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Ich drehte mich zu Ash, welcher mich mit einem erschrockenen Gesichtsausdruck ansah. Er dachte wahrscheinlich dasselbe wie ich.
Wäre Ian hier, wäre ich tot.

„Elisabeth?", hinterfragte er leise, er starrte mir intensiv in meine Augen. Wir beide hatten nichts gegen Elisabeth, nicht nur weil sie sehr nett wirkte, doch wegen dem was mit Ian passiert war, würde das definitiv kein gutes Ende haben.

Ich nickte und winkte lässig mit meiner Hand ab bevor ich aufstand und hinter Elisabeth ins Bad ging.
Es war die einzige Tür in diesem Haus, die man verschließen konnte und der einzige Raum, wo man das Licht von außen ausmachen konnte.
Elisabeth sah währenddessen fast schon zu glücklich und zufrieden aus. Ich wollte gar nicht wissen, was in ihrem Kopf vorging.

Die Tür wurde zugeschlossen und das Licht wurde keine Sekunde später ausgemacht. Ich lehnte mich gegen die Tür, an welcher weiche Bademäntel und ein Handtuch hing, während ich versuchte etwas in der Dunkelheit zu erkennen. Ich erkannte leichte, verschwommene Umrisse, leider nichts klares. Doch das würde sich in wenigen Minuten bestimmt wieder ändern.

„Tut mir leid, Elias.", hörte ich Elisabeths leise, schuldbewusste Stimme, „Also das mit Ian."
Es war für einige Sekunden leise bevor ich vorsichtig antwortete: „Ist es deine Schuld, dass du ihm einen Korb geben musstest?"
Sie nervt mich jetzt schon mit ihrem entschuldigen. Warum sollte mich das interessieren und was würde mir die Entschuldigung jetzt noch bringen?
„Aber ihr habt euch doch deswegen zerstritten!"

Ich seufzte laut auf und schloss genervt meine Augen. „Das geht dich doch gar nichts an!"

Und es war wieder Still. Ganz Still. Ich hörte sie sogar ganz leise atmen, so leise war es. Außerdem hörte ich meinen eigenen Puls und ein leises Rauschen im Ohr.
Plötzlich hinterließen ihre High heels ein unangenehmes Geräusch auf den Fliesen, was darauf schließen ließ, dass sie mir langsam näher kam. Viel zu nah. Dabei war das Bad schon so klein.
Ich hob meine Hand und stoppte Elisabeth einige Zentimeter vor mir. Erst jetzt bemerkte ich wie stark sie doch nach Alkohol roch. Sowas bemerkte man also nicht, wenn man selbst angetrunken war.

„Es wird nichts zwischen uns beiden laufen.", stellte ich ernst klar als ich sie ein wenig von mir wegdrückte. Ich hasse Partys.
Sie schritt einen Schritt zurück und setzte sich auf den Badewannenrand. Ich wusste wie enttäuscht sie deswegen sein musste.
„Du bist ja ganz nett und echt hübsch.", versuchte ich sie aufzumuntern, was wahrscheinlich sowieso nichts bringen würde, „Aber du bist einfach nicht mein Typ."

Sie murmelte etwas was ich nicht klar verstand.
„Was?"

„Gibt es eine andere?", rief sie schon fast und ich merkte wieder wie unmöglich es war, jemandem etwas zu erklären, der betrunken ist. Sie stand auf und stellte sich wieder vor mich, „Bist du in einer Beziehung oder liebst du schon jemanden?!"

„Nein."
„Warum korbst du mich dann?! Liegt es an mir?"
„Nein, das hab ich doch gesagt." Wie lange sind sieben Minuten? „Aber gerade wäre ich lieber mit Ian als eingeschlossen in diesem Raum."

Sie schnappte erschrocken nach Luft ich spürte wie sie ihren Zeigefinger in meine Oberkörper drückte.
„Du lügst!"

„Nein, ich lüge nicht.", seufzte ich genervt auf, „Ich sage was ich denke."
„Nein! Ich seh es dir an!"
„Man kann doch gar nichts erkennen!", wurde ich laut.

Sie wurde wieder still.
„Du konntest sagen, dass du mich hässlich findest.", murmelte sie.
Ich atmete tief ein und aus.
„Du bist unmöglich."

[...]

„Zum Schluss ist sie weinend aus dem Bad gelaufen.", erzählte ich mein Erlebnis auf der Party zu Ende. Im Großen und Ganzen fand ich es nicht schlecht auf der Party gewesen zu sein, aber ich fand es auch nicht sonderlich spannend und aufregend.

„Herzensbrecher Elias, klingt nicht schlecht, oder?", lachte Viktor am anderen Ende der Leitung.
„Hey!"
„Nur Spaß, keine Sorge.", verteidigte er sich schnell, „Ist noch etwas lustiges passiert?"
„Hab mich nur mit einem Typen geprügelt, nichts wildes aber..", versicherte ich mich während ich mich auf umdrehte und aus dem Fenster sah. Die Wolken waren dunkelgrau und dafür, dass es erst Mittag war, war es sehr dunkel, „Es regnet wieder."

„Du hast dich aber nicht verletzt, oder?", fragte er nun besorgter und ignorierte dabei das Zweite was ich gesagt hatte.
„Natürlich nicht, er hatte nichtmal eine Chance..."
„Und worum ging's?", ich hörte den belustigten Unterton aus seiner Stimme und konnte mir nur zu gut vorstellen, wie er mit seinen Augenbrauen wackelte, „Vielleicht um ein Mädchen?"

„Nein, er wurde einfach sauer, weil ich ihn angerempelt hatte.", antwortete ich etwas sarkastisch.
„Angerempelt?"
„Angerempelt. Aber eigentlich hab ich ihn nicht einmal berührt.", erklärte ich schnell, „Er hat mich zuerst geschlagen, also hab ich zurückgeschlagen. Außerdem war er voll betrunken."

„Und was ist danach passiert?", hinterfragte er.
„Das was ich dir gerade eben erzählt habe. Wir haben Sieben Minuten im Himmel gespielt und Elisabeth wurde sauer auf mich."

„Dann hattest du ja sehr viel Spaß auf der Party. Wie viel hast du eigentlich getrunken?", fragte Viktor weiter, „Leider hat mich kein besoffener Elias angerufen."
„So viel, dass ich gestern leichte Kopfschmerzen hatte." Er unterbrach mich sofort.
„Man, ich hatte etwas anderes von dir erwartet. Du bist zwar eher introvertiert, aber du wirkst wie einer der sich gern betrinkt."

„Das letzte Mal als ich auf einer Party war, war in der neunten oder zehnten Klasse. Aber selbst dann habe ich mich nicht betrunken, das tat dann Ash."
„Dann gehen wir mal zusammen feiern, ja?", schlug er vor, „Hier gibt es eine tolle Bar, meine beste Freundin Kira arbeitet dort, also bekommen wir Freundschaftsrabatt. Du kannst dann bei mir und Sebastian in der Wohnung bleiben und ich zeige dir dann auch die Stadt! Klingt das gut?"
„Passt."

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