war schon ein Wunder gewesen, als er alleine in einem überfüllten Café saß und einem sehr extrovertiert, zudem noch frem...