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,,Du meinst also, dass es ohne mich langweilig war?"

,,Etwas, mit dir war immer etwas los.", antwortete Alexis lachend, ,,Im guten Sinne natürlich."

,,Ist eigentlich auch egal. Ich wünschte trotzdem, dass ich nicht immer um fünf Uhr aufstehen müsste. Nach einiger Zeit wird das echt lästig."

Es wurde langsam dunkler und kälter draußen, was darauf deuten ließ, dass es langsam spät wurde. Heute Nacht würde es wieder einen sternenklaren Himmel geben- vielleicht könnte ich ja länger draußen bleiben und in den Himmel starren. Außerdem konnte ich morgen sowieso ausschlafen. Ich konnte also schlafen gehen, wann ich wollte.

,,Elias? Hast du zugehört?"

,,Nein, sorry."

,,Ich sollte mich langsam auf den Weg nach Hause machen und du wahrscheinlich auch.", wiederholte er sich.

Ich nickte und fing an meine Sachen zu sammeln. Wir hatten uns in einem Café getroffen, also bezahlten wir schnell und gingen raus. Draußen verabschiedeten wir uns noch einmal und Alexis fragte mich, ob er mich nicht nach Hause fahren sollte. Ich verneinte und dann trennten sich unsere Wege. Er lief zu seinem Auto, welches einige Meter weiter entfernt stand und ich lief zum Park. Egal wohin ich musste, ich lief fast immer durch den Park, wenn ich den Bus nicht nehmen konnte oder mein Vater nicht ausnahmsweise Zeit hatte mich zu fahren.

Also lief ich durch den Park und ließ mir dabei Zeit während ich gelegentlich zum Himmel aufsah und die Sterne beobachtete. Ich kannte mich zwar gar nicht mit Sternen aus, aber das würde mich nicht davon abhalten sie schön zu finden.
Irgendwann setzte ich mich sogar für ein paar Minuten auf eine Bank. Es war zwar kalt draußen und ich hatte mich nicht gerade warm angezogen, aber das war mir in diesem Moment egal. Ich wünschte mir auch, dass gerade jemand neben mir sitzen würde und mit mir die Sterne beobachten würde. Es wäre wahrscheinlich sogar etwas romantisch.

In der Ferne sah ich dann Fiona und Ash. Sie trugen beide etwas Schickes, also beschloss ich, dass sie auf einem Date waren. Doch was mich am meisten wunderte, war, dass Fiona noch mit ihm zusammen war. Ash war kein schlechter Mensch, aber wäre ich Fiona, wäre ich nicht mehr mit ihm zusammen. Alleine weil er sich als ein sehr anhänglicher und egoistischer Mensch herausgestellt hatte. Trotzdem werde ich Fiona nicht verurteilen, vielleicht war er ja besser zu ihr und sie bedeutete ihm wirklich etwas. Hoffentlich nutzte er sie nicht aus.

Dann fiel mir etwas ein, was gar nichts mit dem zutun hatte, was ich gerade gesehen hatte. Wenn mein Vater ein Werwolf war und er mit dem Mann sprach, weil es um diese Sache ging und Viktor dabei war, dann musste Viktor ein Werwolf sein. Und das bedeutete, dass er wusste, dass ich auch einer war. Davor war mir das auch nicht eingefallen. 

Aber über was sprachen sie? Ich konnte mir so viel erschließen, dass mein Vater und ich keinem Rudel angehörten, da ich sonst mehr wissen würde. Dabei war ich mir aber nicht hundert prozentig sicher. Es könnte also um etwas in dieser Richtung gehen. Vielleicht ging es nicht einmal um etwas, dass mit Werwölfen zutun hatte.

Mein Vater könnte auch einfach einen neuen Job suchen? Wobei das für mich eher weniger Sinn machen würde. Es gab also keinen Weg, wie ich herausfinden könnte, über was sie sprachen. Außerdem war es wichtig und ich weiß nicht, was wichtig sein könnte. Eventuell sprachen sie über mich, dann wäre es jedoch besser, wenn ich dabei wäre. Was sollten sie da auch besprechen?

Aber wirklich, wenn Viktor ein Werwolf war und er damals im Sommer vor zwei Jahren mit mir gesprochen hatte... vor zwei Jahren? So lange kennen wir uns schon?
Letztes Jahr im April war ich noch in der Schule gewesen und jetzt war ich mit der Grundausbildung bei der Bundeswehr fertig?
Wie zum Teufel war so viel Zeit vergangen?
Dieses Jahr werde ich auch noch zwanzig Jahre alt... Wie alt war Viktor nochmal als wir uns kennengelernt hatten? Zweiundzwanzig? Wenn ich noch Mathe kann, dann sollte er dieses Jahr vierundzwanzig werden und trotzdem hatten wir nie etwas gemacht, was man als 'typisch' bezeichnen könnte.

Wir waren nie zusammen feierm gewesen oder hatten uns über Beziehungen unterhalten. Selbst mit Ash war es nicht so gewesen- bis auf das eine Mal as wir zusammen auf einer Party waren und bei mir Bier getrunken hatten.

Und wenn ich jetzt noch zwei Jahre von zu Hause weg bin, dann wird er höchstwahrscheinlich mit seinem Medizinstudium fertig sein und dann können wir sowieso nichts mehr machen.

Verschwende ich meine Zeit mit ihm?

Hätte ich die anderen Wochenenden nach Hause kommen sollen, um Zeit mit ihm zu verbringen? Davor haben wir uns schon selten gesehen und jetzt ist es nur noch schlimmer.
Vor allem da ich nicht genau weiß, ob ich Wochenensdienst haben werde oder irgendwann sogar ins Ausland muss.

Nur ist es jetzt irgendwie zu spät.
Er war mir schon immer sehr wichtig gewesen, aber jetzt war es irgendwie anders. Ich merke schon wie unser Kontakt schlechter wird und ich habe Angst, dass wir irgendwann nicht mehr sprechen oder telefonieren werden.
Telefonieren war das Highlight meines Tages gewesen. Er hatte mich immer irgendwie aufgemuntert.
Ich bereue es wirklich, ihn nicht früher kennengelernt zu haben.

Oder ich hätte eine andere Karriere wählen sollen, doch das hätte nichts daran geändert, dass sein Traumberuf Arzt ist.

Das sollte aber nichts daran ändern, dass ich ihm wichtig bin. Immerhin war er immer für mich da gewesen und das auch wenn ich nicht wusste, warum es mir schlecht ging.
Im Nachhinein sollte ich ihm mehr Nachrichten schreiben, wenn ich Zeit habe und mehr nach Hause kommen. Ich hatte im nie genug Dankbarkeit gezeigt und wenn man von 'geben und nehmen' sprach, dann hatte ich ihm nicht genug gegeben. Ich war zwar ein Egoist, aber ich konnte ihm definitiv zurückgeben, was er nur gegeben hatte.
Ich vermisste ihn und das auf eine andere Weise als meinen Vater und Alexis. Mir wird schwer ums Herz, wenn ich darüber nachdenke wie unsere Freundschaft enden könnte und damit meine ich nicht, dass einer von uns stirbt, sonder eher, dass wir aneinander vorbeireden oder gar nicht mehr reden.

Vielleicht ist er ja noch zu Hause, dann kann ich endlich verstehen, worum es geht.

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