43

116 10 0
                                    

,,Besser?"

Ich nickte.
Mein Vater war im Raum nebenan, ich wollte nicht das er zu viel mitbekam, was er dann gegen mich verwenden könnte. Oder auch einfach, damit er nicht zu viel wusste.
Und ich wollte definitiv keine peinliche Konversation mit ihm führen.

,,Ich hole mir aber noch was zum essen, bevor wir wieder ins Zimmer gehen.", murmelte ich während ich aufstand. Mein Kreislauf machte da gar nicht mit, aber ich überspielt es, ,,Wie viel Uhr haben wir eigentlich?"

,,Fünfzehn Uhr."
Habe ich gestern überhaupt was gegessen?

,,Dann mache ich mir noch einen Kaffee..", murmelte ich nochmal etwas leiser, ,,Willst du auch etwas?"

,,Naja, ich weiß nicht ob du jetzt noch Kaffee trinken solltest."

,,Hast du Angst, dass ich danach nicht mehr schlafen kann?", hinterfragte ich etwas belustigt. Die letzten Tage konnte ich sowieso nicht wirklich einschlafen.

,,Nein, aber Kaffee auf leerem Magen zu trinken, ist nicht gut für dich.", erklärte er.

,,Wenn du meinst."

,,Ich meine nicht, ich weiß es."

Ich zuckte mit meinen Schultern und sah in den Kühlschrank.

Mir wurde immer gesagt, dass wenn ich mich nicht entscheiden konnte, was ich essen wollte, dass ich gar nicht richtig Hunger hatte.
Jetzt hatte ich aber Hunger und es gab trotzdem nichts zu essen.

Schlussendlich belegte ich mir nur etwas Brot mit Käse. Früher war das immer mein Abendessen gewesen, weil ich entweder nicht kochen konnte oder nicht kochen wollte.

Ich biss in das Brot und wartete dann bis der Kaffee fertig war.
,,Willst du jetzt eigentlich auch etwas?", fragte ich während ich mich kurz zu ihm umdrehte. Er schüttelte seinen Kopf also drehte ich mich wieder zu der Kaffeemaschine um.
Ich wartete noch einige Sekunden bis der Kaffee fertig war und füllte ihn dann in meine Tasse.

Ich seufzte zufrieden, obwohl ich mir die Zunge verbrannt hatte. Aber wie sagt man so schön?
Ein Kaffee am Morgen, vertreibt Kummer und Sorgen.

Nur das es Nachmittag war und mein ganzer Kummer und meine ganzen Sorgen nicht verschwanden. Ich hatte nur endlich etwas im Magen.

[...]

Schon komisch.
Irgendwie ist alles so komisch.

Gerade war ich noch zu Hause gewesen, wo ich bis vor einigen Minuten noch in meinem Zimmer gesessen hatte und versucht habe meine Gedanken zu sortieren.
Jetzt war ich draußen.
Warum war ich draußen, obwohl es so heiß draußen war und ich am liebsten im Kühlschrank schlafen würde? Weil Viktor meinte, dass mir Sonne und frische Luft guttun würden.

Er hatte recht. Ich genoss es tatsächlich die Sonne auf meiner Haut zu spüren.
Und er erzählte mir von seiner Woche.

,,Wir haben uns zwei Katzen aus dem Tierheim zugelegt, Mimi und Mister. Du weißt gar nicht wie süß sie sind! Mimi ist im Gegensatz zu Mister sehr zurückhaltend. Ich hatte natürlich nicht erwartet, dass sie sich sofort an uns gewöhnt, ich bin schon froh wenn sie neben mir auf der Couch sitzt.", er lachte leicht, ,,Außerdem wollte wir zuerst nur Mimi mitnehmen, aber dann hat Mister einfach eine Verbindung zu Sebastian aufgebaut. Der ist einfach gekommen und wollte nicht mehr gehen und da konnten wir ihn nicht zurücklassen!"

Ich nickte zustimmend.

,,Ich kann mir denken, dass sie dich mögen würden.", meinte er bevor ihm etwas einfiel, ,,Erinnerst du dich noch, als ich dir erzählt habe, dass meine Mutter die besten Käsekuchen macht?"

,,Ein bisschen.."

"Ich hab das Rezept von ihr bekommen! Wir können ihn also zusammen backen!", er sah mich lächelnd an, ,,Also wenn du willst."

,,Gerne."

Ich freute mich. Ich freute mich wirklich sehr.
Endlich konnte ich wieder mehr Zeit mit Viktor verbringen, er würde mich ablenken und wir würden Spaß haben und ich müsste nicht die ganze Zeit daran denken, dass mein Herz so schnell schlug. Außerdem freute ich mich tatsächlich auf den Kuchen.

,,Und du?"

,,Was ich?"

,,Hast du nicht irgendetwas aus deiner Vergangenheit, an was du gern zurückdenkst?"

Ich überlegte.
Was habe ich früher gemacht, woran ich mich gerne erinnern würde?

,,Wie lange ist Vergangenheit?", hinterfragte ich.

,,Theoretisch alles ab gestern, aber auch das, als du noch ein Kind warst."

,,Okay...", ich überlegte etwas und antwortete dann vorsichtig, ,,Als ich ein Kind war, habe ich oft einfach nur auf dem Gras gelegen und in den Himmel geschaut oder ich war in der Stadt und bin durch den Park gelaufen und ich hatte nie über etwas nachgedacht. Das will ich wieder tun. Einfach über nichts nachdenken und alles auf morgen schieben."

,,Echt? Da kann ich dir helfen."

Ich sah ihn etwas von der Seite an und ignorierte seine Aussage.
,,Andereseits, wenn wir etwas aktuelleres nehmen, dann wahrscheinlich...", soll ich das wirklich sagen?

,,Dann?"

,,Naja, du munterst mich halt immer auf und deswegen erinnere ich mich gerne an unsere Gespräche und so..."

Das ist mir so peinlich...!

Er legte seinen Arm auf meine Schulter und drückte mich etwas gegen sich.
,,Ich auch.", gab er zu, ,,Immer wenn ich es schaffe dich aufzumuntern, bin ich selbst ein wenig glücklicher!"

,,Bist du immer traurig bevor wir sprechen?"

,,Nein! Das ist nicht was ich gemeint hatte!", er fing an etwas zu lachen, ,,Aber danach geht es mir immer noch besser. Besser als super gut."

RunningWo Geschichten leben. Entdecke jetzt